Leitartikel

„Da stehen einem die Haare zu Berge“

Da stehen einem die Haare zu Berge

Da stehen einem die Haare zu Berge

Apenrade/Aabenraa
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Die stark gestiegenen Kosten für Strom sorgen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern für Unmut. Und der wird nicht weniger, wenn man sich in der Hoffnung auf das günstigste Angebot erst durch unübersichtliche Vergleichsportale wühlen muss. Bei alldem verdient der Staat auch noch kräftig mit. Was also tun, fragt Nils Baum.

So manchen Familien stehen längst die Haare zu Berge, wenn ihnen die Stromrechnung ins Haus flattert. Sie müssen womöglich 20.000 Kronen extra an Stromkosten verkraften, und dazu kommen teilweise auch noch erheblich gestiegene Heizkosten. Die Konsequenzen sind unüberschaubar: Einige müssen auf Urlaub verzichten, andere können sich ihre Haustiere nicht mehr leisten, manche ziehen sogar unfreiwillig in einen Wohnwagen.

Seit der Strompreis im zweiten Halbjahr 2021 kräftig nach oben geschossen ist, nachdem er in den vergangenen Jahren stabil zwischen 2 und 3 Kronen pro Kilowattstunde gelegen hatte, ist so einiges anders geworden. Zahlreiche Haushalte haben seitdem gelernt, dass es Vergleichsportale für Stromanbieter gibt, die mit festen und variablen Tarifen werben. Einige von ihnen hinterlassen gar den irreführenden ersten Eindruck, den Strom gleich gratis liefern zu wollen.

So bewirbt das Vergleichsportal elberegner.dk drei Anbieter mit den Stichworten „Am nachhaltigsten“, „Einfach und günstig“ sowie „Beliebter grüner Stromvertrag“, bisweilen gar mit 0 Kronen für Abonnement und Gebühren. Das erinnert doch sehr an die Angebots- und Tarifvielfalt, der die Verbraucherinnen und Verbraucher auch auf der Suche nach dem geeignetsten Anbieter für Mobiltelefon- und Internetabonnements ausgesetzt sind.

„Soll ich nun den festen oder doch besser den variablen Stromtarif wählen?“, mag sich da so manch einer verunsichert fragen. Da wird es nicht besser, wenn die Verbraucherberaterinnen und -berater von „Tænk“ verkünden, dass die Netzgesellschaften schon im Voraus damit begonnen hätten, den Tag in verschiedene Tarifzonen aufzuteilen. Und es sich auf diese Weise besonders gut bezahlen ließen, wenn während der teuren Stunden im Netz Spitzenbelastung herrscht.

So wird der Griff nach dem Smartphone, um in der Strom-App den aktuellen Strompreis zu prüfen, zur fragwürdigen Handlung und auch die smarteste Stromvereinbarung am Ende zur Farce.

Und die ist auch noch politisch gesteuert. Denn der Strompreis orientiert sich stets an der teuersten Energiequelle, derzeit dem Gas, und damit wird der Strompreis künstlich in die Höhe getrieben, da seine Produktion wesentlich günstiger als die von Gas ist. Doch so hat es die EU beschlossen.

Die Nutznießer sind die Stromgesellschaften, die gerade einträgliche Gewinne einfahren. Und der Staat, der bei den Abgaben auf Elektrizität trotz angekündigter Senkungen zu Beginn des kommenden Jahres kräftig mitverdient, während die Verbraucherinnen und Verbraucher inzwischen nachts aufstehen, um ihre Wäsche zu waschen.

Am schlauesten ist deswegen immer noch die Person, die ihren Stromverbrauch senkt. Und ein wenig Verzicht schadet uns ganz bestimmt nicht. Aber er sollte auch keine Ausmaße annehmen, bei denen einem permanent die Haare zu Berge stehen.

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