75 Jahre „Der Nordschleswiger“
Familiäre Atmosphäre spornte zu langer Zugehörigkeit an
Familiäre Atmosphäre spornte zu langer Zugehörigkeit an
Familiäre Atmosphäre spornte zu langer Zugehörigkeit an
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„Der Nordschleswiger“ wurde am 2. Februar 75 Jahre alt. Wir bringen im Laufe des Jubiläumsjahres eine Serie über uns selbst. Ehemalige Mitarbeiter blicken zurück auf ihre Zeit bei der Zeitung der deutschen Minderheit. In diesem Artikel erinnern sich Buchhalterin Margrethe Callesen und Vertriebsleiterin Tanja Klindt an ihren Dienst bei dem Medium.
Tanja Klindt hat 17 Jahre den Vertrieb des „Nordschleswigers“ geleitet. Die Ukerin kam im Herbst 2001 in das Medienhaus an der Schiffbrücke in Apenrade/Aabenraa. „Ich habe unter anderem die Abonnentenverwaltung gemacht“, erinnert sich Tanja Klindt an den breit gefächerten Aufgabenbereich.
Ausbildung in Dänemark, Berufserfahrung in Deutschland
Nach dem Schulgang in Uk/Uge und Tingleff/Tinglev, wurde die Minderheitendeutsche als Studentin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig in Apenrade entlassen. Danach wurde sie Absolventin der Wirtschaftsakademie im Fach Marketing.
„Nach der Ausbildung habe ich in einer Marketingabteilung in Deutschland gearbeitet“, erzählt Tanja Klindt. Der Wunsch, sich beruflich neu zu orientieren, kam nach der Geburt ihres ersten Kindes. Tanja Klindt bewarb sich im Herbst 2001 erfolgreich auf die Stelle beim „Nordschleswiger“.
Der Hausmeister als rettender Engel
Am Anfang ihrer Karriere hatte „Der Nordschleswiger“ parallel zu der Postzustellung der Zeitungen eigene Boten. „Wenn ich morgens zur Arbeit kam, bin ich als Allererstes in den Schuppen gegangen, wo die Zeitungspakete für die Boten abgelegt wurden, um zu sehen, ob alle Pakete weg waren“, sagt Tanja Klindt.
Falls Boten ausgefallen waren, musste die Vertriebsleiterin selbst die Zeitung austragen. Es sei denn, Hausmeister Andreas Petersen hatte sich der Sache angenommen. „Wenn ich Glück hatte, war Dres (Andreas Petersen, red. Anm.) schon mit den Zeitungen ausgerückt“, sagt die ehemalige Vertriebsleiterin.
Die Box tauchte plötzlich im Zollbereich auf, und wir konnten sie nachliefern lassen.
Tanja Klindt, ehemalige Vertriebsleiterin
Weihnachtsausgabe blieb auf der Strecke
Guter Kundenservice wurde beim „Nordschleswiger“ großgeschrieben, und deswegen hat ein Zwischenfall am Anfang ihrer Karriere einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen.
„Die Weihnachtsausgabe der Zeitung war verschwunden“, erklärt Tanja Klindt. Die Gitterbox mit der kompletten Zeitungslieferung hatte sich in der hektischen Weihnachtszeit auf dem Gelände des Postverteilungszentrums in Fredericia in Luft aufgelöst. Die Gitterbox konnte erst Tage später geortet werden. „Die Box tauchte plötzlich im Zollbereich auf, und wir konnten sie nachliefern lassen“, weiß Tanja Klindt.
Für viel Arbeit gesorgt habe es auch, wenn sich ab und an ein Postsack im Zentrum in Fredericia oder in den Posthäusern in Nordschleswig versteckte und die Zeitung nicht tagesaktuell ausgetragen werden konnte. „Dann habe ich viel telefoniert“, sagt Tanja Klindt und lacht. Manchmal habe es auch witterungsbedingt Probleme mit der Zeitungslieferung gegeben. Dann musste die Vertriebsleiterin auch um die Geduld und das Verständnis der Leser bitten.
Die Zeitung muss raus
Während ihrer Zeit beim „Nordschleswiger“ sei auch die schrittweise Umstellung der Zeitungslieferung mit der Post und den eigenen Boten auf den Botendienst „DAO“ (Dansk Avis Omdeling) erfolgt. Die Neuausrichtung kam zu einem Zeitpunkt, wo es immer schwieriger wurde, eigene Boten, die vorwiegend im städtischen Bereich eingesetzt wurden, zu rekrutieren.
