Vor 100 und vor 50 Jahren
Chronik: Kampfspiele, Fliegen-Alarm und ein Spion
Chronik: Kampfspiele, Fliegen-Alarm und ein Spion
Chronik: Kampfspiele, Fliegen-Alarm und ein Spion
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Was hat im Juli vor 100 und vor 50 Jahren für Schlagzeilen gesorgt? Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und aufgelistet, was die Menschen 1923 und 1973 bewegt hat.
Montag, 2. Juli 1923
Einbrecher im Sterbezimmer Kaiser Wilhelms I.
In der Nacht zum Sonnabend gegen elf Uhr hörte eine Streife der Schutzpolizei beim Passieren der Straße Unter den Linden am Palais Kaiser Wilhelm I. Klirren der Fensterscheiben. Da nichts weiter bemerkt werden konnte, weckte die Streife den Hauspförtner, der feststellte, dass Einbrecher durch ein mit Efeu überwachsenes Fenster in das Sterbezimmer des Kaisers eingedrungen waren. Da sie gestört worden sind, fiel ihnen ein mit Perlen besetzter Grieff in die Hände. Obgleich man das Gebäude sofort absuchte, konnten die Täter nicht ermittelt werden.
Das Kaiser-Wilhelm-Palais, heute Altes Palais genannt, wurde 1834/37 nach Entwürfen von Langhans erbaut, dem Architekten des Brandenburger Tors. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde es in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder hergestellt und beherbergt heute die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität. Was ein „mit Perlen besetzter Grieff“ ist, ließ sich nicht ermitteln. Überhaupt zählte zum Diebesgut kein „Grieff“, was immer das für unseren Redakteur gewesen sein mag. Die damaligen Berliner Zeitungen waren da besser unterrichtet: Vom Bibliothekszimmer des Palais gelangten die Diebe, die genaue Ortskenntnisse gehabt haben müssen, durch eine schmale Tür ins Sterbezimmer des Kaisers und von dort aus in die Kapelle, wo sie eine silberne vergoldete Kanne, einen Kelch und einen Hostienteller entwendeten. Die Schlüssel zu diesem Altargerät hatten sie einem kleinen Wandschränkchen entnommen. Die Diebestour war also von langer Hand geplant. In einem anderen Schrank fehlten Spazierstöcke mit wertvollen Krücken. Mit einem gestohlenen Degen schlugen die Diebe schließlich ein Fenster ein und entflohen mit ihrem Diebesgut.
Dienstag, 3. Juli 1923
Über sechshundert Kraftfahrzeuge sind zur Zeit im Polizeikreis Sonderburg angemeldet, ein kräftiger Beweis für die Entwicklung des Kraftverkehrs im letzten Jahrzehnt. Wie viel Geld ist wohl allein in Sonderburg in Kraftwagen angelegt? - Es ist keine 20 Jahre her, da kannte man in unserer Gegend das Auto nur vom Hörensagen. Welche Aufregung gab es in der Stadt, als von Hamburg die Kunde zu uns kam, der deutsche Automobilklub plane eine Zuverlässigkeitsfahrt von Hamburg nach Sonderburg? Und als an einem Sonnabendvormittag die Ankunft der Wagen, die morgens acht Uhr Hamburg verlassen hatten, erwartet wurde, strömte die Bevölkerung aus der ganzen Umgebung auf dem Düppelberge zusammen. Im Verlauf mehrerer Stunden trafen etwa 20 Wagen nach und nach vor Alt-Düppelhöh, dem Ziel, ein, mehrere hatten Pannen erlitten, einer gar die Karosserie verloren, hatte aber doch weiterfahren können. Im Exerzierschuppen (vor dem Sonderburger Schloss) wurden die Wagen eingestellt, und ein zahlreiches Publikum sah mit Interesse zu, wie die schweren Wagen auf dem Schlossplatz manövrierten, um durch die Tore in den Schuppen zu gelangen. Als am anderen Morgen beim „Grauen Esel“ auf der Sundewittseite gestartet wurde zur Heimfahrt, war das Interesse nicht erlahmt, und nun hörte man mit Staunen (…) – man errechnete die Kosten des Autosports: 20-30.000 Mark der Wagen, 6.000 Mark jährlich Unterhaltung und 4.000 Mark der Chauffeur –, das konnten sich nur Millionäre leisten. Nach einigen Jahren hielt mit der Errichtung der Torpedowerkstatt in Höruphaff das erste Auto seinen Einzug in Sonderburg und jahrelang war außer diesem nur der Wagen Dr. Reuters in den Straßen zu sehen.
