Vor 100 und vor 50 Jahren

Chronik: Sturmflut, eine tote Prinzessin und Fischereikrieg

Chronik: Sturmflut, eine tote Prinzessin und Fischereikrieg

Chronik: Sturmflut, eine tote Prinzessin und Fischereikrieg

Jürgen Ostwald
Jürgen Ostwald Freier Mitarbeiter
Nordschleswig
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Der Gedenkstein erinnert an die Tragödie bei Reisby vor 100 Jahren Foto: Privat

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Die Schlagzeilen von diesem September sind ganz anders als noch vor 100 und vor 50 Jahren. Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Foto: DN

Sonnabend, 1. September 1923

Die Sturmflut an der Westküste – Gegen 20 Menschen bei Reisby ertrunken

Bei dem Deichbau zwischen Söndernis und Wester-Wested, zu beiden Seiten der alten Grenze, hat die Sturmflut schwere Menschenopfer gefordert. 50-60 Personen, die am Deichbau beschäftigt waren, zogen sich in die Marketenderei zurück, da sie trotz Warnungen Einheimischer es nicht glaubten, daß die Macht der See so groß sei. Zwei junge Leute wateten, so lange es noch Zeit bis zum Halse nach Reisby hinein. Die übrigen mußten sich vor den Fluten bis auf das Dach der Marketenderei zurückziehen. Unter der Gewalt der See brach das Haus jedoch zusammen und nun begann ein Kampf ums Leben. 14 Personen, darunter die vier Frauen in der Marketenderei, retteten sich auf einem schwimmenden Teil des Daches. Noch weiteren gelang es, sich auf Balken und kleinen Flößen zu retten. Etwa 20 Personen sind dagegen den Fluten zum Opfer gefallen. Unter den Ertrunkenen befinden sich der Ingenieur Mogensen-Odense, der deutsche Ingenieur Buncke, der deutsche Baggermeister Hoch, der deutsche Baggermeister Specht-Kiel, Arbeiter P. Rasmussen-Odense, Schmied anders Kjaer-Süder Felding, Zimmerer Kai Lauritzen-Ripen, Arbeiter Ejnar Petersen-Odense, Vorarbeiter Rasmussen-Vejen, Kutscher Axel Frandsen-Odense, Iver Jensen-Borrig bei Bredebro, Carl Hansen-Arnum, Jens Chr. Jensen-Skjern, Maurer Adolph Nielsen-Ripen. Sieben Leichen sind bereits gefunden worden.

Den Bericht über die große Sturmflut und ihre Opfer übernahm unsere Zeitung aus der „Neuen Tondernschen Zeitung“. Diese berichtete darüber hinaus ausführlich über Schäden und Schicksale zwischen Sylt und Esbjerg. Was die Zeitung in den Stunden unmittelbar nach der Naturkatastrophe noch nicht wusste: eine Person von den 20 erwähnten Opfern konnte sich vor den Fluten noch retten. Die Deicharbeiten wurden später fortgesetzt und fanden erst Jahre nach den Ereignissen ihr Ende. Jahrzehnte später wurde an der Reisby-Au (Rejsby-Å) ein noch heute bestehende Gedenkstein errichtet (siehe Aufmacherfoto).

 

Sonnabend, 1. September 1923

Der Stummfilm wurde damals vielerorts begeistert aufgenommen, doch zeigt er nicht nur den Untergang der biblischen Stadt mit erstmals vorgeführten Massenszenen, sondern auch anderes. Somit gab es auch Kritik am Film und seiner Entstehung. Eine sozialdemokratische Zeitung schrieb damals über den Film:

„In dem Vorspiel zu dem neuen Filmwerk „Sodom und Gomorrha, die Legende von Sünde und Strafe“ wird geschildert, wie ein kapitalistisches Konsortium ohne Rücksicht darauf, daß dabei schon Hunderte von Menschenleben zugrunde gegangen sind, Sprengungen fortsetzen läßt, um auf vermutete Erzadern zu stoßen. Dann wird gezeigt, wie dieser sich gegen den Geist des Christentums versündigende Übermut des Kapitalismus den Krieg und den Bolschewismus als Strafe nach sich gezogen hat.

