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Wein an den Hängen Kollunds: Ortsansässige versuchen sich als Winzer

Wein an den Hängen Kollunds: Ortsansässige versuchen sich als Winzer

Wein aus Kollund: Ortsansässige versuchen sich als Winzer

Kollund
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Søren Outzen (l.) und Christian Christiansen (r.) wollen in Kollund zusammen mit Kumpel Thomas Clausen Wein herstellen. Foto: Karin Riggelsen

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Für einen in hiesigen Gefilden eher ungewöhnlichen Nebenerwerb haben sich Søren Outzen, Christian Christiansen und Thomas Clausen aus Kollund zusammengetan. Sie haben „Østerskov Vineri“ gegründet und wollen ihren eigenen Wein produzieren.

Es muss nicht der Süden Frankreichs sein, nicht Italien und auch nicht das Rhein-Mosel-Gebiet in Deutschland: Wein kann man doch auch hier produzieren. Das ist das Motto von Søren Outzen, Christian Christiansen und Thomas Clausen aus Kollund, die die Liebe zu (gutem) Wein verbindet.

Die drei haben die Firma „Østerkov Vineri“ gegründet. Firmensitz und Produktionsstätte ist das idyllisch gelegene Anwesen von Søren Outzen am Østerskovvej. 

„Meine Frau und ich haben es vor drei Jahren übernommen und von Grund auf saniert. Zum Anwesen gehören 12,5 Hektar Land, und es stellte sich die Frage, was man mit der Fläche anfangen soll. Als Weinliebhaber sagte ich mir, dass man doch Wein anbauen könnte, wo einige Felder doch Hanglage haben“, berichtet Søren Outzen, der hauptberuflich Direktor eines großen Unternehmens aus der Transportbranche ist.

Er schloss sich mit den beiden anderen Kollundern zusammen und gründete die kleine Weinfirma.

Wein statt Golf

„Es ist ein Hobby. Andere in unserem Alter spielen Golf, wir wollen Wein anbauen“, bringt Outzen die Philosophie des Trios mit einem Schmunzeln auf den Punkt.

Das Winzertrio aus Kollund: (v. l.) Thomas Clausen, Christian Christiansen und Søren Outzen Foto: Privat

Wegen der Mischung ihrer beruflichen Tätigkeiten sehen sich die drei Weinfirmengründer im Alter zwischen 43 und 53 Jahren gut aufgestellt. 

„Ich bin ursprünglich Landwirt. Das passt ja gut zum Anbau von Wein“, sagt Christian Wienke Christiansen, der eine große Lkw-Waschfirma betreibt.

Thomas Clausen, der beim Interviewtermin nicht dabei sein konnte, „ist aus dem Bankwesen und Jurist. Bei uns ist also von allem etwas dabei“, erwähnt Søren Outzen mit einem Lachen.

Das Praktische regeln die Weingutbetreiber selbst. Gibt es viel zu tun, wie es bei der Ernte der Fall sein wird, helfen Familienangehörige und Bekannte. Zudem kann das Dreigestirn auf Brian Christiansen, ebenfalls aus Kollund, zurückgreifen, der beim Weinanbau mit anpackt.

Die federführende Crew von „Østerksov Vineri": (v. l.) Søren Outzen, Helfer Brian Christiansen, Christian Christiansen und Thomas Clausen Foto: Privat

Sorte aus Süddeutschland

800 Weinstöcke haben die drei Firmengründer kürzlich zusammen mit Freunden und Bekannten auf dem Kollunder „Berg“ gepflanzt. 

„Es sind Sorten aus Süddeutschland. Sie sind zertifiziert. Es gibt strenge Vorgaben. Weinanbau ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Outzen. 

Er habe etliche Fachbücher gewälzt, um sich über die wichtigsten Grundlagen und die Kniffe der Weinherstellung zu informieren. „Das Haus ist voll mit Büchern“, so Outzen mit einem Lachen.

Søren Outzen (l.) und Christian Christiansen auf ihrem Kollunder „Weinberg“ Foto: Karin Riggelsen

Nach dem Pflanzen neuer Weinstöcke dauert es in der Regel drei Jahre, bis geerntet werden kann. Produziert, bzw. geerntet wird vom Kollunder „Weingut“ aber jetzt schon. 

Søren Outzen: „Wir haben eine Vereinbarung mit den beiden Gründern der Weinfirma ‚Klemhest‘ aus Klipleff. Sie haben aufgehört, und wir können ihre Weinstöcke in diesem Jahr ernten. Im Mai kommenden Jahres hoffen wir, unseren allerersten Wein probieren zu können.“

Von Weinfreunden aus Klipleff inspiriert

Der Betrieb „Klemhest“ der beiden Haudegen Christian Damm und Frede Thaysen hatte das Kollunder Weinabenteuer letztendlich ins Rollen gebracht.

„Als Weinliebhaber war ich einige Male zur Weinprobe bei Klemhest. Als sich beim Plaudern herausstellte, dass die beiden ihren Betrieb aus Altersgründen aufgeben wollen, kam eins zum anderen“, so Outzen, der sich nebenberuflich nun Weinbauer nennen kann.

