Leserbrief

„Unsinn im Leserbrief von Thomas Meyer“

Unsinn im Leserbrief von Thomas Meyer

Unsinn im Leserbrief von Thomas Meyer

Nis-Edwin List-Petersen
Apenrade/Aabenraa
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Der ehemalige Büchereidirektor antwortet auf einen Leserbrief von Thomas Meyer zum Verkauf des Büchereigebäudes in Hadersleben. Nis-Edwin List-Petersen erklärt, warum aus seiner Sicht bei der Zusammenlegung der deutschen und dänischen Bücherei nichts heimlich und vertaulich abgelaufen ist.

„Wir verkaufen unser Tafelsilber und ziehen zum Mond“ – Ich habe selten so viel Unsinn, Falschinformationen und falsche Fakten-Behauptungen in einem Leserbrief gefunden, wie in dem von Thomas Meyer in der Online-Ausgabe des Nordschleswigers.

Normalerweise wäre es unter meinem Niveau, auf einen so unqualifizierten Beitrag zu antworten, aber als ehemaliger Büchereidirektor, der vor meinem Eintritt in den Ruhestand Ende 2014 maßgeblich und gegen erheblichen Widerstand die Zusammenlegung der Bücherei Sonderburg mit der dänischen Bibliothek im Multikulturhaus betrieben hat, die letztlich zu einem wunderbaren Ergebnis geführt hat, möchte ich mit einer Richtigstellung der Fakten verhindern, dass es zu einer falschen Mythenbildung kommt.

Die Planung einer Zusammenlegung unserer Filialen in Sonderburg, Hadersleben, Tondern und Tingleff stand schon auf den Tagesordnungen der Vorstandssitzungen und Generalversammlungen zu meiner Zeit als Büchereidirektor, also vor Ende 2014. Davon, dass diese Planungen neu und überraschend seien, kann also keine Rede sein.

Die konkrete Planung der Zusammenlegung der Deutschen Bücherei Hadersleben mit der dänischen Bibliothek in Bispen wurde vom Vorsitzenden der Verbandes, Peter Asmussen, bei der Generalversammlung 2022 im Haus Nordschleswig in penade ausführlich angesprochen – nachzulesen in der Online-Ausgabe des Nordschleswigers vom 20. April 2022.

Dies fand auch in der Generalversammlung 2023 in Hadersleben Erwähnung: Siehe Bericht in der Online-Ausgabe des Nordschleswigers vom 21. April 2023.

Von „heimlich und vertraulich“ kann also keine Rede sein.

Zu dem, was an Meinungen anderer BDN-Mitglieder zitiert wird:

  • Es wird kein Tafelsilber verkauft, sondern ein baufälliges Haus, in das schon zu meiner Zeit als Büchereidirektor erhebliche Sanierungsmittel investiert werden mussten – mit mäßigem Erfolg. Es wäre daher erfreulich, wenn man einen Käufer fände, der sich dieses alten Baues mit „kærlig hånd“ annehmen würde.
  • Dass dänische Bibliotheken über Jahre hinweg Bücherbusse abgeschafft haben, ist eine bekannte Tatsache und die dänischen Kollegen haben dieses immer wieder kritisiert und bedauert und uns um den Service der Fahrbüchereien beneidet. Es waren die Kommunalpolitiker, nicht die Bibliotheksfachleute, die diese Entwicklung beschlossen haben. Inzwischen setzen auch die dänischen öffentlichen Bibliotheken wieder vermehrt Fahrbüchereien ein. Auch die Bibliotheken der dänischen Minderheit, deren Bücherbusse übrigens als Vorbild unserer jetzt in die Jahre gekommenen Fahrbüchereien dienten, würden nicht im Traum auf ihre Bücherbusse verzichten. Die Behauptung, dass die Ausleihzahlen „nicht korrekt sind, was jeder weiß“, ist unverfroren und unverschämt. Jeder, der sich im Bibliothekssystem des Büchereiverbandes auskennt, weiß, dass dieses EDV-basiert ist und nicht manipuliert werden kann, ohne dass dieses auffällt. Geschähe dies, würde das sehr schnell von den öffentlichen Geldgebern und deren Revisoren angeprangert werden.
  • Leider gibt es noch keine zuverlässigen Bücherbusse, die ohne Fahrer auskommen (könnte nach US-Erfahrungen aber in naher Zukunft klappen). Bei den Fahrbüchereien unseres Verbandes ist aber die/der Fahrer/in ebenfalls Bibliothekar/in und berät die „Kunden“ und hält den Kontakt zu diesen, was ein wesentlicher Service für die Angehörigen der Minderheit ist, die nicht im näheren Umfeld der Standortbüchereien leben. In Südschleswig gibt es bei den Bücherbussen sowohl eine/n Fahrer/in als auch eine/n Bibliothekar/in.
  • Dass die Zukunft im digitalen Bereich liegt bzw. in der digitalen Ausleihe, ist eine Binsenweisheit. Darf ich freundlicherweise darauf hinweisen, dass der Büchereiverband auf meine Initiative hin bereits zu meiner Zeit als Büchereidirektor Teil der „Onleihe zwischen den Meeren“ wurde. Unser Eintritt in die Zusammenarbeit mit dem schleswig-holsteinischen Bibliothekswesen ermöglichte seinerzeit, dass Schleswig-Holstein überhaupt in der Lage war, an diesem Onleihe-Verfahren teilzunehmen. Außerdem kauften wir uns bei „Munzinger“ ein, das sich aktuell großer Beliebtheit und Nachfrage erfreut, neben Nachschlagewerken wie Munzinger Biographien, Kindlers Literaturlexikon, Duden etc. u.a. mit aktuellen Ausgaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“ und „Der Spiegel“. Das alles ist aber kein Ersatz für den persönlichen Kontakt und Service durch die Mitarbeiter/innen der Büchereien. Auf den Erfolg der Digitalisierung des Büchereiverbandes wurde von meiner Nachfolgerin, Claudia Knauer, auch in dem oben erwähnten Bericht 2022 und in ihrem Geschäftsbericht 2023 hingewiesen.
  • In den Verhandlungen über eine Zusammenlegung der Bibliotheken hat es für Hadersleben nie eine andere Alternative als Bispen gegeben. Nur so erzielen wir den Synergieeffekt, der Sonderburg so erfolgreich gemacht hat. Insofern ist das Gerede von einem x-mal umziehen müssen auch Unsinn.

Es wäre ganz nett, wenn wir vor solch unqualifiziertem und populistischem „Stammtischgeschreibsel“ in Leserbriefen verschont würden. Selbstverständlich hat jeder das Recht darauf, seine eigene Meinung zu haben und zu äußern – aber die Fakten sollten schon stimmen und überprüfbar sein.  

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