Aus welcher Verlogenheit heraus diese christlich verbrämte antikapitalistische Tendenz geboren wurde, beweist folgende Tatsache: Jene Sprengungen wurden natürlich wirklich für den Film vorgenommen, und zwar in Eisenerz in Obersteiermark. Und ihnen sind wirklich Menschen zum Opfer gefallen. Die elenden Krüppel müssen aber noch heute gegen die Filmgesellschaft um ihre Entschädigung prozessieren.“

Anzeige in der „Sonderburger Zeitung“ Foto: Sonderburger Zeitung

Mittwoch, 12. September 1923

Prinzessin Viktoria Margarethe von Preußen gestorben

Am Sonntag Abend ist im Schloss Klein-Glienicke die Prinzessin Viktoria Margarethe von Preußen, Tochter des Prinzen Friedrich Leopold, an den Folgen einer zehntägigen schweren Grippe gestorben. Die Beisetzung der Verstorbenen findet am Donnerstag in der alten Familiengruft auf Nikolsköe statt, in der auch der Großvater des Prinzen, Prinz Friedrich Karl und dessen Eltern ruhen.

Die Familie war damals seit Jahrzehnten bekannt, besonders in Nordschleswig. Wir verweilen also etwas länger bei der Familie: 

Viktoria Margarethe war eine Tochter der Herzogin Louise Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1866-1952). Louise war eine jüngere Schwester von Auguste Viktoria, die 1881 – Louise war 15 Jahre alt – den preußischen Kronprinzen, den nachmaligen Kaiser, heiratete. Louises Leben (und die ihrer baldigen Nachkommen) geriet damit in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie heiratete 1889 Friedrich Leopold von Preußen (1865-1931), einen Vetter des Kaisers. Das Paar rückte daher noch mehr in das öffentliche Interesse. Es bezog das Schloss Glienicke bei Potsdam. Der in der oben zitierten Zeitungsmeldung erwähnte Friedrich Karl (1828-1885) war im deutsch-dänischen Krieg 1864 Oberbefehlshaber der preußischen Truppen in Schleswig-Holstein. Er war es, der den Hærulfstein in sein Schloss bei Berlin entführte und dort aufstellen ließ. 

Auch im Familienverband, nicht nur in der Presse, wurde Louise und ihre arrangierte Ehe, die unglücklich war, natürlich wahrgenommen. Im engen Kreis urteilte man sehr kritisch und hart. Die Kaiserinwitwe Viktoria, Gemahlin des verstorbenen Kaisers Friedrich III., schrieb über Louise: „“das arme Ding ist einfach zu häßlich – wirklich ganz erschreckend“, sie habe in der Ehe „solche Launen, daß es dort nie ganz glatt läuft.“ Das kann auch an dem Ehemann gelegen haben. Graf Waldersee, baldiger preußischer Generalfeldmarschall, sah in dem Ehegatten einen „thörichten, urtheilslosen Mann“, der seine Ehefrau „entsetzlich rücksichtslos behandelt.“

Als Louise Sophie im Winter 1895/96 auf dem Groß Gliencker See während des Schlittschuhlaufens unbegleitet (was ihr durch das Hausgesetz der Hohenzollern verboten war) im Eis eingebrochen war und ihr Ehemann nicht umgehend das Familienoberhaupt, den Kaiser, über den Vorfall unterrichtet hatte, was das Hausgesetz zwingend vorschrieb, wurde das Schloss Glienicke auf Befehl des Kaisers, dem die Eigenmächtigkeiten und die mangelnde Insubordination

seines Vetters schon länger missfielen, von einer Wache des I. Garderegiments umstellt und die dort wohnende Familie länger unter Hausarrest gestellt – eine Maßnahme, die, wie kundige Beobachter damals empört feststellten, seit Friedrich dem Großen nicht mehr unternommen worden war.

