Clausen-Stiftung
50 Jahre mit Innovationen und Investitionen
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Das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Stiftung „Bitten & Mads Clausens Fond“ wird am Freitag in Sonderburg an der Hafenfront zwischen Multikulturhaus und dem Hotel Alsik gefeiert. Die Sonderburger können mitfeiern, denn es gibt Kaffee und Getränke für alle – und ein Geschenk.
Dass Mads Clausen 1933 sein Unternehmen Danfoss in Norburg auf Alsen gründete, war und ist schlichtweg ein Glücksgriff für Dänemark. Aus dem bescheidenen Betrieb wurde ein weltweiter Konzern, der in der modernen Industrie zu den Treibern einer nachhaltigen Gesellschaft gehört.
Durch neue Innovationen und Visionen ist es Danfoss über Jahrzehnte gelungen, Tausende von Arbeitsplätzen im Hauptquartier in Norburg (Nordborg) sowie an Standorten weltweit zu schaffen. Darüber hinaus hat die Familie Clausen seit jeher auch eine soziale Ader. Heute noch erzählen sich die Menschen auf Nordalsen die Geschichten darüber, wie Mads Clausen ganze Stadtteile für die Arbeiter bauen ließ, während seine Frau Bitten Hilfspakete für die Ärmsten der Gegend schnürte.
Plötzlicher Tod Mads Clausens
Als Mads Clausen 1966 plötzlich im Alter von 60 Jahren verstarb, wurde fünf Jahre später eine Stiftung gegründet, in der die Familie vertreten war. Zum einen, um Danfoss weiterzuentwickeln, zum anderen um die Zukunft in dänischen Händen zu sichern.
Später änderte die Bitten und Mads Clausen Stiftung ihren Charakter und wirkte nicht nur direkt für das Unternehmen, sondern legte eine breitere Definition für das Wohl des Unternehmens an. Das bedeutete, dass nun auch Projekte gefördert werden konnten, die der gesamten Sonderburg- und Alsensund-Region zugutekamen.
Die Stiftung „Bitten & Mads Clausens Fond“ hat seit 50 Jahren die Region um Nordalsen und Sonderburg finanziell mit etwa 2,2 Milliarden Kronen gefördert – unter anderem in den Bereichen Ausbildung und Studium, Infrastruktur, Kultur, Sport, Tourismus und bei der Errichtung von Wohnraum.
Zu den Leuchtturmprojekten der Stiftung gehören unter anderem das Project Zero, eine verbesserte Infrastruktur zwischen Sonderburg und den Hauptverkehrslinien auf dem Festland, der Campus der Süddänischen Universität, ein neuer Stadtteil an der Hafenfront Sonderburgs mit dem Hotel Alsik im Mittelpunkt sowie dem Danfoss Universe in Norburg, wo auch bald ein Urlaubsresort entsteht.
Jubiläumsfeier mit Geschenken und Ministerbesuch
An der Jubiläumsfeier am Freitag ab 13 Uhr nehmen neben der Danfoss-Familie Clausen auch Geschäftsverbindungen, lokale Politiker und Politikerinnen sowie Wirtschaftsminister Morten Bødskov (Soz.) teil. Der Vorsitzende der Stiftung, Peter Mads Clausen, wird außerdem zwei Geschenke an die Kommune Sonderburg überreichen.
An der Hafenfront werden einige der vielen Projekte präsentiert, die in den vergangenen 50 Jahren vom „Bitten & Mads Clausens Fond“ gefördert worden sind. Via einem QR-Code können die Teilnehmer der Jubiläumsfeier in einem virtuellen Gästebuch ihre persönlichen Grußworte an die Stiftung richten.
Interview mit Peter Mads Clausen
Seit 1999 ist Peter Mads Clausen, Sohn von Bitten und Mads Clausen, Vorsitzender der Stiftung. „Der Nordschleswiger“ konnte den 72-Jährigen in Verbindung mit dem Jubiläum interviewen:
Peter Mads Clausen, deine Eltern haben Corporate Social Responsibility (CSR) – also unternehmerisches Verantwortungsbewusstsein – gezeigt, als der Begriff noch gar nicht erfunden war. Wie habt ihr es als Kinder damals miterlebt?
