Deutsche Minderheit

Eine halbe Million Kronen: Mehr Minderheit im Unterricht

Eine halbe Million Kronen: Mehr Minderheit im Unterricht

Eine halbe Million Kronen: Mehr Minderheit im Unterricht

Gravenstein/Gråsten
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Schulleiter Niels Westergaard im neuen Jubiläums-T-Shirt der Förde-Schule. Foto: Anna-Lena Holm

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Mehr Fakten zur deutsch-dänischen Geschichte: Eine Arbeitsgruppe aus Geschichtslehrern soll neues Unterrichtsmaterial ausarbeiten. Schulleiter Niels Westergaard erzählt, wie diese Initiative zustande kam, und verrät, welche Ideen bereits entstanden sind.

Was ist unsere Geschichte, und was macht uns als Minderheit aus? Das sind Leitfragen, die künftig vermehrt Thema in Nordschleswigs Klassenzimmern werden sollen. Das soll den Lehrkräften mithilfe von neuem Unterrichtsmaterial gelingen.

„Ich habe schon viele Jahre gemerkt, dass unsere Schüler eigentlich viel zu wenig über die Minderheit wissen“, erzählt der Schulleiter der Förde-Schule – die Schule der deutschen Minderheit in Gravenstein –, Niels Westergaard. „Ich finde das beschämend.“

Darüber, dass sich daran etwas ändern muss, sind sich Westergaard und sein Stellvertreter Lars-Peder Thomsen nicht erst seit Kurzem einig. Konkreter wurde es aber erst, als Florian Wittmann Teil des Kollegiums wurde. Ein frisch ausgebildeter Lehrer, der laut Westergaard „wie gemacht ist für dieses Projekt“. Wittmann studierte Geschichte und ist selbst Teil der deutschen Minderheit.

Aus Einzel- wurde Gemeinschaftsprojekt

„Unsere Idee war eigentlich etwas für die Förde-Schule zu machen. Wir haben uns dann beim pädagogischen Tag mit allen Lehrern zusammengesetzt, waren anschließend im Deutschen Museum in Sonderburg und haben mit dem Museumsleiter Hauke Grella gesprochen. Und haben dann gemeinsam gebrainstormt, was wichtige Inhalte und Eckpunkte wären“, erinnert sich Westergaard an die ersten Schritte.

Wichtig ist, dass man das Ganze irgendwie systematisiert.

Schulleiter Niels Westergaard

Schulrätin Anke Tästensen habe sich nach Gesprächen sehr angetan gezeigt, und so entstand laut Westergaard aus einem Förde- ein Minderheiten-Schulen-Projekt. 

Nun hat der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit, auf seiner jüngsten Sitzung fast eine halbe Million Kronen für das Projekt „Minderheit in der Schule“ bewilligt.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus drei Geschichtslehrerinnen und -lehrern, soll das Unterrichtsmaterial gemeinsam erarbeiten – Wittmann ist einer davon. 

Faktenwissen vermitteln

Dadurch, dass das schulinterne Projekt zu einer Idee für die ganze Minderheit geworden ist, könne man so statt in Ordnern abgeheftete Kopien, zum Beispiel Hefte mit schönem Einband gestalten, freut sich der Schulleiter, und hat schon so seine Vorstellungen: 

„Ich wünsche mir Material, das Kinder motiviert. Was aber auch die Prämisse haben muss, dass auch Lehrer, die nicht aus der Minderheit kommen, das Material umsetzen können. Es muss einigermaßen selbsterklärend sein und vielleicht eine Lehrerhandreichung dazugeben.“ 

Die Idee ist von hier, aber das kommt Ergebnis von allen.

Schulleiter Niels Westergaard

Vorteil eines Gesamt-Projekts

Westergaard sieht es als absoluten Vorteil an, dass es zu einem gemeinsamen Projekt aller deutscher Minderheiten-Schulen geworden ist. So könnten alle Ecken Nordschleswigs dazu beitragen, dass vielleicht auch lokale Themen in das Angebot mitaufgenommen würden. 

„Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Bewusstsein dafür bekommen, wie selten Minderheiten es so gut haben wie wir und erkennen, dass wir eine Vorbildposition innehaben“, so Westergaard.

Aber auch Fakten seien wichtig. Meilensteile der Minderheiten-Geschichte seien angedacht, die auf großen Aufklebern der Reihenfolge nach – wie auf einem Zeitstrahl – auf Wänden oder Böden von Kindergärten, aber auch diversen anderen Institutionen in der Minderheit angebracht werden sollen.

 

Es soll kein missionierendes Material sein, das da entsteht. Es geht nicht darum, dass die Schüler, die damit gearbeitet haben, danach deutscher oder mehr Minderheit sind.

Schulleiter Niels Westergaard

„Kein missionierendes Material“

„Wichtig ist, dass man das Ganze systematisiert“, sagt Westergaard. 

Ein gemeinsamer, einheitlicher Geschichtskanon für die Minderheit schwebt dem Schulleiter vor. So stehe fest, welche Themen in den jeweiligen Jahrgängen vermittelt werden.

Westergaard rechnet mit einer Einarbeitungsphase von bis zu zwei Jahren. Dann werde das Material erprobt und nach Rückmeldungen und möglichen Änderungen eine endgültige Fassung erstellt, die dann einige Jahre Bestand haben dürfte. 

Eines ist Westergaard außerdem wichtig: „Es soll kein missionierendes Material sein. Es geht nicht darum, dass die Schüler danach deutscher oder mehr Minderheit sind.“

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