Ehemaligenfest
Vier Generationen Deutsche Schule Tingleff
Vier Generationen Deutsche Schule Tingleff
Vier Generationen Deutsche Schule Tingleff
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Sie sind nicht alle beim Ehemaligenfest am Sonnabend dabei, haben aber alle die Einrichtung besucht bzw. tun es gerade. Die Familie Hartung mit Oberhaupt Hansi ist mittlerweile in vierter Generation an der Deutschen Schule Tingleff.
Mie ist die Jüngste im Bunde und drückt als Erstklässlerin noch die Schulbank. Mama Susanne, Oma Hella und Uropa Hansi Hartung haben ihre Schulzeit an der Deutschen Schule Tingleff hingegen hinter sich und wären am Sonnabend somit allesamt „berechtigt“, am großen Ehemaligenfest in der Sporthalle teilzunehmen.
Hansi lässt die Party mit seinen 89 Lenzen allerdings aus und auch Susanne kann diesmal nicht teilnehmen.
„Es passt leider zeitlich nicht. Ich wäre gern dabei gewesen“, so die 35-Jährige bei einem Treffen auf dem Schulhof ihrer einstigen Wirkungsstätte. Sie machte ihren Abschluss Anfang der Jahrtausendwende.
Grund zum Feiern
Anders sieht es da bei Hella Hartung aus. „Ich bin auf jeden Fall wieder dabei. Ich habe mich mit Klassenkameradinnen und Klassenkameraden in Verbindung gesetzt und vereinbart, dass wir uns um 15 Uhr bei mir in Tingleff treffen, anschließend noch kurz die Schule besuchen und dann zum Fest in die Halle gehen, wo wir es krachen lassen wollen“, so die 65-Jährige mit einem Lachen.
Sie machte Anfang der 70er Jahre ihren Abschluss und hat als bekennende Volksgruppenangehörige natürlich auch alle ihre fünf Kinder an die Schule geschickt. Mit Mie ist nun auch die Enkelin in der Einrichtung.
Der Abschluss von Hansi Hartung liegt noch weiter zurück. „Ich wurde damals noch im alten Schulgebäude an der Hauptstraße unterrichtet“, erzählt der 89-Jährige.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945, als deutsche Schulen in Nordschleswig den Betrieb einstellen mussten, wurden Hansi Hartung und seine deutschen Mitschülerinnen und Mitschüler vorübergehend über das dänische Schulsystem unterrichtet.
Lehrer nach Kriegsende erst einmal weg
Der Unterrichtsbetrieb für Kinder aus der Volksgruppe wurde dann allmählich wieder aufgenommen, leicht war der Neuanfang allerdings nicht.
„Unser Lehrer Paul Callesen kam ins Fårhuslager. Er stand erst einmal nicht zur Verfügung. Er kam aber relativ schnell wieder zurück“, erinnert sich Hansi Hartung noch gut an jene Zeit, als Volksgruppenangehörige als mutmaßliche Nazi-Sympathisanten im umfunktionierten Fröslevlager, einst Internierungslager des Naziregimes, eingesperrt wurden.
„Als ich konfirmiert werden sollte, mussten auch gleich zwei deutsche Pastoren weg. Es endete dann damit, dass ich dänisch konfirmiert wurde“, so Hartung, der als Tingleffer Urgestein so einiges über den Ort und die Ereignisse vergangener Tage zu erzählen weiß.
Die Zeiten haben sich geändert, der Alltag und der Unterricht an den deutschen Schulen laufen im Vergleich zu Hansi Hartungs Kindheit ganz unbeschwert. Seit dem Wiederbeginn nach dem Kriegsende ist der Schulbetrieb nahezu reibungslos weitergelaufen.
In Erinnerungen schwelgen
Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Personal haben über Jahrzehnte so einiges erlebt.
Bei vielen ist die Schulzeit mit guten Erinnerungen verbunden. Diese Erinnerungen können Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ehemaligenfests am Sonnabend in Tingleff nun noch einmal austauschen und hochleben lassen.
Mie muss sich noch etwas gedulden. Beim übernächsten Mal – ein Fünf-Jahres-Turnus ist angestrebt – kann dann auch sie als Ehemalige beim Wiedersehen teilnehmen und es, wie Oma, krachen lassen.