Deutscher Jugendverband

„Man wird ins kalte Wasser geworfen – aber im guten Sinne“

„Man wird ins kalte Wasser geworfen – aber im guten Sinne“

„Man wird ins kalte Wasser geworfen – im guten Sinne“

Jonna Heiser
Knivsberg /Knivsbjerg  
Zuletzt aktualisiert um:
Maja Wallraff lächelnd
Maja Wallraff arbeitet als Freiwillige auf dem Knivsberg. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Am Sonnabend, 15. Juni, findet wieder das Knivsbergfest statt. Dort versammelt sich die ganze deutsche Minderheit zu Sport, Spiel, Spaß und Unterhaltung. Aber wie wird dieses Fest eigentlich vorbereitet und von wem? Maja Wallraff berichtet über ihr Freiwilliges Soziales Jahr auf dem Knivsberg – und die Vorbereitungen auf das Fest.

Hinweis: Das Knivsbergfest wurde am Freitagmittag aufgrund des Wetters abgesagt

„Man wird ins kalte Wasser geworfen – aber im guten Sinne“, sagt Maja Wallraff über ihren ersten Tag auf dem Knivsberg. Sie und die anderen Freiwilligen Jerome und Constantin waren vom ersten Tag an Teil des Teams der Bildungsstätte Knivsberg – und dieses Gefühl bleibt bis heute.

FSJ am Knivsberg

Maja Wallraff absolviert seit September vergangenen Jahres ein FSJ, also ein Freiwilliges Soziales Jahr, auf dem Knivsberg. Dort heißt es für sie, die Verantwortung für die Betreuung der Gruppen übernehmen, Hilfe bei der Organisation, Leitung und Verwaltung von Veranstaltungen leisten und die Homepage bearbeiten und pflegen. Die Freiwilligen können auch eigene Projekte planen und umsetzen und dafür die von der Bildungsstätte bereitgestellten Ressourcen nutzen. 

 

Maja und Constantin stehen auf dem Knivsberg
Constantin und Maja auf dem Knivsberg Foto: Karin Riggelsen

Warum Dänemark?

Viele FSJler entscheiden sich für ein Land, weit weg von zu Hause, aber Maja reizte gerade die „Nähe“ zu ihrer Heimstadt Bremen. Der Gedanke, ihre Familie immer mal wieder besuchen zu können, war ein ausschlaggebender Faktor für sie.

Außerdem gefiel ihr das Programm am Knivsberg besonders gut. Während man bei den meisten anderen FSJ-Angeboten oft nur mit Menschen arbeitet, so arbeitet man beim Knivsberg eben auch viel in der Natur und hat generell ein sehr abwechslungsreiches Aufgabenfeld.

Dänemark im Vergleich zu Deutschland 

„In Dänemark ist einfach alles viel entspannter, das Miteinander funktioniert besser“, sagt die 19-Jährige. Jeder helfe jedem und es gebe keine ,Hierarchie‘. „Alle packen gleich viel mit an und, auch wenn natürlich jeder seinen eigenen Aufgabenbereich hat, so scheut sich doch keiner davor, Aufgaben von dem anderen zu übernehmen. Auch der Chef macht sich mal die Hände schmutzig und nimmt dem Hausmeister etwas ab“, erzählt Maja.

Als Nachteil zu ihrer Heimatstadt, die mit knapp 570.000 Einwohnern doch um einiges größer ist als der Knivsberg, fällt ihr auf, dass sie doch gerne noch etwas mehr Unternehmensmöglichkeiten hätte. Die Optionen sind doch etwas begrenzter, als sie es bisher gewohnt war.

Aber durch die neu gewonnene freie Zeit, hat Maja ihr Hobby, das Fotografieren, noch weiter verinnerlicht. Sie hat einige Onlinekurse belegt und konnte dadurch die Landschaft, die der Knivsberg zu bieten hat, optimal nutzen.

Constantin liegt und guckt die im Schneidersitz sitzende Maja an
Foto: Karin Riggelsen

Vorbereitungen auf das Knivsbergfest

Die Vorbereitungen für das Knivsbergfest laufen schon seit knapp einem Monat. Am meisten Zeit beansprucht das Gelände, fast jeden Tag muss Unkraut gezupft und die Bar, an der es alkoholfreie Cocktails geben soll, muss dieses Jahr auch selbst gebaut werden. Dabei packt Maja kräftig mit an.

Außerdem bereitet Maja ihre eigene Aktivität vor, die dieses Jahr zum ersten Mal angeboten wird: das Pub-Quiz. „Es sollte auch mal etwas geben, was die Jugendlichen, die sonst wenig Begeisterung für die anderen Aktivitäten auf dem Knivsbergfest zeigen, anspricht“, erzählt die FSJlerin.

