Kulturkommentar
„Besser streiten“
Besser streiten
Besser streiten
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Streitkultur: Sollten wir Konflikten stets aus dem Weg gehen? Uns für kontroverse Meinungen schämen? Nein, findet Malte Cilsik. Es gibt mehr als genug Streitthemen, bei denen sich die Diskussion lohnt.
Bei einer intensiven Diskussion vergeht die Zeit wie im Flug. Man redet sich in Rage, die Gesprächslautstärke steigt bei dem Versuch, die anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen. Oft genug gelingt dies nicht, und geschafft wie nach einem fordernden Workout - zumindest mental - einigt man sich darauf, dass es einfach keinen gemeinsamen Nenner gibt. Und das ist auch gut so. Man sollte andere Standpunkte aushalten können. Und wer weiß, vielleicht sind die Meinungen der Anderen bei genauerem Nachdenken doch überzeugend, ihre Argumente stichhaltig.
Natürlich gibt es Grenzen. Niemals sollte man tolerant gegenüber Intoleranz sein. Denn dann ermöglichen wir den intoleranten Kräften uns zukünftig in unserer eigenen Toleranz einzuschränken. Das ist das Toleranz-Paradoxon.
Doch über viele Themen lässt es sich vortrefflich streiten. Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass unser Weltbild häufig nicht so eindeutig, unsere Ansichten nicht so fundiert sind, wie wir vielleicht glauben. Wer hat vor 20 Jahren bereits ernsthaft an den Klimawandel geglaubt? Oder bei den ersten Handys an die Digitalisierung der heutigen Zeit? Wer sich gleich zu Beginn von einem Bitcoin-Investment hat überzeugen lassen, wird dies wohl nicht bereut haben. Wir können unser Leben lang lernen und sollten daher keine Konflikte scheuen. Andere Standpunkte auszuhalten ist ein Zeichen von Größe. Sie öfter in Erwägung zu ziehen einfach nur klug. Eine gesunde Streitkultur ist förderlich für unsere Gesellschaft.