Unser Redakteur erinnerte sich 1923 20 Jahre zurück. Aber er lag falsch, denn es gab noch einige weitere Kraftfahrzeuge in Sonderburg vor dem Ersten Weltkrieg. Zum Beispiel fuhr der Fahrradhändler Jürgen Staugaard einen, auch der Korvettenkapitän (und spätere Konteradmiral der Kaiserlichen Marine) Hans Gygas fuhr ein Privat-Automobil. Daneben knatterten eine ganze Reihe „Krafträder“, wie man sie damals nannte, durch Sonderburg. Die Oberleutnants zur See von Zamorsky und Siemens fuhren eines, der Ingenieur Theodor Lawoetz, der Schausteller Andreas Grönlund, der Bauunternehmer Heinrich Nawe und eine ganze Reihe anderer.
Donnerstag, 12. Juli 1923
Tondern. Zu den deutschen Kampfspielen in München schickt der hiesige kaufmännische Turnverein eine Schlagball- und zwei Faustballmannschaften. In den Faustballspielen wird der hiesige Verein gegen den deutschen Meister von 1922 und „Turngemeinde München“, Meister von 1913-1921 in Süddeutschland, spielen.
Liest man die Meldung im Kontext, so ergeben sich bemerkenswerte Zusammenhänge. Zunächst ist zu sagen, dass der damalige Redakteur in einem irrt: Es handelte sich nicht um die Deutschen Kampfspiele, eine politisch-halbmilitärische Einrichtung der Nachkriegszeit, die seit 1920 die „Wehrtüchtigkeit unseres Volkes“, wie es hieß, heben sollte und als Ausgleich zum Ausschluss Deutschlands von den Olympischen Spielen wegen des Ersten Weltkrieges in dieser Zeit ins Leben gerufen worden war. Im Jahre 1923 fanden allerdings keine Kampfspiele statt, sondern erst wieder nach den Wirren der Inflation und dem Beginn einer wirtschaftlichen Konsolidierung 1926. An den Kampfspielen von 1922 und zuvor nahmen jedoch auch Nordschleswiger teil. Es handelt sich bei den in der Zeitung genannten Spielen vielmehr um das 13. Deutsche Turnfest, das vom 12. bis zum 18. Juli 1923 in München stattfand. Wir dürfen annehmen, dass auch Vereine aus Apenrade, Hadersleben und Sonderburg Sport-Abteilungen nach München geschickt haben. Und wir dürfen weiter annehmen, dass die Teilnehmer aus dem Norden zu den Geburtsjahrgängen 1890/1905 gehörten, also zur heute so genannten Faarhus-Generation. In München trafen unsere nordschleswigschen Sportler auf 100.000 Teilnehmer. Auslandsdeutsche, namentlich aus dem Osten und Südosten, waren eigens eingeladen. Das Turnfest fand statt „für deutsches Volkstum, deutsche Einheit, Ehre und Freiheit“, war also primär eine politische Kundgebung, anders als die vorangegangenen Turnfeste.
Tatsächlich forderte einer der Hauptredner, der ehemalige General Erich Ludendorff, von den Turnern „Hass und Rache gegen die Feinde“. Die NSDAP, der Ludendorff bekanntlich nahestand, führte am 14. Juli eine Großkundgebung zum Turnfest im Zirkus Krone in München vor 5.000 Turnern durch. Hauptredner dort war Adolf Hitler. Nach der Kundgebung marschierten die Turner mit Hakenkreuzfahnen trotz Verbots durch München, wurden aber von der Polizei am Weitermarsch gehindert – ein Vorspiel zum sogenannten Marsch auf die Feldherrnhalle im November 1923. Den Inhalt der politischen Sozialisation der jungen Turner aus Nordschleswig in München wird sich jeder Leser bei der Andeutung dieser Zusammenhänge selbst ausmalen können. Auch Johannes Schmidt-Wodder, der in Nordschleswig besonders bei den Jugendbünden und Turnvereinen die Zügel politisch straff in der Hand hielt, wird zufrieden gewesen sein.
Der Tenor eines Artikels unserer Zeitung zum Turnfest (Nr. vom 18. Juli) bestätigt das.