Die militärische Bewachung der Familie fand in der ganzen europäischen (!) Presse einen lange andauernden Widerhall. Wie die damals 6jährige Viktoria Margarethe auf dieses Ereignis und die späteren Eskapaden ihrer Eltern reagierte, wissen wir nicht. Ihr Vater sollte wegen dauernder Renitenz und Unzurechnungsfähigkeit entmündigt werden, was nicht gelang. Sie heiratete mit 23 Jahren 1913 den Prinzen Heinrich XXXIII. Von Reuss-Köstritz. Das Paar bekam zwei Kinder, die arrangierte Ehe war aber ebenso unglücklich wie die oben beschriebene und wurde 1922 geschieden. Der Gatte war politisch bereits auf der deutschen Rechten aktiv und endete in der NS-Bewegung. Ein Jahr nach der Scheidung starb Viktoria Margarethe mit 33 Jahren an einer Grippe.

Viktoria Margarethe mit ihrem Ehemann und der Tochter Marie Louise Foto: de.wikipedia.org

Donnerstag, 15. September 1923

Was eine Kaffeebohne kostet verrät ein Niebüller Höker, der folgende Rechnung aufmacht: In meinem Laden kostete ein Viertel Pfund Kaffee vor wenigen Tagen 137.500 Mark. Gezählt wurden 967 Bohnen. Mithin kostete eine Kaffeebohne 452,40 Mark.

Wir können zur galoppierenden  Inflation in Deutschland noch einiges ergänzen:   Am 18. September - die Preise waren mittlerweile weiter gestiegen - heißt es in unserer Zeitung in einer Flensburger Meldung: „Die Preise für Flaschenbier sind erhöht worden auf 2,4 Millionen für Lagerbier, 1,8 Millionen für Malzbier und 3 Millionen für Flensburger „Pilsener“ die Flasche.“

 

Freitag, 14. September 1923

„Wir gehen nicht unter!“ Ein Interview des Reichspräsidenten

Reichspräsident Ebert hat einem Vertreter der „Nationaltidende“, Johannes Lehmann, ein Interview gewährt, das in der Abendausgabe der „Nationaltidende vom 11. September veröffentlicht ist. Seine Eindrücke beim Betreten des Reichskanzlerpalais fasst der dänische Journalist folgendermaßen zusammen: „Ist man erst hineingekommen, so gibt esm kein Zeremoniell mehr. Alles ist ganz einfach und bescheiden; keine Pracht, und wüsste man nicht, wo man ist, würde man nicht glauben, dass hier das Oberhaupt des deutschen Reiches wohnt. Das ganze ist so bescheiden, so anspruchslos, als wenn man auf einer westjütischen Eisenbahnstation säße und auf den Stationsvorsteher wartete.“

Das Interview drehte sich zunächst um die persönlichen  Angelegenheiten des Präsidenten (…) Danach ging das Gespräch auf das Gebiet der inneren Politik über:

„Es ist die härteste Zeit, die Deutschland je durchgemacht hat, aber wir stehen zusammen, und wir wollen nicht zugrunde gehen. Deutschland wünscht Ruhe, um arbeiten zu können, und wir wollen arbeite, wenn wir nur Ruhe bekommen – aber Ruhe hat kein Land, das aus schweren Wunden blutet.“

Im Laufe des Gesprächs zeigte es sich, dass der Reichspräsident regelmäßig dänische Zeitungen liest und auch dänisch spricht. Er hat früher oft seine Ferien gemeinsam mit dem Abgeordneten Scheidemann in Hörsholm verlebt. So kommt die Rede auch auf die nordschleswigsche Frage, und es entspannt sich folgender Dialog:

„Was halten Sie von der nordschleswigschen Frage?“

„Das ist Politik, und darüber wollen wir nicht sprechen. Aber Sie, wie alle Dänen, wissen, dass die große Mehrzahl min Deutschland ein gutes Nachbarverhältnis zu Dänemark wünscht. Es sind einzelne Schwierigkeiten vorhanden; die sind immer da bei Übergängen und Neuorientierungen. Aber auch die werden überwunden werden. Und „Flensburg?“ Hierauf erfolgte keine Antwort. Der Reichspräsident begnügte sich damit zu erklären, dass nirgends zwei Völker so gute Bedingungen hätten, zusammen zu leben, wie das deutsche und das dänische.

