Leitartikel
„Nachbarschaft mit Hindernissen“
Nachbarschaft mit Hindernissen
Nachbarschaft mit Hindernissen
Bisher konnten Deutsche sich ohne Weiteres in Dänemark niederlassen. Doch der Weg zum Hauskauf ist durch eine neue Handhabung der Regeln schwierig geworden. Die nordschleswigschen Immobilienmakler sind aufgebracht und die potenziellen Zuzügler wundern sich. Das ist verständlich, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.
Deutsche und andere ausländische Bürger können sich in Dänemark kein Sommerhaus kaufen. Doch EU-Bürger, die nach Dänemark ziehen, um sich dort niederzulassen und zu arbeiten, dürfen sich den Traum eines Häuschens erfüllen. Bisher zumindest, denn seit geraumer Zeit stockt der grenzüberschreitende Hauskauf im deutsch-dänischen Grenzland.
Grund dafür ist eine neue Handhabung der Regeln vonseiten der Behörde für Rekrutierung und Integration (Styrelsen for Rekruttering og Integration – SIRI). Unsere Kollegen von „JydskeVestkysten" haben in den vergangenen Monaten aufgedeckt, wie deutsche Hauskäufer nicht wie bisher eine EU-Aufenthaltsgenehmigung bekommen können, wenn sie einen unterschriebenen Kaufvertrag vorzeigen. Die Aufenthaltsgenehmigung benötigen sie, um eine dänische CPR-Nummer, Finanzierung, Nem-Id-Zugang und andere Formalitäten zu erledigen.
Laut nordschleswigschen Immobilienmaklern war das jahrelang die Praxis, doch nun können die deutschen Hauskäufer erst die Aufenthaltsgenehmigung bekommen, wenn sie nach Dänemark gezogen sind. Bevor sie also ein Haus kaufen, müssen sie eine Wohnung oder ein Zimmer mieten – auch wenn es nur für einige Monate ist. Vorher sind sie – so die neue Regelauslegung von SIRI – nicht nach Dänemark gezogen und können daher keine EU-Aufenthaltsgenehmigung bekommen.
SIRI erklärt, man habe die Praxis nicht geändert, doch die Immobilienmakler erleben gerade das Entgegengesetzte. Früher war alles schön flexibel, doch nun fühlen sich deutsche Hauskäufer durch die Hindernisse, die SIRI ihnen in den Weg legt, schikaniert – und die Makler ebenfalls.
Die dänischen Makler sind sauer, denn sie stoßen bei SIRI bisher nur auf Unverständnis. Ein Treffen zwischen SIRI-Vertretern und den Geschäftsleuten hat auch nichts gebracht. „Wenn man nach Dänemark kommt, um bei Danfoss zu arbeiten, kann man sich doch ein Zimmer mieten, bis der Haushandel vollzogen ist", so die Abteilungsleiterin von SIRI, die auch eine Bemerkung darüber fallen ließ, dass die Makler womöglich gerne Häuser an Ausländer verkaufen würden, doch nicht alle Politiker würden dies gut finden.
Was für eine „tolle" Nachbarschaft.
Es ist ein weiteres trauriges Beispiel der dänischen Ausgrenzung, wenn es darum geht, ausländische Bürger, die zum Wohlstand der dänischen Gesellschaft beitragen wollen, zu schikanieren. Nordschleswig braucht deutsche Arbeitskraft – das gilt für das Logistikgewerbe, für die Industrie oder auch für die Schulen und Kindergärten der deutschen Minderheit. Und Nordschleswig braucht außerdem neue Einwohner. Daher ist die Vorgehensweise von SIRI unverschämt, sowohl dem Landesteil als auch unseren deutschen Nachbarn gegenüber. Die Behörde hat ihren Namen nicht verdient, denn mit Rekrutierung und Integration hat dies nichts zu tun – im Gegenteil.