Sonnabend, 14. Juli 1923
Christiansfeld. Dieser Tage wurde hier der Verkehr auf der Hauptlandstraße an einem Wochenende festgestellt. Man zählt laut „Morgenbladet“ von Morgens sechs bis Abends zehn Uhr 226 Automobile, 46 Motorfahrräder, 661 gewöhnliche Fahrräder, 38 Fuhrwerke und – 42 Fußgänger.
Montag, 16. Juli 1923
Anzeige aus der Sonderburger Zeitung
Zwischen Bienenhonig und Grenzkampf-Schrift wird für den Film „Mignon“ geworben, der im Sonderburger Filmtheater „Kosmorama“ gegeben wurde. Der Film wurde auch in anderen Kinos Nordschleswigs vorgeführt. Der Stoff war, wie der Name bereits sagt und die Anzeige nochmals verdeutlicht, der Gestalt der Mignon aus Goethes „Wilhelm Meister“ nachempfunden. Regie führte in Berlin, wo der Stummfilm entstand, der Däne Preben J. Rist (1885-1967). Viele dänische Fimleute arbeiteten damals in Deutschland, namentlich in Berlin. Nach der Stummfilm-Zeit, die in unserem Chronik-Jahr 1923 gerade zu Ende ging, kehrte Rist nach Kopenhagen zurück und drehte keine Filme mehr. Das Drehbuch zu „Mignon“ stammte von der deutschen Trivialautorin, Übersetzerin (auch aus dem Dänischen) und Karl-May-Enthusiastin Marie Louise Droop (1890-1959). Dutzende Drehbücher entflossen ihrer Feder (Die Lieblingsfrau des Maharadschas und Ähnliches.
Dienstag, 3. Juli 1973
Karl Gäde in memoriam
In Kiel ist im 84. Lebensjahr ein Holsteiner gestorben, der im laufe seines Lebens zum Nordschleswiger wurde. Dr. Karl Gäde, der am 1. Juli für immer die Augen schloss. Der Name Gäde ist unauslöschlich verbunden mit der Geschichte des deutschen höheren Schulwesens in Nordschleswig und auch mit dem Wiederaufbau des deutschen Schulwesens nach dem Kriege. 1926 führte der Lebensweg des 1889 im Kreis Segeberg geborenen Karl Gäde nach Nordschleswig. Apenrader Bürger beriefen ihn zum Leiter der neugegründeten Deutschen Privatschule am Haderslebener Weg. Sie trafen damit eine Wahl, die für eine ganze Generation junger Nordschleswiger bedeutungsvoll wurde. Wie der Verstorbene ist seine ganze Familie eng mit der alten Fördestadt Apenrade verknüpft. Hier verlebte er mit seiner Frau Liselotte, geb. Meyer, glückliche Jahre, hier kamen seine vier Töchter zur Welt. Gegen Kriegsende übernahm er die Leitung der deutschen St.-Petri-Schule in Kopenhagen. Nach Schleswig-Holstein zurückgekehrt, löste er den Nordschleswiger, Landesdirektor Jens Nydahl, ab. In der Landeskanzlei in Kiel arbeitete Dr. Gäde mit an der Neugestaltung der deutsch-dänischen Minderheitenverhältnisse. Er wirkte beim Zustandekommen der Kopenhagener Erklärung des Jahres 1955 mit und hütete treu den Kontakt zwischen der deutschen Volksgruppe und dem Land Schleswig-Holstein.
Donnerstag, 5. Juli1973
Fliegen-Alarm im Museum
Die Alarm-Anlage des nordschleswigschen Kunstmuseums in Tondern hält die Beamten der Schutzpolizei auf Trab. Am Dienstag zwischen 16.45 und 2.30 Uhr am Mittwoch meldete die Anlage ein unbekanntes Objekt innerhalb der Mauern des Museums. Viermal rückte die Polizei mit zwei Beamten und unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn zum „Tatort“ und durchsuchte – mit Maschinenpistolen und Revolvern schwer bewaffnet – die Räume des Museums, das zur Zeit eine wertvolle Asger-Jorn-Ausstellung beherbergt. Jedes Mal fuhren die Beamten ohne einen Einbrecher zurück. Bei der Durchsuchung der Ausstellung wurde eine dicke Fliege entdeckt, die nach Ansicht der Polizei den Alarm ausgelöst hatte.