Ja, es gab tatsächlich nicht den Ausdruck CSR, aber meine Eltern waren sich einig, wie sie den Betrieb führen wollten. Vor allem meine Mutter setzte sich sozial für die Mitarbeiter ein, während mein Vater sich mehr um die Belange und Entwicklung von Danfoss kümmerte und zeitgleich für eine bessere Infrastruktur auf Alsen sowie die Entwicklung von Wohngebieten sorgte.
Wir haben das als Kinder natürlich mitbekommen, aber es wurde nicht darüber gesprochen. Es war einfach so, und wir haben als Nachfahren diese soziale Ader geerbt. Wenn Jørgen und ich mal aufhören, dann werden diese Gedanken und Werte von unseren Kindern weitergeführt – da wird es keine Kehrtwende geben. Nicht, weil wir es mit ihnen besprochen haben, sondern, weil es eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir in der Stiftung und in der Familie so agieren.
Als mein Vater damals im Alter von nur 60 Jahren früh starb, befand sich meine Mutter in einer ungewohnten Situation. Sie wurde von vielen Seiten angesprochen, ob sie Danfoss verkaufen wolle, doch das wollte die Familie nicht. So erhielten wir fünf Kinder jeweils 10 Prozent der Aktien, während meine Mutter 50 Prozent behielt und diese schließlich einer eigens eingerichteten Stiftung übertrug.
So konnten wir Danfoss als dänisches Unternehmen beschützen. Die Satzungen wurden nach den Wünschen meiner Mutter und dem Testament meines Vaters ausgearbeitet, und wir haben es schließlich „übersetzt“: Zum Wohle von Danfoss (Til gavn for Danfoss).
Stiftung ändert Richtung
Wie hat sich die Rolle der Stiftung über die Jahre geändert?
Bis zum Jahrtausendwechsel hat die Stiftung verschiedene Danfoss-Maßnahmen unterstützt und Geld gespendet. Aber das Unternehmen steht seit Langem schon auf einem guten Fundament und entwickelt sich sehr gut von allein.
Es war schließlich der Kompetenzbericht für Nordschleswig, der 2001 zur entscheidenden Veränderung unserer Arbeit führte. Wir hatten uns über die Lage in Nordschleswig nicht viele Gedanken gemacht, merkten aber, dass es hier immer schwieriger wurde, Mitarbeiter mit Fachkompetenzen zu finden.
Der Kompetenzbericht zeichnete ein düsteres Bild des Landesteils, und wir mussten Stellung dazu beziehen, ob wir unser Hauptquartier aus der Region verlagern oder gegen die negative Entwicklung in Nordschleswig gegensteuern sollten. Wir haben uns für Letzteres entschieden, da wir unsere Wurzeln in der Region haben und uns gar nicht vorstellen konnten, wegziehen zu müssen.
Auf Jørgens (Red. Anmerkung: Peter Mads Clausens Bruder Jørgen Mads Clausen, der auch CEO von Danfoss gewesen ist) Initiative hin ließen wir einen noch gründlicheren Bericht machen, der auch Lösungen für die Zukunft aufzeigte. Die Monitorgroup untersuchte für uns jeden Bereich der Gesellschaft und zeigte die Unterschiede zwischen Nordschleswig und dem Rest des Landes auf.
Wir hinkten in fast allen Bereichen hinterher. Am schlimmsten war, dass die Bevölkerung in Nordschleswig um 8,5 Prozent sinken würde – und aus diesem Pool sollten wir qualifizierte Mitarbeiter rekrutieren? Darauf konnten wir keine Zukunft aufbauen.
Für unsere Probleme gab es leider keinen Quick-Fix, sondern es mussten sich viele Dinge ändern. Sehr viele – und es würde lange dauern, diese Entwicklung zu wenden. 35 Jahre, sagte uns die Monitorgroup und legte einen konkreten Langzeitplan vor.
