Schleswig-Holstein

Bahnverkehr: Flensburg soll doch Bus nach Pattburg bekommen

Bahnverkehr: Flensburg soll doch Bus nach Pattburg bekommen

Bahnverkehr: Flensburg soll doch Bus nach Pattburg bekommen

Carlo Jolly/shz.de und Gerrit Hencke
Flensburg/Pattburg
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Buslinie 39
Die Buslinie 39 soll nach Pattburg verlängert werden. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Ein Bus in den Grenzbahnhof Pattburg soll den Norden von Schleswig-Holstein an den Fernverkehr der Bahn anbinden. Wem die Idee nicht gefällt.

Im regionalen Bahnverkehr zwischen Kiel und Flensburg (Flensborg) sitzen Pendlerinnen und Pendler bereits seit Monaten in Ersatzbussen. Jetzt schlägt das Verkehrsministerium in Kiel vor, Flensburg als drittgrößte Stadt des Landes Schleswig-Holstein mit einem zweistündigen Shuttlebus in den dänischen Grenzbahnhof Pattburg (Padborg) an den Fernverkehr Hamburg – Kopenhagen anzubinden.

Diese Möglichkeit biete sich nun dem Ministerium zufolge besonders an, weil die Züge ab Dezember besser getaktet seien. Die Bahnen Richtung Süden nach Hamburg und Richtung Norden nach Kopenhagen träfen dann in Pattburg nahezu zeitgleich ein: „Durch diese Fahrplanänderung besteht nach meiner Ansicht die ideale Möglichkeit, mit einer zweistündlich verkehrenden Buslinie von Flensburg nach Pattburg die Fernzüge in beide Richtungen optimal anzubinden“, heißt es in einem Brief des Kieler Verkehrsstaatssekretärs Tobias von der Heide (CDU) an Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer, der „shz.de“ vorliegt. In Schleswig-Holstein halten die Fernzüge von Hamburg nach Kopenhagen ausschließlich in Schleswig.

Die Wirtschaftlichkeit einer Verlängerung der Buslinie wurde in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten angezweifelt.

SSW übt Kritik 

„Während in Kiel und Lübeck schnelle ICE an schick sanierten Bahnhöfen halten, schaut der nördliche Landesteil in die Röhre“, sagt Stefan Seidler, Bundestagsabgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW). „Bei den unterschiedlichen Entwicklungen im Land wird mir langsam echt unwohl“, schimpft Seidler. „Und es wird noch schlimmer, etwa wenn in Dagebüll die IC-Kurswagen zur Fähre entfallen und die dänischen Regionalzüge nicht mehr zum Flensburger Hauptbahnhof fahren.“ 
 
Für Seidler ist Flensburgs Fernverkehrsanbindung ein Test, wie ernst Minister Claus Ruhe Madsen (CDU) es mit der Anbindung des Grenzlandes meint. „Die Leute fühlen sich abgehängt.“ 

Mittwoch im Wirtschaftsausschuss 

Eigentlich sollte an diesem Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags über einen zusätzlichen Bahn-Halt in Flensburg-Weiche diskutiert werden, das im Gegensatz zum Bahnhof Flensburg direkt an der Jütlandroute des Fernverkehrs liegt. Der SSW und die Grünen wollen dort ein Bahnsteig realisiert sehen, um von Weiche aus in Regional- und Fernverkehrszüge steigen zu können. Laut der SSW-Landtagsabgeordneten Sybilla Nitsch wurde das Thema aber kurzfristig von der Tagesordnung genommen und vertagt.
 
Eine Verlängerung der Buslinie 39 als Zubringer nach Pattburg lehnt ihre Partei ab. Diese könne höchstens eine Übergangslösung sein, so die Politikerin. „Das allerdings würde voraussetzen, dass wir ein klares Bekenntnis zum Fernbahnhof Weiche brauchen.“ Der Ansatz sei klar: „Der Bahnhof Weiche soll als Fernverkehrshalt fit gemacht werden, um Flensburg schnellstmöglich wieder auf handfeste Weise in das Fernzugnetz einzubinden.“ Alles andere würde zu einem riesigen „Wettbewerbsnachteil für die ganze Region“ führen, so Nitsch.
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