Die Umstellung erfolgte in mehreren Schritten und sei auch durchgeführt worden, um einen besseren Service gewährleisten zu können, unterstreicht Tanja Klindt. Als „PostNord“ sonnabends keine Kunden mehr belieferte, habe man, so Klindt, „einen großen Schwung Abonnenten von der Post abgezogen und auf den Botendienst umgestellt“.
Die Zeitungen wurden in den vergangenen rund 30 Jahren von Fahrer Dirk Putzki vom Fuhrunternehmen „Paasch“ von der Druckerei in Deutschland über die Grenze nach Dänemark gefahren. Die Tour ging direkt ins Postzentrum nach Fredericia und zum Botendienst nach Kolding, ehe Putzki auf dem Rückweg Apenrade ansteuerte, um im Medienhaus die letzten Zeitungspakete abzuliefern.
Die Zeitungsstimme im Radio
Mit ihrer freundlichen Telefonstimme und zuvorkommenden Art bereitete Tanja Klindt nicht nur Lesern und Geschäftsverbindungen einen positiven Einstieg in das Medienhaus. Ihre Flexibilität brachte ihr auch einen „Nebenjob“ in der Redaktion.
Diese Aufgabe machte sie nordschleswigweit als Nachrichtensprecherin bekannt. Bei personellen Engpässen in der Redaktion las sie die Manuskripte. „Es war schon etwas ungewohnt, die eigene Stimme im Radio zu hören“, schmunzelt Tanja Klindt. „Der Nordschleswiger“ sendet seit Januar 2004, erst bei „Radio Mojn“ und später bei „skala.fm“ Nachrichten in deutscher Sprache.
Positionswechsel innerhalb der Minderheit
Tanja Klindt wechselte im Spätsommer 2018 vom „Nordschleswiger“ ins Haus Nordschleswig.
Sie hatte vor knapp drei Jahren die Chance, neue Herausforderungen bei der deutschen Minderheit in Angriff zu nehmen. Die 48-Jährige arbeitet seitdem bei der Dachorganisation der Minderheit, dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), und dessen politischer Vertretung, der Schleswigschen Partei (SP). Im Moment arbeitet sie in Zusammenarbeit mit dem Werbebüro „Setoff“, daran, die Homepage für die Wahlen vorzubereiten.
„Ich bin nicht weggegangen, weil es mir nicht gefiel beim ,Nordschleswiger‘, wo ich nette Kollegen hatte und eine familiäre Atmosphäre herrschte“, sagt Tanja Klindt. Der Übergang ins Haus Nordschleswig sei ihr leichter gefallen, weil ein Großteil der Leser des „Nordschleswigers“ auch zum „Stammpublikum“ des BDN und der SP gehören. „Es sind oft dieselben Leute, die man wiedertrifft beim BDN. Das war ein gutes Grundgerüst für mich“, sagt Tanja Klindt.
1971 bis 2006: Margrethe Callesen führte die Buchhaltung
Margrethe Callesen aus Tingleff hat dem „Nordschleswiger“ über 35 Jahre die Treue gehalten. Die Buchhalterin kam im Juni 1971 zu der Zeitung. Nach einer Einarbeitungszeit von sechs Monaten übertrug Geschäftsleiter Heinrich Hänel ihr die Leitung der Buchhaltung. „Ich bin in all den Jahren immer gerne zur Arbeit gefahren. Es war eine schöne Zeit mit netten Kollegen“, resümiert Margrethe Callesen.
Fünf Chefs in 35 Jahren
Die Buchhalterin im Ruhestand lebt seit 2012 in Tingleff. Als sie noch im Berufsleben stand, war Gaarskjär/Gaaskær der Lebensmittelpunkt der gebürtigen Wilsbekerin/Vilsbæk. Nach dem Realexamen machte Margrethe Callesen Ende der 1950er Jahre eine dreijährige Lehre für Büromanagement in einem Korn- und Futterstoffunternehmen in Schafhaus/Fårhus. Danach sammelte sie solide Berufserfahrung bei drei Unternehmen, die alle im Raum Apenrade/Aabenraa angesiedelt waren.
„2021 ist es 50 Jahre her, dass ich beim ,Nordschleswiger‘ anfing. Ich habe fünf Chefs gehabt“, blickt Margrethe Callesen zurück. Dem Verlagsleiter Heinrich Hänel folgten Carsten Kromand, Heinrich Hilbrecht und Eckhardt Klahn. Christian Andresen übernahm 1996 die Geschäftsführung.