Das wurde schließlich auch unser Plan in der Stiftung, aber noch wichtiger war es für uns, dass es nicht allein Danfoss-Projekte waren, sondern dass die gesamte Wirtschaft, die Politik und auch die Bevölkerung gemeinsam an einem Strang zogen – wie zum Beispiel das Project Zero, wo es um Nachhaltigkeit geht – vom eigenen Haushalt und eigenem Verhalten bis hin zur Industrie.
Sonderburg hat sich bewegt
Wie weit ist Sonderburg gekommen?
Der Bericht wurde vor fast 17 Jahren gemacht – wir sind zeitlich also auf halbem Wege. Vieles hat sich bereits zum Positiven verändert. Wir haben in Ausbildung investiert und haben gemeinsam mit dem Staat einen Campus für die Süddänische Universität gebaut. Wir haben die Internationale Schule in Sonderburg gefördert, und wir haben die Anziehungskraft der Kommune gesteigert – unter anderem mit dem Theater- und Konzertsaal Alsion, dem neuen Alsik-Hotel und einer neuen Hafenfront.
Was uns als vierter Schritt fehlt, ist, dass wir die Erfolge und Vorzüge Sonderburgs noch besser kommunizieren und die Gegend somit „branden“ können. Das packen wir als Nächstes an.
Stolze Sonderburger
In Sonderburg spürt man einen gewissen Stolz darüber, was hier in den vergangenen Jahren erreicht worden ist. Geht dir das auch so?
Ich bin nicht einer, der sich vor Stolz auf die Schulter klopft. Es ist eher eine stille Freude darüber, was uns über die Jahre gelungen ist, und dass es einen positiven Einfluss auf das Leben in Sonderburg hat.
Ich freue mich vor allem über das Hotel Alsik mit dem Restaurant Syttende. Dass das Restaurant jetzt auch einen Michelinstern bekommen hat, ist mir eine besondere Freude.
Clausen: „Selbstvertrauen wächst“
Sonderburg hat lange am eigenen Selbstvertrauen geknabbert – nicht zuletzt als man Krankenhaus, Kaserne und Schwesternschule verlor. Wie beurteilst du die Situation heute?
Das Selbstbild und das Selbstvertrauen wachsen. Nicht riesig groß, aber es geht in die richtige Richtung, weil immer mehr Leute der Gegend Anerkennung zollen. Sie sehen, dass es einfach ein toller Wohnort ist.
Ich glaube, dass wir heute auf einem guten Fundament stehen. Wir haben die Muskeln und das Selbstvertrauen, um uns weiterzuentwickeln.
Es gibt ja heute nicht nur Danfoss oder Linak, sondern viele Unternehmen, die für das nötige Wachstum sorgen können. Darunter sind viele frühere Danfoss-Angestellte, die sich selbstständig gemacht haben und heute ein eigenes Unternehmen führen. Und auch die Kommune ist ein wichtiger Mitspieler – wir machen nur mit, wenn wir den Stadtrat hinter uns haben. Wir wollen nicht zum politischen Spielball werden.
Woran wir noch arbeiten müssen, ist, neuen Firmengründern zu helfen. Wir haben es vor 20 Jahren ohne großen Erfolg versucht, aber wir haben es damals nicht richtig angepackt. Ich glaube, die Zeit ist gekommen, einen neuen Versuch zu machen.
Pläne für die Zukunft
Welche Wünsche hast du für die Zukunft?
Wir haben weitere Projekte in Planung – unter anderem das Urlaubsresort auf Nordalsen. Außerdem arbeiten wir an den jetzigen Projekten weiter. Ich hoffe, dass das Project Zero weiterhin ein Erfolg sein wird – nun ist auch das Ausland auf Sonderburg und das, was wir hier in Sachen Nachhaltigkeit stemmen, aufmerksam geworden.
Wir interessieren uns auch wieder verstärkt für die Infrastruktur unserer Region. Wir wollen unter anderem unseren Flughafen in Sonderburg weiterentwickeln. Wir brauchen einen neuen Terminal, der auch gern architektonisch markant sein darf. Die Landebahn muss ebenfalls verbreitert und verlängert werden, damit wir attraktiver für größere Flugzeuge und Jets werden.
