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Frauen im dänischen Film: Die Zeiten ändern sich

Frauen im dänischen Film: Die Zeiten ändern sich

Frauen im dänischen Film: Die Zeiten ändern sich

Kopenhagen
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Frauen Dänischer Film
Im dänischen Film ist man bemüht, den Anteil von Frauen und Männern vor und hinter der Kamera anzugleichen. Foto: Johannes Blenke/Unsplash

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Seit 2016 achtet das dänische Filminstitut auf die Geschlechterparität im dänischen Film – vor und hinter der Kamera. Die Entwicklung in Zahlen.

Wie viele Frauen sind eigentlich an dänischen Filmproduktionen vor und hinter der Kamera beteiligt? Die Antwort gibt seit 2016 das Dänische Filminstitut (Det Danske Filminstitut) in Kooperation mit Akteurinnen und Akteuren der Filmindustrie. Das Ziel ist es, ein besseres Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern im dänischen Film zu erreichen. Dies geschieht durch Monitoring und gezielte Initiativen.

Ob die Ziele erreicht werden, verrät der jährliche Genderbericht. Die aktuelle Ausgabe, veröffentlicht im Januar 2024, gibt einen Einblick in die Geschlechterverteilung im Fördersystem des Jahres 2022. Da relativ wenige Filme pro Jahr gefördert werden, kann der Anteil der geförderten Frauen und Männer in den Jahresberichten etwas schwanken, weshalb der aktuelle Bericht auch die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren beleuchtet. 

Freiwillige Selbstauskunft seit 2018

Die Einführung einer Selbstauskunft für Filmproduzenten über die Geschlechterverteilung ist ein Beispiel für die eingeleitete Überwachung. Ziel ist es, dass die Produzenten sich des Geschlechts der verschiedenen Funktionen vor und hinter der Kamera bewusster werden, indem sie das Geschlecht der Crew bei ihren Produktionen berücksichtigen. Die Selbstauskunft wurde 2018 auf freiwilliger Basis eingeführt und ist seit 2020 Pflicht. Sie dient lediglich der Sensibilisierung der Filmindustrie, und die Informationen fließen nicht in die Bewertung von Produktionen durch das Dänische Filminstitut ein.

Positive Entwicklung, aber teils leichte Rückgänge

Die Bemühungen haben in den vergangenen Jahren Früchte getragen. Im Spielfilmbereich haben in den vergangenen Jahren immer mehr Regisseurinnen sowohl Entwicklungs- als auch Produktionsförderung erhalten.

2021 waren erstmals so viele weibliche wie männliche Regisseure an Spielfilmen beteiligt, die Produktionsunterstützung vom Filminstitut erhalten haben. Ebenfalls waren gleich viele Frauen und Männer als Regisseure an Filmen beteiligt, die Unterstützung für die Entwicklung von Filmen und Manuskripten bekommen haben.

Ohne Gesetze und Quoten

„In einem der wichtigsten Bereiche des dänischen Kinos, nämlich der Filmförderung, gibt es zum ersten Mal ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Dies ist eine wichtige und notwendige Errungenschaft, die die Filmindustrie erreicht hat. Dies geschah ohne Gesetze oder Quoten, sondern Schritt für Schritt durch Wissensaustausch, enge Zusammenarbeit und freundliche Anstöße“, sagt Claus Ladegaard, Direktor des Dänischen Filminstituts, laut dem Jahresbericht für 2022.

Die Zahlen zeigen auch, dass das Filminstitut mehr Bewerbungen weiblicher Filmschaffender bekommt, als früher. „Der Anteil der Bewerbungen und der Zuschüsse sind eng miteinander verknüpft, weshalb es ein eigenständiges Ziel war, mehr Bewerbungen mit weiblichen Dozenten zu erhalten“, heißt es in dem Bericht. 

Im Jahr 2022 ist die Zahl der Antragstellenden unter den Regisseurinnen jedoch zurückgegangen. Und auch in einigen anderen Bereichen gibt es Anzeichen für einen Rückgang.

Mehr Frauen in Hauptrollen

Auch die Anzahl an Frauen in tragenden Rollen hat sich deutlich nach oben verbessert. 2021 waren 58 Prozent der Hauptrollen in Spielfilmen für Erwachsene mit Frauen besetzt. Der bis dato höchste Anteil. 2022 waren es 50 Prozent. Im Zeitraum 2012 bis 2022 sind 40 Prozent der Hauptrollen von Frauen besetzt gewesen. Bei den Nebenrollen waren es 42 Prozent.

Bei Filmen für Kinder und Jugendliche ist das Verhältnis jedoch nicht so ausgeglichen. Im Jahr 2021 hatten 20 Prozent der Kinder- und Jugendfilme ein Mädchen oder eine Frau in der Hauptrolle. 2022 stiegt ihr Anteil auf 50 Prozent. Die großen Schwankungen bei dieser Art von Filmen sind darauf zurückzuführen, dass jedes Jahr nur sehr wenige Titel eine Produktionsförderung erhalten.

Unterschiede zwischen Spiel- und Dokumentarfilmen

Bei Dokumentarfilmen lag die Quote von Regisseurinnen, die Produktionsunterstützung erhalten haben, im Jahr 2021 bei 50 Prozent. 2022 stieg sie auf 53 Prozent. 

Bei Dokumentarfilmproduzenten sind Männer seit mehreren Jahren unterrepräsentiert. Im Jahr 2021 waren 35 Prozent der Produzenten, die eine Produktionsförderung erhielten, Männer – der höchste jemals gemessene Anteil. 2022 waren es nur noch 16 Prozent. Produzentinnen von Dokumentarfilmen lagen mit 84 Prozent weit vor ihren männlichen Kollegen. Ausgeglichener ist es unter Regisseurinnen und Regisseuren. Hier lag die Verteilung 2022 bei 53 zu 47 Prozent. 

Als Mitwirkende sind Frauen in Dokumentarfilmen seltener als Männer. Waren es 2018 noch 53 Prozent, waren es 2021 nur noch 42 Prozent. 2022 stieg ihr Anteil auf 65 Prozent – ein neues Allzeithoch. 

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Leitartikel

Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
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