Als Dokumentation für bemerkenswerte Ereignisse beim „Nordschleswiger“ stellte Margrethe Callesen ein privates Archiv zusammen. Die kleine Sammlung enthält unter anderem Ausschnitte aus Zeitungsartikeln, in denen über Jubiläen und andere Feierlichkeiten berichtet wird.
2021 ist es 50 Jahre her, dass ich beim ,Nordschleswiger‘ anfing
Margrethe Callesen, Buchhalterin im Ruhestand
„Zahlenjoungleurin“ hielt sich auf dem Laufenden
Aufgaben und Anforderungen habe es in den 35 Jahren ihres Wirkens genug gegeben, sagt die „Zahlenjongleurin“ im Ruhestand. Margrethe Callesen beschäftigte sich mit typischen Aufgaben innerhalb ihres Fachbereichs in enger Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer. „Ich habe unter anderem die Debitorenbuchhaltung gemacht und an der Budgetplanung mitgewirkt“, erinnert sie sich. Die Buchhalterin zählte unter anderem auch die Erstellung der Meldungen für die Auflagenkontrolle und den Kontakt zum Wirtschaftsprüfer zu ihren Tätigkeiten. Callesen hatte auch etliche Auszubildende unter ihren Fittichen.
In den Anfangsjahren arbeitete sie mit Schreibmaschine und Rechenmaschine. Später kam die Buchungsmaschine hinzu, und dann sei der Verlag peu à peu auf die EDV umgestiegen. Das habe, wie sich Margrethe Callesen erinnert, Anpassungsbereitschaft und Weiterbildung in der digitalen Datenverarbeitung erfordert.
Die Frau mit den Gänsen und den frischen Landeiern
In ihrer Eigenschaft als Buchhalterin spielte die nun 81-Jährige nicht nur eine wichtige Rolle im Arbeitsalltag des Medienhauses. Vielen Nordschleswigern ist Callesen auch als Gänsezüchterin bekannt.
Etliche Jahre kamen die Gänse, die es beim vorweihnachtlichen Preisrätsel des „Nordschleswigers“ zu gewinnen gibt, von ihrem Hof. Margrethe Callesen und ihr Ehemann Carl Heinz Callesen bewirtschafteten in Gaarskjär einen Familienhof.
„Ich habe bis zu 50 Gänse gehabt“, erinnert sich Margrethe Callesen. Die Geflügelzucht erlebte einen Aufschwung aufgrund des Preisrätsels. „Das mit den Gänsen hat sich herumgesprochen und die Nachfrage nach unserem Geflügel angespornt“, sagt die Tinglefferin.
Margrethe Callesen verwitwete 2003. Sie blieb auf dem Familienhof, bis ihr ältester Enkel, Daniel Callesen, vor neun Jahren seine landwirtschaftliche Ausbildung in der Tasche hatte und das Anwesen übernehmen konnte.
Sie ist dankbar, dass der Betrieb von einem Familienmitglied fortgeführt wird. Die Landwirtschaft war immer ein wichtiger Teil ihres Lebens. Frühmorgens, bevor sie sich auf den Weg machte zum „Nordschleswiger“, fütterte sie die Kälber. Ihre frischen Eier aus der eigenen Hühnerzucht waren beliebt im Kollegenkreis. „Die Kollegen konnten Eier bei mir bestellen“, erinnert sich Margrethe Callesen.
Mit Freude denkt die Rentnerin auch daran zurück, dass sie im Dezember 2020 erstmals eine Gans gewann beim Preisrätsel. Als Mitarbeiterin habe sie selbstverständlich nicht an dem Preisausschreiben teilnehmen können. „Geschäftsführer Christian Andresen hat mir die Gans gebracht. Ich war sehr überrascht und auch sehr, sehr froh“, sagt Callesen.
Freiwillige Helferin
Callesen kann auch im Ruhestand ihr Flair für Zahlen einbringen. Die Tinglefferin ist freiwillige Helferin der Hilfsorganisation „Kirkens Korshær“. Sie ist Kassiererin der Tingleffer Abteilung und packt im Geschäft mit an. Des Weiteren ist Callesen aktives Mitglied des Sozialdienstes Nordschleswig. Sie hilft dem Vorstand, wenn bei praktischen Aufgaben Not am Mann ist.