Wie sich später herausstellte war dieses Gespräch nie zustande gekommen. Es war also ein fake, wie dergleichen heute genannt wird. Der freie Redakteur, der damals für die Nationaltidende arbeitete, fälschte noch weitere Interviews. Die Sache mit Ebert flog auf, weil das Reichspräsidentenamt in Berlin die Nationaltidende in Kopenhagen um Richtigstellung gebeten hatte. Der Redakteur wurde daraufhin nicht weiter beschäftigt. Die sonderbare Frage nach Flensburg ohne weitere Erläuterung  hätte schon vorher den verantwortlichen Redakteur stutzig machen müssen, schließlich war sie längst geklärt. Gleichwohl stimmen einige Details in dem gefälschten „Interview“: Die Urlaubsaufenthlate Eberts in Dänemark, seine Dänischkenntnisse, die Gazetten-Sucht des Präsidenten.

 

Sonnabend, 22. September 1923

Der Zeppelin für Amerika

Nach einer Meldung des „Newyork Herald“ aus Washington bereitet das Marinedepartement die Überführung des Zeppelinluftschiffes Z. B. 3 von Friedrichshafen nach Lakehurst (New Jersey) vor. Die Überführung soll Anfang November stattfinden. Das Schiff wurde für das Marinedepartement in Deutschland gebaut. Es ist beabsichtigt, über Frankreich den Kurs über die Azoren und Bermudas zu nehmen. Die Gesamtentfernung beträgt 4.500 Meilen. Auf dem ganzen Wege werden für den Fall eines Unglückes Schiffe der amerikanischen Kriegsmarine Wache halten.

 

Montag, 24. September 1923

Ferdinand Avenarius gestorben

Im Nordseebad Sylt ist der Herausgeber des „Kunstwarts“, Ferdinand
Avenarius, im Alter von 67 Jahren gestorben.

Die kurze Notiz – es bleibt de einzige in unserer Zeitung zu Avenarius - findet sich versteckt unter „Vermischtes“ kurz vor den Anzeigen dieser Montags-Ausgabe. In den deutschen Blättern südlich der Grenze und selbst in dänischen Zeitungen nördlich von Nordschleswig finden sich ausführliche Nachrufe und Würdigungen. Der „Kunstwart“ erschien seit 1887 und war bald so etwas wie das Sprachrohr des liberal-konservativen Flügels der „Reformbewegung um 1900“. Sein Einfluss steigerte sich unaufhörlich bis zum Weltkrieg. Schon in der Gründungszeit des „Kunstwart“ lebte Avenarius sommers bis zu seinem Tod auf Sylt, so dass sein Einfluss auf das schleswig-holsteinische Kulturleben besonders lebhaft war. In der Weimarer Zeit verlor die Zeitschrift allerdings Auflage und Reichweite.

 
Foto: DN

Montag, 3. September 1973

Zahlreich Besucher auf „HMS Bronington“

Zahlreichne Apenrader nutzten gestern nachmittag die Gelegenheit, den britischen Minensucher „HMS Bronington“ [Her Majesty Ship] im Hafen einen Besuch abzustatten und das Schiff und seine Einrichtungen zu besichtigen. Die „HMS Bronington“ war am Sonnabend in Apenrade eingelaufen. Schon einige Stunden später stattete der Kommandant des Schiffes, Oberleutnant Charles J. Freeman, zusammen mit dem dänischen Verbindungsoffizier, Kaptajn E. Jacobsen, und dem britischen Konsul in Apenrade, J. Jacobsen, dem Rothenkruger Bürgermeister Niels Sørensen einen Besuch ab.

Der britische Minensucher ist nicht irgendein Schiff der Flotte Ihrer Majestät. Einige Zeit später, wird ihr Sohn Charles, der heutige König, auf dem Schiff, das 1953 vom Stapel lief, als Kommandant Dienst tun.

Donnerstag, 6. September 1973

Willy Haas gestorben

Im Alter von 82 Jahren ist in Hamburg der Literaturwissenschaftler, Kritiker und Drehbuchautor Willy Haas gestorben.Mit ihm hat die literarische Welt einen der letzten großen „klassischen Feuilletonisten“ verloren.