550 Weinstöcke von Klemhest werden genutzt. Sie sollen in absehbarer Zeit ins Kollunder Weingebiet umgesiedelt werden. 

Die Hobbywinzer planen mit fünf Traubensorten – rot und weiß. Am liebsten würden sie trockene Weine herstellen, „aber das hängt ja von der Sonne und dem Wachstum der Trauben ab“, erwähnt Weinkenner Outzen. 

Sind gespannt auf ihre ersten Weine: Søren Outzen und Christian Christiansen (r.) in der Produktionshalle und Weinstube auf dem Anwesen am Østerskovvej. Foto: Karin Riggelsen

Wie in anderen Weingebieten in Europa und in Übersee steht und fällt eine gute Ernte mit dem Wetter und allem voran mit den Sonnenstunden.

Hoffentlich viel Sonne

„In Kollund wird’s schon reichen mit der Sonne“, sagt Hobbywinzer Christian Christiansen bei einer Feldbegehung mit einem optimistischen Schmunzeln.

800 Weinstöcke sind auf dem Kollunder Anwesen gepflanzt worden. Foto: Karin Riggelsen
Bei den angepflanzten Weinstöcken handelt es sich um zertifizierte Sorten aus Süddeutschland. Foto: Karin Riggelsen

Dürre, die den Weinanbau zum Erliegen bringen kann, wie es in den vergangenen Jahren immer mehr im südeuropäischen Gebieten zu beobachten war, habe man weniger zu befürchten. In Nordschleswig bestehe eher die Gefahr von zu viel Niederschlag, was für das Traubenwachstum wiederum auch schlecht ist.

„Der Hang hier in Kollund liegt direkt an der Küste. Es weht oft mehr als im Inland, was den Boden bei Niederschlag schneller trocknen lässt“, so Christiansen.

Es ist ein Hobby. Andere in unserem Alter spielen Golf, wir wollen Wein anbauen.

Wein-Enthusiast und Autodidakt Søren Outzen überlegt sogar, die Küstennähe für den Anbau vor Ort zu nutzen. „Man könnte auf dem Weinfeld Seetang vom Strand auslegen, das wertvolle Minerale und andere Inhaltsstoffe an den Boden und somit an die Weinstöcke abgibt. Wir sind da durchaus experimentierfreudig.“

Erweitertes Sortiment

Die drei Hobbywinzer wollen nicht nur Wein aus Trauben produzieren. „Uns schwebt auch vor, Weine und Liköre aus Früchten wie Stachelbeere und Apfel herzustellen. Die Früchte werden von uns allerdings nicht angebaut, sondern gefroren eingekauft“, erwähnt Weingutbesitzer Søren Outzen.

Er und seine Mitstreiter wollen auf Qualität setzen. „Laut Faustregel gewinnt man aus einem Weinstock eine Flasche Wein. Man kann es auch mit zwei Flaschen versuchen, doch das geht auf Kosten der Qualität. Wir wollen aber Qualität“, so Outzen.

Søren Outzen und Christian Christiansen auf dem idyllisch gelegenen Weinfeld am Østerskovvej in Kollund Foto: Karin Riggelsen

Die Kollunder Weinpioniere sind sich darüber im Klaren, dass mit der Produktion kein großer Reibach gemacht werden kann. Zumindest nicht in den Anfängen. Man gehe erst einmal von 1.000 Flaschen aus. „Wenn alles auf eine Null hinausläuft, wären wir schon zufrieden. Es ist halt ein Hobby, mit dem wir gerade loslegen“, sagt Outzen.

Man plane, an die 150 Kronen für eine Flasche zu berechnen. So manch andere Hobbywinzerei nehme mehr. Man wolle einen guten Mittelwert finden. „Es geht ja darum, Abnehmerinnen und Abnehmer für die Weine zu finden. Und wenn die Weine dann auch noch ankommen, dann ist das doch schon ein Erfolg. Da ist ein finanzieller Gewinn erst einmal zweitrangig“, sagt Geschäftsmann Outzen. 

Søren Outzen und Kompagnon Christian Christiansen beim Fachsimpeln. Die Weinherstellung ist eine Wissenschaft für sich, bei der es vom Anbau über die Qualitätskontrollen eine Menge zu beachten gibt, wie beide sagen. Foto: Karin Riggelsen

Das Trio möchte keine Händler zwischenschalten, sondern die Produkte selbst anbieten. Das soll in erster Linie im Hofladen auf dem Anwesen am Østerskovvej geschehen. „Wir wollen den Verkauf mit Weinproben und Betriebsbesichtigungen verbinden“, erwähnt Søren Outzen.

Für Einheimische und Touristen

Christian Christiansen hofft auf ein weiteres Ass im Ärmel: „Hier verläuft ja der Gendarmweg, und es kommen viele Wanderer und Touristen vorbei. Vielleicht schaut ja der eine und andere am Østerskovvej vorbei.“

Die Familie Outzen könnte dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Meine Frau stellt hobbymäßig Keramik her und verkauft es. Wenn hier mehr Betrieb ist, kommt es sicherlich auch ihrem Handel zugute“, so Outzen.

Ein Logo hat die kleine Weinfirma schon. „Wir sind aber noch auf der Suche nach einem Etikett. Wir hätten gern eins, das die hiesige Region widerspiegelt.“  

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