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Maja Nielsen hat sich auch mit 85 Jahren einen großen Bewegungsradius bewahrt

Maja Nielsen hat sich auch mit 85 Jahren einen großen Bewegungsradius bewahrt

Maja Nielsen: Großer Bewegungsradius mit 85 Jahren

Rothenkrug/Rødekro
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Maja Nielsen weiß das gut ausgebaute Geh- und Radwegenetz in Rothenkrug zu schätzen. Foto: Karin Riggelsen

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Die agile Nordschleswigerin hat ihren Führerschein abgegeben und ihr Auto verkauft. Ein vierrädriger E-Scooter verschafft ihr heute die nötige Mobilität. Sie nutzt auch andere Transportmöglichkeiten.

Ohne Maja Nielsen ist über viele Jahrzehnte kaum etwas in den Einrichtungen und Vereinen der deutschen Gemeinschaft von Rothenkrug gelaufen. Am Sonntag, 23. Juni, kann sie ihren 85. Geburtstag feiern. „… und ich werde ihn feiern. Natürlich! Wie jeden Geburtstag! In meinem Alter weiß man schließlich nie, wann es der letzte ist“, stellt sie völlig ohne Selbstmitleid, sondern fröhlich lachend fest.

Inzwischen hat sie ihre Ehrenämter in der örtlichen Vereinswelt stark reduziert. Engagieren und interessieren tut sie sich aber noch immer; sie nimmt fleißig an Veranstaltungen und Angeboten teil und bringt sich auch noch ein. „Ich backe zum Beispiel Kuchen für die Nachmittage des Donnerstagsclubs und koche auch weiterhin den Kaffee für die Gemeindenachmittage“, sagt Maja Nielsen.

Durch den E-Scooter bewahrt sich Maja Nielsen ihre Selbstständigkeit und Bewegungsfreiheit. Foto: Karin Riggelsen

Mehr Zeit für sich selbst

„Aber ich habe jetzt mehr Zeit für mich“, stellt sie nach der Reduktion der Ehrenämter fest. Diese Zeit braucht sie allerdings auch, weil sie vor Kurzem ihren Führerschein abgegeben hat. Freiwillig. Ohne Zwang. „Ich hatte im vergangenen Winter einige Verkehrssituationen, in denen ich einfach merkte, dass mein Reaktionsvermögen wohl nicht mehr das vergangener Tage ist. Es ist zum Glück nie etwas passiert, aber es hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass es wohl besser ist, wenn ich nicht mehr Auto fahre“, sagt die geistig rüstige Rothenkrugerin. Körperlich merkt sie ihr Alter nämlich dann schon. Vor allem die Füße sind nicht mehr so flink wie noch vor wenigen Jahren.

Um nicht nur in ihrem schmucken Zuhause am Byskoven hocken zu müssen, hat sie sich nach einem anderen Transportmittel umgesehen.

Antrag gestellt

„Ich habe bei der Kommune einen Zuschuss für einen Elektroscooter beantragt und den auch gewährt bekommen. Gleichzeitig habe ich mein Auto – es war immerhin schon 15 Jahre alt – ganz gut verkaufen können. Und so habe ich mir einen vierrädrigen Scooter anschaffen können. Mit dem bin ich wirklich sehr zufrieden“, stellt sie fest.



Maja Nielsen kann ihre täglichen Besorgungen und Termine im Ort völlig selbstständig erledigen. „Es dauert zehn Minuten zum Supermarkt. Hin- und Rückfahrt zum Training nehmen jeweils fünf Minuten in Anspruch. 20 Minuten brauche ich, um zur Schule oder zum Arzt zu kommen. Es ist also alles machbar. Ich muss nur etwas mehr Zeit einplanen“, sagt Maja Nielsen.

Neues Hobby gefunden

„Ich habe durch den Scooter auch ein neues Hobby bekommen“, verrät sie augenzwinkernd. „Ich verfolge jetzt intensiv den Wetterbericht und schaue viel häufiger aus dem Fenster.“ Wenn schlechtes Wetter angesagt ist oder dunkle Wolken drohend am Himmel stehen, dann lässt sie den Scooter auch mal im Schuppen.

Apropos Schuppen. „Als ich den Scooter kaufte, habe ich den Schuppen kräftig ausgemistet, damit mein neues Transportmittel darin Platz hat und habe auch eine Steckdose anbringen lassen, damit die Batterie über Nacht aufladen kann“, erzählt sie.

Der E-Scooter ist leicht zu bedienen, findet Maja Nielsen. Foto: Karin Riggelsen

„Ausflugsziel“ Supermarkt

Die täglichen Besorgungen kann sie in dem Drahtkorb auf dem Scooter oder auch in ihrem Rucksack transportieren. Alle zwei Wochen bietet die Seniorenorganisation „Ældre Sagen“ jedoch Sammeltransporte zum Supermarkt an. „Dann kann ich auch schon mal schwerere oder größere Dinge einkaufen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer verstauen die Einkäufe im Bus. Das ist eine feine Sache. Dieser Service kostet 40 Kronen. Das ist ein fairer Preis“, findet Maja Nielsen.

Darüber hinaus nimmt sie gelegentlich ein besonderes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs für Behinderte in Anspruch. „Ich bin schon ein paar Mal mit ,Handicapkørsel‘ in Apenrade gewesen. Ich werde dann zu Hause mitsamt E-Scooter abgeholt und dann in Apenrade abgesetzt. Zu einer verabredeten Zeit werde ich dann an dieser Stelle mitsamt E-Scooter wieder abgeholt und nach Hause gebracht. Ich zahle für die Hin- und Rückfahrt jeweils 50 Kronen“, erzählt sie. Auch das gibt ihr trotz der Gehbehinderung Unabhängigkeit und Freiheit – und erhält ihr einen großen Bewegungsradius. Das ist ihr wichtig.

Normalerweise steht der E-Scooter warm und trocken im Schuppen. Wenn sie allerdings weiß, dass sie ihn an dem Tag benötigt, fährt sie das praktische Transportmittel vor die Haustür. Foto: Karin Riggelsen

Vorbereitungen auf den 85. haben Vorrang

Seit sie ihr Auto aufgegeben hat, weiß sie das gute Geh- und Radwegenetz in Rothenkrug zu schätzen. „An einigen Stellen sind die Bürgersteige jedoch so beschädigt, dass ich auf die Fahrbahn ausweichen muss“, stellt sie fest. 

Wer Maja Nielsen kennt, ahnt, dass sich das Rathaus in Apenrade (Aabenraa) schon bald auf einen Anruf oder eine Mail von ihr gefasst machen kann, weil sie auf die Missstände aufmerksam machen möchte. Jetzt aber stehen erst die Vorbereitungen für den 85. Geburtstag an. 

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