Weltall
Zu den Sternen - 100 Jahre Planetarien
Zu den Sternen - 100 Jahre Planetarien
Zu den Sternen - 100 Jahre Planetarien
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Seit Urzeiten sind die Menschen fasziniert von den Sternen. Immer wieder suchten sie nach Wegen, die Himmelskörper zu erforschen und darzustellen. Das erste Planetarium war deshalb eine Offenbarung.
Einmal ins Weltall fliegen, den Sternen ganz nahe kommen - für die meisten Menschen dürfte das in absehbarer Zeit ein Traum bleiben. Doch findige Tüftler haben den Himmel längst auf die Erde geholt: mit Hilfe von Planetarien. Seit nunmehr 100 Jahren gibt es die Technik, bei der Himmelskörper an eine Kuppel projiziert werden.
Oskar von Miller, Gründer des Deutschen Museums, hatte die Idee und konnte 1914 die Firma Carl Zeiss Jena für die Umsetzung gewinnen. Am 21. Oktober 1923 wurde in München der erste Sternenprojektor vorgestellt. Eine Innovation, die im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt wurde. Inzwischen geben weltweit mehr als 4000 Planetarien Menschen Einblicke in die Schönheit und Faszination des Universums.
Projektoren und eine 500-Watt-Glühbirne
«Es ist Schule, Theater, Film auf einmal, ein Schulsaal unter dem Gewölbe des Himmels und ein Schauspiel, wo die Himmelskörper Akteure sind», jubelte 1925 der Direktor der Sternwarte Kopenhagen, Elis Strömgren. Entwickelt hatte das Wunderwerk bei Zeiss der Ingenieur Walter Bauersfeld. Kern seines Planetariumsprojektors «Modell I» waren verschiedene Projektoren und eine 500-Watt-Glühbirne. An der künstlichen Himmelskuppel ließ die Vorrichtung 4500 Fixsterne erstrahlen, machte Sonne, Planeten und den Mond sichtbar. Auch die Milchstraße und Sternbildnamen konnten eingeblendet werden.
Inzwischen hat sich die Technik weiterentwickelt. Und sie wurde digital. Damit könne der Anblick der Sterne ausgehend von einem beliebigen Standpunkt im Kosmos simuliert werden, erklärt Christian Sicka, Physiker und Kurator der Sonderausstellung «100 Jahre Planetarium» im Deutschen Museum. Die Bilder dazu liefern etwa die US-Raumfahrtbehörde Nasa oder die europäische ESA. Unter anderem sind spektakuläre Aufnahmen des Weltraumteleskops «Hubble» zu sehen.
Wie ein Raumfahrer
Man wolle die Besucher gleichsam auf eine Mission ins Weltall schicken, sie würden in der virtuellen, dreidimensionalen Welt unter der Kuppel zu Raumfahrern, sagt Martin Kraus, der bei Zeiss den Bereich Planetarien in Jena leitet. Rund 30 Fachleute entwickeln, fertigen und installieren dort Technik und Software.
Weltweit rund 320 Planetarien mit Zeiss-Technik sind derzeit in Betrieb, wie das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Oberkochen berichtet. Neu hinzugekommen sind Sternentheater in Halle, im Emirat Schardscha (Sharjah) und in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Längst mischen auch andere Anbieter mit, etwa die Firma Sky-Skan in Seeshaupt südlich von München, die hochauflösende Videoprojektoren bietet. Oder auch das US-Unternehmen Evans & Sutherland, das mit digitaler Technik immersive Erfahrungen kreiert, in die das Publikum eintauchen kann.
Das Planetarium der Zukunft funktioniert aber womöglich noch mal ganz anders. Dort, wo heute eine Kuppel als Projektionsfläche dient, könnte ein gigantischer, gekrümmter Bildschirm sein, wie der Ingenieur Max Rößner vom Deutschen Museum erklärt. Das bringe große Vorteile hinsichtlich Helligkeit und Kontrast. Erste Prototypen existierten bereits und auch kommerzielle Installationen seien schon angekündigt, schreibt Rößner im Museumsmagazin «Kultur & Technik».
«OOOOh» und «Ahhhh»
Aber sind Planetarien noch zeitgemäß, wenn sich in Zeiten Virtueller Realität jeder mit Hilfe einer VR-Brille die Sterne nach Hause holen kann? Shannon Schmoll von der International Planetarium Society glaubt an die Zukunft: «Das Einzigartige an Planetarien ist, dass die Leute die Wunder und Erfahrungen gemeinsam erleben.» Smartphones und Virtuelle Realität könnten die Leute in wunderbare Welten eintauchen lassen - aber allein. Im Planetarium könnten sie ihre Begeisterung teilen. Sie hörten das Lachen der Anderen, ihr «OOOOh» und «Ahhhh». «Und sie wissen: Sie sind nicht allein in diesem Universum.»
Der Gang ins Freie ist meist kein Ersatz. In der Großstadt leide der Sternenhimmel unter Lichtverschmutzung, erklärt Sicka. Der Schein von Laternen, Scheinwerfern und Lampen lässt das Sternenlicht verblassen. Sternenbeobachter lieben deshalb einsame Berge oder Wüsten. Wenn dort abertausende Lichtpunkte am dunklen Nachthimmel prangen, stellt sich ein Gefühl von unendlicher Weite und Ewigkeit ein. «Da ist etwas, was sich nicht verändert. Das strahlt jede Nacht, wie auch die Nächte zuvor. Und es wird auch noch in Milliarden Jahren strahlen», sagt Sicka. Der sich dann auch philosophische Fragen stellt: «Was ist eigentlich das Ende? Wo geht es eigentlich hin? Was ist das Letzte, was wir von dem da draußen erfahren können?»