Vereinsleben
Sexismus: Ein Kompromiss für die MTV-Satzung
Sexismus: Ein Kompromiss für die MTV-Satzung
Sexismus: Ein Kompromiss für die MTV-Satzung
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Bei der Generalversammlung des Apenrader Sportvereins gab es zwei Anträge, die heiß diskutiert wurden. Es ging neben Sexismus um den Namen des Vereins, der seit 1864 besteht, wie kurz zuvor festgestellt worden ist. Der Vorstand konnte außerdem um zwei Mitglieder erweitert werden und für Familien sind die Beiträge geändert worden.
Soll es einen neuen Absatz über Sexismus in der Satzung des Männerturnvereins Apenrade von 1888 (MTV Apenrade) geben? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Mitglieder bei der Generalversammlung des MTV, die kürzlich im Haus Nordschleswig stattfand.
Der Antrag von Mitglied Maike Minor war deutlich: Es sollte ausführlich in der Satzung festgehalten sein, welche Richtlinien und Leitfäden gelten sollen. Die Satzung sollte dabei um einen Paragraf erweitert werden, so der Wunsch der Antragstellerin.
Ein Großteil des „neuen“ Paragrafen war aus den Sexismus-Richtlinien des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) übernommen, weshalb der MTV-Vorstand einen Gegenvorschlag zur Diskussion vorstellte. Im Vorschlag heißt es: „Geltende Werte, Politik und Richtlinien des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig und des Bundes Deutscher Nordschleswiger sind einzuhalten.“
Immer auf dem aktuellen Stand
Damit würden alle Vorgaben und Richtlinien gelten, die auch beim BDN und dem angeschlossenen Deutschen Jugendverband für Nordschleswig (DJN) gelten, erklärte Vorstandsmitglied Anja Eggert. So müsste die Satzung nicht wiederholt überprüft und mit weiteren wichtigen Zusätzen ergänzt werden, so Eggert. „Wir sind immer auf dem aktuellen Stand.“
Eine Frage sei jedoch besonders wichtig, so die Antragstellerin: An wen wendet man sich im Falle eines sexuellen Übergriffs? Ist der Vorstand für solche Fälle gut vorbereitet?
Hilfe für Sexismus-Opfer bei „AG Gleichstellung“
Dafür gebe es in der „AG Gleichstellung“ des BDN gleich mehrere Ansprechpartnerinnen und -partner, antwortete Versammlungsleiter Uwe Jessen auf die erste Frage. „Und dass sich der Vorstand regelmäßig in Bezug auf Sexismus fortbildet, kann in die Geschäftsordnung aufgenommen werden“, schlug Anja Eggert vor.
Einigung auf Satzungsergänzung
Nach langer Diskussion entschied sich die nötige Zweidrittelmehrheit der Versammlung, den Vorschlag des Vorstands als Ergänzung für Paragraf 1 der Satzung zu übernehmen.
Anpassung: Neuer Name für den Verein
Dann gab es einen weiteren Diskussionspunkt: Soll der MTV seinen Namen ändern. Bei der Generalversammlung des vergangenen Jahres ist der Vorschlag dazu gemacht worden und jetzt sollte die Entscheidung dazu fallen. Die Bezeichnung „Männerturnverein“ sei nicht mehr zeitgemäß und schließe eine Personengruppe aus, so die Begründung für den Antrag.
Eine Änderung sollte es mindestens geben, denn wie festgestellt wurde, ist der Verein schon einige Jahre älter als bisher angenommen: Das Gründungsjahr ist nicht 1888, sondern 1864.
Drei Vorschläge standen zur Wahl:
- Der Verein behält seinen Namen allerdings mit einem neuen Gründungsjahr „Männerturnverein Apenrade von 1864“, abgekürzt „MTV Apenrade“.
- Der Verein bekommt den Namen „Mein Turnverein Apenrade von 1864“, abgekürzt „MTV Apenrade“.
- Der Verein bekommt den Namen „Sportverein Apenrade von 1864“, abgekürzt „SV Apenrade“.
Die Geschichte behalten und erzählen, dass es schon seit über 100 Jahren auch Frauen im Verein gibt, die Sport treiben und im Vorstand mitarbeiten, argumentierte MTV-Vorsitzender Gösta Toft für den Verbleib der „Männer“ im Namen.
Der Männerturnverein ist Geschichte
„Die Geschichte kann besonders dann erzählt werden, wenn es einen anderen Namen gibt“, sagte Kassiererin Anja Eggert.
Nach einer ersten Abstimmung war schon klar: Die Mehrheit wollte sich vom „Männerturnverein“ trennen. Blieben noch die beiden anderen Vorschläge: MTV Apenrade und TS Apenrade.
Die nötige Zweidrittelmehrheit – weil auch das die Satzung beeinflusst – entschied sich für „Mein Turnverein Apenrade von 1864“.
Keine Familienmitgliedschaft mehr – dafür weniger Beitrag für Kinder
Zur Diskussion stellte der Vorstand den Vorschlag, die Familienmitgliedschaft (1.150 Kronen im Jahr) auslaufen zu lassen, denn „es sind nur sehr wenige davon betroffen und das Angebot ist sehr aufwendig in der Bearbeitung“, erklärte Kassiererin Anja Eggert.
Diese Mitgliedsform ist vor einigen Jahren eingeführt worden, „um neue Mitglieder zu werben und vor allem junge Menschen in den Verein zu bekommen“, wie Vorsitzender Toft berichtete. Doch geholfen habe das nicht.
„Wir sind mit unseren Beiträgen immer noch sehr günstig“, stellte Toft fest und bekam die Zustimmung der Versammlung.
Da die Streichung des Familienbeitrags insbesondere Familien mit mehreren Kindern finanziell sehr belaste, wurde aus dem Plenum der Gegenvorschlag eingebracht, dann zumindest den Beitrag für Kinder von 300 Kronen im Jahr auf 250 Kronen zu senken. Dieser Vorschlag überzeugte die Mehrheit der Anwesenden.
Neu im Vorstand
„Ich freue mich sehr, dass wir den Vorstand jetzt mit um zwei Mitglieder erweitern konnten“, sagte MTV-Vorsitzender Gösta Toft nach dem Punkt Wahlen auf der Tagesordnung, denn bisher bestand der Vorstand die vergangenen zwei Jahre nur aus drei Mitgliedern. „Jetzt können wir uns noch weitere Meinungen einholen und es kommen neue Ideen auf den Tisch“, ergänzte Toft.
Neu im Vorstand sind Monika Merz und Kirstin Lovejoy.