Willy Haas, geboren 1891, wurde von dem Verleger Ernst Rowohlt für Berlin entdeckt, damit er eine Zeitschrift herausgebe. Rowohlts Autor Walther Kiaulehn schrieb in seinem Buch „Mein Freund der Verleger“: „Auf der Suche nach diesem besonderen Journalisten stieß Ernst Rowohlt auf Willy Haas, einen Mann, der damals etwa 35 Jahre alt war. Hass stammte aus Prag und war der Schulfreund und Kaffeehauskamerad der deutschsprachigen Prager Literaten und kannte von Kafka bis Kisch jeden einzelnen persönlich.“ Im Sommer 1925 traf man sich in dem üblichen Berliner Cafe zur Gründung der Literatur-Zeitschift „Die Literarischen Welt“. Am Tisch saßen neben Rowohlt und Haas  Kurt Tucholsky, der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch, der damals erfolgreiche Schriftsteller Emil Ludwig, der Verleger Jakob Hegner, der Drucker und Typograph Carl Ernst Poeschel und andere. Nach vielen alkoholischen Kaltgetränken rief Hegner: „Meine Herren, ich glaube, man sollte diese Sache versuchen!“ Kisch hatte die Idee mit dem Titel: „Die Literarische Welt“. Am Freitag, dem 9. Oktober 1925 erschien im Rowohlt Verlag in Berlin die erste Nummer, nach dem Vorbild der französischen „Nouvelles Litteraires“ im Zeitungsformat, Preis 20 Pfennig. Auch dänische Autoren wurden im Blatt berücksichtigt, die übersetzte skandinavische Literatur wurde eingehend behandelt. „Die Literarische Welt“ entwickelte sich zum führenden Literatur-Organ der Weimarer Republik und es ist auch heute nichts vergnüglicher als darin zu blättern. Leider verbietet uns der Platz, hier Perlen des Feuilletons und der Kritik vorzustellen. Die Nazis stellten 1933 das Blatt ein. Haas emigrierte.

 

Dienstag, 25. September 1973

Fischereikrieg

Das Katz- und Mausspiel zwischen britischen Marineeinheiten und Fahrzeugen der isländischen Fischereiaufsicht nimmt immer bedrohlichere Formen an. Nachdem das isländische Patrouillenboot „Ägir“ 31 Seemeilen vor Islands Nordostküste von der britischen Fregatte „Lincoln F 99“ gerammt wurde, beabsichtigt die isländische Regierung, ihre Drohung wahrzumachen und die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien abzubrechen.

Der sog. Zweite Kabeljaukrieg - es ging um die Rücknahme der 200-Seemeilen-Grenze um Island - wurde nach dem Tod eines Matrosen auf der „Ägir“, der erst später bekannt wurde, durch Vermittlung (oder besser Druck) der USA beigelegt. Die Spannungen zwischen Großbritannien und Island waren aber nicht beigelegt. Sie führten zum Dritten Kabeljaukrieg, über den zu gegebener Zeit berichtet wird.

Die englische Fregatte „Lincoln F 99“ Foto: commons.wikimedia.org

Mittwoch, 26. September 1973

Pablo Neruda gestorben

Im Alter von 69 Jahren ist der chilenische Literatur-Nobelpreisträger und frühere Botschafter seines Landes in Paris, Pablo Neruda, in einem Krankenhaus in der chilenischen Hauptstadt Santiago gestorben. Nach Angaben eines Krankenhaussprechers erlag Neruda einem Krebsleiden. Neruda erhielt 1971 den Nobelpreis. Auf Wunsch seines Freundes , des in der vorletzten Woche gestürzten chilenischen Staatschef Salvador Allende, übernahm Neruda 1971 für kurze Zeit den Posten eines Botschafters in Paris. Aus Krankheitsgründen gab er ihn jedoch vor einem Jahr wieder auf und kehrte nach Santiago zurück. Neruda, wie Allende ein überzeugter Marxist, war seit langer Zeit schwer krank.

Eine Ermordung Pablo Nerudas durch die Schergen des Generals Pinochet, der die Macht in Chile an sich gerissen hatte, wurde schon damals von vielen Freunde und Verehrern vermutet, von der Militärjunta aber immer zurückgewiesen. Erst in unseren Tagen ist nach zahlreichen Untersuchungen sicher: Pablo Neruda wurde ermordet.

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