Das würde den Tourismus ankurbeln – sowohl nach Sonderburg als auch von hier aus ins Ausland –, und außerdem braucht Danfoss gute Verbindungen in die Welt hinaus. Wenn wir – wie erst kürzlich – ein internationales Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern kaufen, dann müssen wir zu denen rausfliegen können, und die müssen zu uns kommen können, ohne dass sie erst zwei Stunden nach Hamburg fahren müssen.
Hinzu kommen unsere Zusammenarbeitspartner, die aus der ganzen Welt zu uns kommen – und wir zu denen. Es ist entscheidend für Danfoss, dass wir im Alltag einen starken Flughafen haben.
Schließlich ist unsere Kommune inzwischen so attraktiv geworden, dass wir sie auch gern noch stärker bewerben wollen – am liebsten in einer selbstständigen Dachorganisation für die gesamte Region. Ich denke, dass wir in einem Monat oder zwei mehr darüber wissen werden, was wir in diesem Bereich wollen.
Ich stelle mir auch vor, dass wir eine neue Version des Monitorberichts machen lassen werden. Vielleicht nicht ganz so umfangreich wie vor 17 Jahren, aber etwas Ähnliches, damit wir vergleichen können, wie weit wir gekommen sind, und dort ansetzen können, wo wir noch etwas erreichen müssen. Das gilt für Sonderburg als Kommune, aber auch für Nordschleswig in seiner Gesamtheit.
Förderung der deutschen Minderheit
Die Stiftung hat kürzlich auch den Ausbau und die Modernisierung des Deutschen Museums in Sonderburg gefördert. Aber die Clausen-Familie ist eine sehr dänische Familie, oder?
Ich war gerade da und habe das Museum besucht – es ist ein sehr gelungenes Projekt, und das Ergebnis ist sehr schön geworden. Ich freue mich darüber, dass wir das deutsche Museum fördern konnten. Es ist für die Stadt gut, und wir dürfen die Minderheit auch nicht vergessen. Wir haben zuvor ja auch das Multikulturhaus mit der deutschen Bücherei gefördert.
Ja, wir sind eine dänische Familie – es gibt in der Familie niemanden auf der deutschen Seite. Mein Vater ist 1905 geboren und sowohl er als auch meine Mutter haben unter der deutschen Herrschaft bis 1920 gelitten. Die standen in den Kriegsjahren Deutschland keinesfalls positiv gegenüber.
Meine Eltern waren während des Zweiten Weltkrieges nervös, dass man von Danfoss verlangen würde, für das deutsche Militär zu produzieren. Sie befürchteten Repressalien und sogar Sabotage des dänischen Widerstandes, falls es dazu gekommen wäre – das tat es glücklicherweise aber nicht.
Wir Kinder sind allerdings nie negativ erzogen worden, was Deutschland anging, und zu Hause hatten wir viele deutsche Gäste, die immer willkommen waren. Es gibt heute keine alten Wunden, und wir haben schon früh sowohl in Flensburg als auch in Schleswig Standorte gehabt.
Wurzeln sind in Sonderburg
Kann die Stiftung auch eine ähnliche Entwicklung im restlichen Teil Nordschleswigs anschieben?
Wir sind mit Danfoss und auf Alsen groß geworden, und der Stiftung ging es immer um das Wohl des Unternehmens. Daher breiten wir uns nicht über das ganze Land aus und werden weder Seeland noch die Westküste erreichen. Es ist immer noch wichtig für uns zu zeigen, dass wir hier unser Hauptquartier und unsere Wurzeln haben.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen – das ist meine eigene Meinung –, dass sich Danfoss auch dort involviert, wo wir Standorte haben. Das heißt unter anderem in Gravenstein und Rothenkrug, denn dort benötigen wir auch Mitarbeiter mit den richtigen Qualifikationen.
Wir wohnen hier und konzentrieren uns auf die Entwicklung von Sonderburg und Umgebung. Ich bin aber auch der Meinung, wenn es Sonderburg gut geht, dann hat ganz Nordschleswig etwas davon. Darüber sollte kein Neid entstehen.