Deutsche Minderheit
Warum die Deutsche Privatschule Feldstedt Besuch aus Ibbenbüren hat
Warum die Deutsche Privatschule Feldstedt Besuch aus Ibbenbüren hat
Warum die DPF Besuch aus Ibbenbüren hat
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Ein Zufall hat dafür gesorgt, dass Schülerinnen und Schüler der deutschen Schule in Feldstedt und der Janusz-Korczak Schule in Ibbenbüren bei Osnabrück in Kontakt gekommen sind. Das grenzüberschreitende Projekt soll in regelmäßigen Kontakt und einem Schüleraustausch münden.
Dass das Leben aus Zufällen besteht, zeigt sich an der Deutschen Privatschule Feldstedt (DPF) wie im Bilderbuch. Denn ein Zufall war es, der die Schule der deutschen Minderheit in Nordschleswig und die Janusz-Korczak-Schule in Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen zusammengebracht hat.
Die Schule in Ibbenbüren hatte sich auf Fördergelder des Programms Erasmus+ beworben und diese für die Jahre 2023 und 2024 auch bewilligt bekommen. Mit der finanziellen Unterstützung sollen unter anderem Schüleraustausche und sogenanntes Job-Shadowing ermöglicht werden – auch in einem anderen Land. Im Fokus dabei steht etwa, andere Schulen kennenzulernen und mehr über die Kultur zu erfahren. Das Motto: „Beziehungen schaffen und aufrechterhalten“.
Beim Job-Shadowing geht es vordergründig um die Beobachtung der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen sowie die unterschiedlichen Unterrichts- und Schulkonzepte.
Zweitägiger Besuch
„Ich habe einzelne deutschsprachige Schulen abtelefoniert und bin dann in Feldstedt gelandet“, sagt Sonderpädagogin Astrid Oelgemöller. Hier nahm Viola Matthiesen den Hörer ab. „Der erste Kontakt war gleich sympathisch“, sagt die Schulleiterin der DPF. Seither gab es regelmäßige Telefonate und schnell stand fest, dass ein Vorbesuch stattfinden soll.
Die vergangenen zwei Tage waren neben Astrid Oelgemöller auch die beiden Förderschullehrkräfte Alina Baune und Nina Höffmann an der Schule in Feldstedt, um Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 sowie die Lehrkräfte kennenzulernen, im Unterricht zu hospitieren, und einen Ersteindruck der Arbeit und ein Gefühl für den Ort zu bekommen. Auch ein gemeinsames Essen stand auf dem Programm.
Ich habe einfach Schulen abtelefoniert und bin dann in Feldstedt gelandet.
Astrid Oelgemöller
Spezielle Förderung
„Es passt ganz gut, denn wie bei uns ist es hier ein kleines System, sehr persönlich und Größe, Alter und Klassen passen zusammen“, sagt Oelgemöller. Am Ende solle die ganze Schule in Ibbenbüren von dem Austausch mit Nordschleswig profitieren. Während die Deutsche Privatschule Feldstedt eine Regelschule ist, ist die Janusz-Korczak-Schule eine Förderschule, die von Schülerinnen und Schülern besucht wird, die sozialpädagogischen Unterstützungsbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung aufweisen.
Dort versuchen die Sonderpädagoginnen in enger Betreuung den Kindern zu helfen, in dem sie ihnen unter anderem durch ritualisierte Tagesabläufe, ein festgelegtes Regelsystem und ein hohes Maß an Beziehungsgestaltung mehr Sicherheit im Alltag geben. „Es gibt etwa Verhaltenstrainings, einen Klassenrat, soziale Gruppen für Jungen und Mädchen oder eine wöchentliche Kinderkonferenz“, sagt Oelgemöller. Zusätzlich umfasst die Schule diverse Förderprojekte und Projektklassen, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Einige Kinder könnten beispielsweise gar nicht normal beschult werden, weil ihre Konzentration nicht länger als zwei Unterrichtsstunden ausreiche, so die Förderschullehrerin. Hier gebe es dann andere Angebote.
Oelgemöller, Baune und Höffmann stellen in einer kleinen Präsentation am Donnerstagmittag einige der Aktivitäten vor, die von der 1. bis zur 10. Klasse je nach Altersstufe angeboten werden. So sollen etwa „Fit for Life“ (Fit fürs Leben) und Coolnesstrainings die älteren Schülerinnen und Schüler auf den Alltag vorbereiten, während jüngere Kinder beim sogenannten Babywatching in der Schule lernen, wie Mütter mit ihren Babys umgehen.
