Geburtstag
Ilse Friis wird 70 – und hat Frauen der Nachkriegszeit im Blick
Ilse Friis wird 70 – und hat Frauen der Nachkriegszeit im Blick
Ilse Friis wird 70 – und blickt auf die Nachkriegszeit
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Den Geburtstag wird Ilse Friis im kleinen Kreis der Familie verbringen. Einen großen Teil ihrer Zeit verbringt die frühere Direktorin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig im Deutschen Museum und hat dort hat ein bisher noch unerforschtes Stück Minderheitengeschichte für sich entdeckt.
Ilse Friis vollendet am Freitag, 14. Oktober, ihr 70. Lebensjahr. Vielen ist sie noch als aktive Leiterin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig in Erinnerung, wo sie von 2000 bis 2017 gewirkt hat. Die Pensionierung rief.
Doch weniger aktiv ist sie seither nicht. Als Vorsitzende des Deutschen Museums Nordschleswig verbringt sie viel Zeit in Sonderburg. Mittwochs trifft sie sich mit einer kleinen Gruppe bestehend aus einigen Freiwilligen, die helfen, Museumsarchivalien zu registrieren.
Spannende Aufgabe im Museum
Eine Aufgabe, die langweilig klingen mag, doch es sind spannende Sachen, die Friis und die anderen Helferinnen und Helfer in die Hände kommen. So ist die die Geschichte liebende Jubilarin auch auf Briefwechsel von Jens Möller, dem obersten nordschleswigschen NS-Funktionär, gestoßen, die dieser mit seiner Frau geführt hat. Möller war nach Kriegsende für seine Nähe zu den NS-Besatzern zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden.
„Ich habe mich gefragt, was denn mit den Frauen passierte, die ein ähnliches Schicksal erlebten, wie Möllers Frau. Wie erging es den Frauen, wenn sie plötzlich allein dastanden, ohne Mann, der im Gefängnis saß“, erzählt Ilse Friis von ihrer neuesten Leidenschaft.
150 Frauenschicksale entdeckt
Sie begann zu forschen. Museumsleiter Hauke Grella hatte wenig Hoffnung, dass sie auf viele Aufzeichnungen solcher Frauen stoßen würde. Sie hat im Archiv gesucht und dabei auch alte Ausgaben des „Nordschleswigers“ gelesen, um mehr über die Frauen herauszufinden. „Inzwischen habe ich fast 150 verschiedenen Frauenschicksale gesammelt“, freut sie sich, denn jeder Fall zeichnet ein deutlicheres Bild der damaligen Situationen, in denen sich die Frauen wiederfanden.
Bereit für den Vortrag
Heute ist die Historikerin so weit, dass sie einen Vortrag darüber vorbereitet, den „ich wohl das erste Mal am Volkstrauertag halten werde“, kündigt sie an.
Die Frauen, soviel verrät Ilse Friis schon jetzt, hat sie in sieben Kategorien aufgeteilt. Jeder Kategorie hat sie einen Titel gegeben:
- Die Krankenschwestern, die an die Front gingen und dort halfen
- Die Überzeugten, die zum Teil selbst ins Gefängnis kamen
- Die Lehrerinnen, denen wegen ihres Berufes die Pension gestrichen und ein fünfjähriges Berufsverbot auferlegt wurde
- Die Dahinterstehenden, die allein Familie und Hof führen mussten
- Die Jungmädchenführerinnen und Sekretärinnen
- Die aktiven Widerständlerinnen und
- Die Gläubigen, die wegen ihrer kirchlichen Arbeit während des Krieges nicht in Erscheinung traten
Sie wolle, das macht Ilse Friis deutlich, keine Be- oder gar Verurteilung machen. „Ich möchte nur darstellen, was diese Frauen in der Zeit mitgemacht haben“, sagt sie und fügt hinzu, „einige sind selbstbewusst und stärker als vorher geworden, während andere zerbrochen sind.“
Ilse Friis wird ihren Geburtstag im kleinen Kreise der Familie verbringen. Die große Feier gab es schon im Sommer, als Ehemann Andreas Cornett seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte.
Zur Person
Ilse Friis wurde am 14. Oktober 1952 in Hadersleben geboren. Sie lebt heute mit ihrem Mann Andreas Cornett in Apenrade.
Nach ihrem Abitur am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig studierte sie in Aarhus und Freiburg. Das sogenannte Pädagogikum schloss sie 1979 an der Haderslebener Kathedralschule ab.
Von 1980 bis 2000 war sie Lehrerin an dem heutigen International Business College in Apenrade, wo sie 15 Jahre Abteilungsleiterin des Wirtschaftsgymnasiums war.
2000 wurde sie Leiterin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig. 2017 ging sie in Pension.
Quelle: nordschleswigwiki