Das Quiz findet am Sonnabend um 10.30 und 13.30 Uhr im Jugendcafe im Haupthaus statt. Eine Version wird wegen der Europeada fußballbasiert sein und die andere über Fakten zu allen möglichen Themen. Gespielt wird in Teams von zwei bis fünf Personen. Anmelden kann man sich vor Ort am Infostand oder vorher schon per Mail an kuhrt@djfn.dk. Geführt wird das Quiz allerdings nicht von Maja, sondern von einer ehemaligen Freiwilligen, die speziell für das Fest wieder auf den „Berg“ kommt.

Normalerweise ist der Alltag auf dem Knivsberg verhältnismäßig entspannt, aber je näher der Festtag kommt, umso angespannter ist die Stimmung. Die sonst wöchentliche Besprechung findet jetzt jeden Tag statt, weil so viel zu tun ist.

Komplett vorbereiten kann man das Knivsbergfest aber auch nicht, weil immer wieder spontan neue Aufgaben dazukommen. „Mal etwas zu laminieren zählt auch dazu, also auch mal Sachen, die eben nicht ganz so viel Spaß bringen, aber was gemacht werden muss, muss eben gemacht werden“, sagt Maja.

Maja und Constantin ziehen zusammen das Volleyballnetz hoch
Maja und Constantin bei den Vorbereitungen Foto: Karin Riggelsen

Aufgaben beim Knivsbergfest

Die drei FSJler haben am Tag des Festes unterschiedliche Aufgabenfelder. Mocktails mixen, an der Kuchentafel helfen oder dafür sorgen, dass die Technik funktioniert. Und wenn anderwo noch Hilfe benötigt wird, springen sie ein.

Maja ist die außerdem „Social-Media-Beauftragte“ für das Knivsbergfest. Sie wird über das Festgelände laufen, um so Eindrücke von der Veranstaltung auf dem Instagram- und Facebook-Account der Bildungsstätte Knivsberg zu zeigen.

Maja beim filmen eines Videos
Maja beim Filmen für Social Media Foto: Karin Riggelsen

Was kommt nach dem FSJ ?

Irgendwann würde Maja gerne Soziale Arbeit studieren. „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt die 19-Jährige. Bevorzugt würde sie dies gerne im Ausland tun, sie möchte so viel wie möglich von der Welt sehen. Auch ihr Auslandsjahr in Houston, Texas, hat bereits ihre Weltoffenheit geweckt. Wohin genau es gehen soll, ist aber noch unklar.

Jetzt, wenige Tage vor dem „Großevent“, ist die Anspannung zwar groß, „aber ich freue mich sehr darauf“, sagt die junge Frau.

Der Knivsberg

Der Knivsberg bei Apenrade ist mit 97 Metern über NN (heute durch Aufschüttung 100 Meter) die höchste Erhebung in Nordschleswig.

Ab 1895 wurde auf Bestreben des Reeders Michael Jebsen ein 46 Meter hohes Bismarckdenkmal auf dem Berg errichtet, das 1901 fertig stand.

Die Bismarckstatue wurde  schon am 13. Mai 1919 wieder abgebaut, da man in der bevorstehenden Volksabstimmung für dieses Gebiet eine Entscheidung für Dänemark erwartete. Es steht heute auf dem Aschberg in Schleswig-Holstein.

Der Turm wurde am 28. August 1945 von der dänischen Widerstandsbewegung gesprengt.

1960 wurde ein „Ehrenhain“ für die Gefallenen der Minderheiten in beiden Weltkriegen eingerichtet. 2012 wurde dieser in „Gedenkstätte“ umbenannt. Zuvor waren einige Namen entfernt worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass deren Träger Kriegsverbrechen begangen hatten.

Ein  Höhepunkt in der Geschichte des Knivsberges war der Besuch von Bundespräsident Walter Scheel 1979. Es war der erste Besuch eines deutschen Bundespräsidenten bei der Deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Das Knivsbergfest

1893 regte ein Pastor nach einem deutschen Volksfest auf der Insel Kalö an, künftig auf dem Knivsberg deutsche Volksfeste abzuhalten. Der Berg mitsamt dem umliegenden Gelände wurde gekauft und am 11. Oktober 1893 die heute noch bestehende Knivsberggesellschaft gegründet.

Seit 1895 (mit Ausnahme der Kriegsjahre) wird jeden Sommer ein Knivsbergfest abgehalten. Dabei standen immer auch die sportlichen Wettbewerbe im Vordergrund – neben einem Festprogramm.

2018 kamen 4.000 Personen zum Knivsbergfest, das nach einer Neukonzipierung durch den Deutschen Jugendverband für Nordschleswig wieder an Beliebtheit in der Minderheit gewonnen hat.

Bildungsstätte

Seit 1970 arbeitet der Jugendhof Knivsberg, seit 2011 Bildungsstätte Knivsberg, als musisch-kulturelles Zentrum des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig und als Begegnungs-, Freizeit- und Bildungsstätte der Deutschen Minderheit.

Quellen: DN-Archiv, nordschleswigwiki.info

Mehr lesen