Kennenlernbriefe nach Feldstedt
Eines der Projekte ist auch die Erasmus AG. Dort treffen sich zehn Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse mittwochs für zwei Unterrichtsstunden. Zunächst haben die Kinder kleine Steckbriefe verfasst, die später per Post nach Feldstedt geschickt wurden. „Wir haben aber auch schon Hot Dogs gemacht“, sagt Oelgemöller.
Mitgebracht hatten die drei Lehrerinnen auch eine aufwendig gestaltete Box aus schwarzer Pappe, die sich mehrfach ausklappen lässt. Im Unterricht konnten die DPF-Schülerinnen und Schüler so mithilfe vieler kleiner Texte etwas über die Schule und den Unterricht in Ibbenbüren erfahren.
„Als Nächstes sind wir dran und stellen uns vor“, sagt Viola Matthiesen. Die Vorfreude ist auch den DPF-Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 5/6 anzumerken. Anne Sofie, Camille, Stella, Helena und Hanja finden es klasse, durch das Projekt neue Leute kennenzulernen. Helena freut sich besonders auf das Briefeschreiben und vielleicht eine Klassenfahrt nach Deutschland – „weil dann kein Unterricht ist“, sagt sie. Stella findet es toll, dass es eine Schule aus Deutschland ist.
Große Vorfreude
Auch in Ibbenbüren sei die Aufregung groß, sagen die drei Förderschullehrerinnen. Um ein paar Eindrücke aus Dänemark in ihre Erasmus AG mitzunehmen, haben Oelgemöller, Baune und Höffmann den örtlichen Supermarkt leergekauft, wie sie sagen. Lakritz, Kekse und Kuchen fahren mit zurück nach Deutschland, dänische Kronen und eine Menge Fotos ebenfalls.
„Wir haben gemerkt, dass auch hier das Interesse der Schülerinnen und Schüler groß ist“, sagt Höffmann. „Die Kinder haben 21 Fragen vorbereitet, um mehr über die Schule, über uns und die Fächer zu erfahren.“
Auch die Hospitanzen seien lehrreich gewesen. „Besonders interessant ist, dass hier auch gekocht und gebacken wird und alltagspraktische Dinge gelehrt werden“, so Nina Höffmann. „Auch dass es regelmäßige Leseförderzeiten in kleinen Gruppen gibt, ist etwas, dass wir gut bei uns in der Schule ausprobieren könnten“, sagt Oelgemöller. Für alle drei war auch der Besuch der SFO (Schulfreizeitordnung) eine neue Erfahrung.
„Wir hatten hier tolle, erlebnisreiche Tage“, sagt Oelgemöller. Die drei Sonderpädagoginnen haben sich herzlich empfangen und familiär aufgenommen gefühlt, so der Tenor vor der Abreise. Auch Viola Matthiesen spricht von einer „totalen Bereicherung“.
Klassenfahrt nach Dänemark
Die Freude auf die weitere Zusammenarbeit ist groß. Das Highlight der gerade entstehenden Beziehung zwischen beiden Schulen soll ein Besuch der Ibbenbürener Erasmus AG im Frühjahr in Feldstedt sein. Dazu haben die drei Lehrkräfte bei ihrem Vorbesuch nach Unterkünften geschaut und was man in der Nähe noch unternehmen kann. „Die drei sind bei Eltern eines Schülers untergekommen, die auf ihrem Hof ein Ferienhaus vermieten“, sagt Matthiesen. Dieses Haus könnte auch für den Besuch im kommenden Jahr gemietet werden.
Durch den erhöhten Betreuungsbedarf sei eine sorgfältige Planung wichtig. Das Ferienhaus biete gute Möglichkeiten, um etwa einen Gemeinschaftsraum oder eine Spielecke einzurichten, so Oelgemöller. Dort könne außerdem der Garten genutzt oder auch der Strand besucht werden. Auch soll dann gemeinsam eingekauft und gekocht werden.
Ereignisreiche Woche
Ein genauer Termin steht indes noch nicht fest. „Wir wollen es auf jeden Fall vor den Sommerferien machen, damit die jetzigen Sechstklässler davon noch etwas haben“, sagt Viola Matthiesen.
Für die drei Sonderpädagoginnen geht derweil eine ereignisreiche Woche zu Ende. Nach dem Unterricht am Dienstag brachen die drei nach Nordschleswig auf, noch am Donnerstagnachmittag ging es zurück nach Deutschland. „Ich habe heute Abend noch eine Lesenacht in der Schule“, sagt Alina Baune.