Natur
Umweltschutz zum Mitmachen: Pflanzen von Seegras in Nordschleswig
Umweltschutz zum Mitmachen: Pflanzen von Seegras in Nordschleswig
Umweltschutz zum Mitmachen: Pflanzen von Seegras
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Wer der Apenrader und Haderslebener Förde sowie dem Alsensund etwas Gutes tun möchte, der hat dazu in den kommenden Jahren die Möglichkeit. Seegraswiesen sollen den notleidenden Förden neues Leben einhauchen.
Ein Bündel Seegras an einen Nagel gebunden und dann in den Meeresboden eingesetzt. So kann man am 8. Juni den erstickenden Gewässern im ganzen Land neues Leben einhauchen.
„Das Seegras verbessert die Wasserqualität, indem es große Mengen an Stickstoff und Phosphor aufnimmt“, sagte Timi Banke, Meeresbiologe an der Süddänischen Universität (SDU), im August vergangenen Jahres dem „Nordschleswiger“.
Die Unterwasserwiesen haben noch weitere nützliche Eigenschaften: Sie nützen dem Klima und bieten Fischen, Krebstieren sowie Schnecken Lebensraum.
Zusammenarbeit zwischen Forschenden und Freiwilligen
In einem bislang einzigartigen wissenschaftlichen Projekt arbeitet die SDU mit Freiwilligen zusammen, um an insgesamt 30 Standorten Seegras zu pflanzen. Vier der Orte liegen in Nordschleswig.
„Wir haben bei der Küstenbehörde die vier Standorte beantragt und bekommen im Laufe des Aprils den Bescheid, welche Projekte genehmigt werden“, sagt Projektleiterin Ida Marie Bjerre Jepsen von der Denkfabrik „Hav“ dem „Nordschleswiger“.
Vier Örtlichkeiten in Nordschleswig
„Hav“ hat als Ziel, Renaturierungsprojekte in den Gewässern durchzuführen und koordiniert das dreijährige Projekt „Det Store Ålegræsinitiativ“. Insgesamt hat „Hav“ gemeinsam mit der SDU bei der Küstenbehörde (Kystdirektoratet) Antrag auf Projekte an 49 Lokalitäten gestellt.
Das eine der beantragten Projektgebiete liegt an der Apenrader Förde, eines an der Mündung der Haderslebener Förde, und zwei befinden sich im Alsensund. Von den ungefähr 30 angestrebten Projekten werden einige bereits in diesem Jahr starten, die übrigen in den kommenden beiden Jahren.
Gewässer ersticken
Das vergangene Jahr zeigte, wie notwendig ein Einsatz für die Meeresumwelt ist. Der Sauerstoffschwund in den dänischen Gewässern war so umfassend wie seit Jahrzehnten nicht. Die Flensburger und Apenrader Förde sowie der Alsensund gehörten zu den Gebieten, die besonders hart betroffen waren.
„Es besteht ein akuter Bedarf, die Meeresnatur zu renaturieren, und das Pflanzen von Seegras kann an vielen Orten der bedrängten Umwelt helfen, wieder auf die Füße zu kommen“, sagt Liselotte Hohwy Stokholm, Direktorin von „Hav“ laut einer Pressemitteilung.
Fonds fördert gemeinsamen Einsatz
Mit der großen Seegrasinitiative bekommen alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihren Beitrag zur Belebung der Förden und Binnengewässer zu leisten. Der Nordea-Fonds unterstützt auch aus diesem Grund das Projekt finanziell.
„Der Einsatz wird sowohl führende Forschende als auch Freiwillige im ganzen Land einbeziehen. Neue lokale Gemeinschaften mit Fokus auf ein konkretes und wichtiges Anliegen werden entstehen“, so Christine Paludan-Müller, Verantwortliche für die Verteilung von Mitteln beim Nordea-Fonds, laut einer Pressemitteilung.
Mitmachen für alle
Für jedes Einzelprojekt bildet „Hav“ in Zusammenarbeit mit Verbänden und NGOs freiwillige Projektleiterinnen und Projektleiter aus. Alle anderen benötigen keine besonderen Vorkenntnisse, um teilzunehmen.
„Ab Ende April werden wir auf unserer Homepage Informationen zu den einzelnen Projekten veröffentlichen. Im Prinzip braucht man dann nur zu erscheinen, um mitzumachen“, so Bjerre Jepsen.
Erfolg bei Versuchsprojekten
Die SDU hat mit Versuchsprojekten bereits nachgewiesen, dass die scheinbare Sisyphosarbeit mit dem Einpflanzen von Seegrasbüschel nützt. Bei einem Projekt im Horsen Fjord waren binnen kurzer Zeit aus den einzelnen Pflanzen ganze Wiesen geworden.
„Nach zwei Jahren waren aus 14.400 ausgepflanzten Pflanzen mehr als eine Million geworden; das sind 70-mal so viele. Das hat unsere ursprünglichen Erwartungen übertroffen, und man kann sagen, das Seegras breitet sich aus wie Giersch“, so Meeresbiologe Timi Banke.
Experte: Verschmutzung muss reduziert werden
Der Experte betont jedoch auch, dass das Pflanzen von Seegras nicht den Einsatz gegen die Verschmutzung der Gewässer mit Stickstoff und Phosphat ersetzen kann. Die Pflanzen entfernen zwar Nährsalze, brauchen aber auch klareres Wasser, damit sie sich in tieferen Gewässern ausbreiten können.
„Das Pflanzen von Seegras kann nicht allein stehen, wenn wir eine bessere Wasserqualität haben möchten“, sagt Banke. Es könne jedoch mit einer Reduktion des Eintrages von Nährsalzen Hand in Hand gehen.