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Geschichte des Lehrerseminars in Tondern – Spiegel der Geschichte Schleswigs
Geschichte des Lehrerseminars in Tondern
Geschichte des Lehrerseminars in Tondern
Die gezeigte Glocke lässt vermuten, dass diese in irgendeiner Verbindung zu schulischen Themen stand. Das daneben gezeigte Kommersbuch hilft bei der geografischen Einordnung. Es zeigt das Stadtwappen der Stadt Tondern.
Die gezeigte Glocke lässt vermuten, dass diese in irgendeiner Verbindung zu schulischen Themen stand. Das daneben gezeigte Kommersbuch hilft bei der geografischen Einordnung. Es zeigt das Stadtwappen der Stadt Tondern.
Beide Gegenstände stehen in Verbindung mit dem Lehrerseminar zu Tondern. Die Glocke hat laut Überlieferung bis 1920 im Seminar zum Unterricht geläutet und das Kommersbuch gehörte einem Seminaristen aus der Zeit zwischen 1909 und vielleicht bis 1925.
Die Geschichte des Lehrerseminars in Tondern spiegelt sich in der Geschichte des Grenzlandes. Gegründet wurde es offiziell 1788. Aber schon vorher hatte der Propst Balthasar Petersen den Bedarf einer Ausbildung für angehende Lehrkräfte gesehen. Neben der Ausbildung von Pastoren wurde so in Tondern schon ab der Mitte des 18. Jahrhunderts auch die Ausbildung von Lehrkräften betrieben.
Durch die Verbindung zum Kirchlichen richtete sich die Unterrichtssprache nach der Kirchensprache. Diese war zum Zeitpunkt der Gründung des Seminars in Tondern hauptsächlich Deutsch. In einem Buch über das Seminar wird angegeben, dass der einzige „Unterricht“ in dänischer Sprache wohl der Frühsonntägliche dänische Gottesdienst gewesen ist.
1851, nach der Schleswig-Holsteinischen Erhebung, wurde durch die erlassenen Sprachenreskripte bestimmt, dass in Tondern die Unterrichts- und Kirchensprache von nun an dänisch sein sollte. Dies war nicht direkt ein Verbot des Seminars. Aber da die umliegenden Schulen zur praktischen Erprobung des Erlernten genutzt wurden, war eine wichtige Arbeitsgrundlage nicht mehr gegeben. Als Folge dessen wurde der Betrieb des Seminars erst einmal nicht weitergeführt und 1855 dann nach Eckernförde verlegt.
Mit dem Erlass der Sprachenreskripte von 1851 wuchs auf dänischer Seite aber auch der Bedarf an dänischen Lehrkräften. Deswegen wurde 1858 ein dänischsprachiges Seminar in Tondern eingerichtet.
Mit dem Zweiten Schleswigschen Krieg von 1864 wurde in Tondern wieder ein deutschsprachiges Seminar eingerichtet. Dies aber zuerst unter Beibehaltung einer dänischen Abteilung.
Dies entspricht auch der politischen Lage, in den ersten Jahren nach der Eingliederung Schleswig-Holsteins als Provinz in Preußen. Anfänglich wurde der nationale Gegensatz und der Konflikt zwischen Deutsch und Dänisch nicht in aller Schärfe ausgetragen. Dies änderte sich mit der Zeit und von deutscher Seite rückte die „Germanisierungspolitik“ mehr in den Mittelpunkt. Daraus resultierte 1884 die Verlegung oder vielleicht besser gesagt die Schließung der dänischen Abteilung in Tondern und eine Seminargründung in Hadersleben.
Mit der Volksabstimmung 1920 wurde das Tonderaner Lehrerseminar nach Niebüll verlegt. Dort hielt es sich aber nur fünf Jahre und wurde 1925 geschlossen.
Nach dem Weggang des deutschsprachigen Seminars 1920 wurde im selben Jahr wiederum ein dänisches Lehrerseminar in Tondern gegründet. Dies hielt sich in der Wiedaustadt bis 1989. Diesmal hatte die Schließung nichts mit dem nationalen Gegensatz zu tun. Oder wenn vielleicht doch, dann damit verbunden, dass man bei der friedlichen Entwicklung des Grenzlandes keine großen Institutionen an der Grenze mehr brauchte? Vielleicht ähnlich der Tonderaner Kaserne, die 2002 geschlossen wurde?
Das Tonderaner Lehrerseminar hatte auf jeden Fall seine Bedeutung für Mehr- und Minderheit in Nordschleswig. Auf dem abgebildeten Foto der Abgangsklasse 1911 sind unter anderem Hans Schmidt Gorsblock und Johannes Nørrelykke zu sehen. Schmidt Gorsblock war zunächst Lehrer in Wester Terp und Arrild. Nørrelykke war u. a. Lehrer in Jeising und Pattburg.
Die Liste mit mehr oder weniger bekannten Absolventen des Seminars könnte endlos weitergeführt werden. Dies zeigt allein schon ein Durchgang der Namen der Absolventen des Seminars. Wer möchte, kann dies in den Schriften der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig. Dies im Heft 58 vom Jahrgang 1988.