Asger Jorn war am 1. Mai 1973 gestorben (wir berichteten in der Chronik). Der Tonderner Museumschef, Sigurd Schoubye, hatte bereits lange vorher mit Asger Jorn ausgemacht, eine Ausstellung seiner Werke in Tondern zu veranstalten. Sie wurde nun die erste Schau nach dem Tod des dänischen Künstlers. Unsere Zeitung berichtete über die Ausstellung nicht! – Aber dafür über die Fliegen, und zwar mit großem Foto weit ausführlicher als oben wiedergegeben. Wer Asger Jorn kennt, weiß, dass er, wäre er im Künstlerhimmel vor die Frage gestellt worden, ob er eine Rezension seiner Ausstellung gewünscht oder lieber einen Bericht über die Fliegen gesehen hätte, sich lauthals lachend für Letzteres entschieden hätte.
Freitag, 6. Juli 1973
Teurer Liebesbrief
Für einen leidenschaftlichen Liebesbrief Napoleons an Josephine de Bauharnais hat sein offensichtlich ebenso leidenschaftlicher Sammler in London den stattlichen Preis von umgerechnet 57.000 Kronen bezahlt. Der Brief, den Napoleon nach einem Streit am vorangegangenen Abend an Josephine schrieb, wurde bei Sotheby’s versteigert. Napoleon gesteht seiner Geliebten darin, dass er unfähig sei, ihrer Faszination zu widerstehen und unterstreicht seine Liebeserklärung mit drei (geschriebenen) Küssen. Das in London versteigerte Billet Doux des Franzosen ist eine von nur drei Liebesepisteln, die aus der Zeit, da Napoleon Josephine umwarb, erhalten geblieben sind.
Der Preis des Liebesbriefes scheint uns heute gering. Man muss aber bedenken, dass man dafür vor 50 Jahren einen guten neuen Mittelklassewagen bekam! – Napoleon Bonapartes Frauenbeziehungen sind von eigenem Charakter: Er heiratete sich gewissermaßen hoch. Zu Beginn war er ein kleiner Leutnant, der mit seinem geringen Salär kaum die Ausbesserungen an seiner Uniform bezahlen konnte, geschweige eine neue erwerben! Seine erste Angebetete traf er in dieser Zeit, Geld hatte auch sie nicht. Nach einigen anderen Geliebten heiratete er die, wie er glaubte, vermögende Josephine am 9. März 1796. Ihre Beziehungen öffneten ihm viele Türen, er stieg auf.
Am 10. Januar 1810 ließ er sich scheiden. Er heiratete bald eine Tochter des österreichischen Kaisers, seinem Kriegsgegner. Höher ging nicht. Die Briefe Napoleons an Josephine von 1795 bis 1814 liegen seit Langem in einer mustergültigen Edition des französischen Napoleon-Forschers Jean Tulard vor, die auch auf Deutsch, sogar als Taschenbuch, zugänglich sind. Lassen wir Napoleon selbst zu Wort kommen, in dem oben genannten Brief heißt es am Schluss: „... Doch zu Dir, mio dolce amor, hast Du wohl geruht? Hast Du wenigstens zwei mal an mich gedacht? Ich gebe Dir drei Küsse, einen auf Dein Herz, einen auf Deinen Mund, einen auf Deine Augen.“ Mit Küssen beendete Napoleon meist seine Briefe, auch jenen berühmten vom 7. April 1796, als er knapp ein Monat verheiratet war und wo es wieder abschließend heißt: „Einen Kuss, tief, weit unter dem Herzen.“ – Die letzten vier Worte dreimal von Napoleon unterstrichen.
Mittwoch, 18. Juli 1973
Steuern stiegen um 164 Prozent
Die EG-Kommission hat eine Untersuchung vorgenommen, aus der hervorgeht, dass der Steuerdruck in Dänemark von 1965 bis 1971 um nicht weniger als 164 (einhundertundvierundsechzig) Prozent gestiegen ist. Das teilt die EG-Kommission in einer Antwort an ein französisches Mitglied des EU-Parlaments mit. In England stiegen die Steuern in derselben Periode um 87 und in Irland um 134 Prozent. In der Bundesrepublik, in Frankreich und Italien erhöhten sich die Steuern um etwa 70 Prozent.
Freitag, 20. Juli 1973
Neues Attentat auf die „Kleine Meerjungfer“
Mit zähflüssiger roter Farbe ist eine Kopenhagener Touristenattraktion, die „Kleine Meerjungfer“ am Langelinie-Kai, in der Nacht zum Donnerstag übergossen worden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Einer städtischen Reinigungsmannschaft, die sich gestern Vormittag an die Säuberungsaktion machte, wurden Hindernisse in den Weg gelegt. Passanten hielten sie für die Übeltäter, die zusätzlich Farbe pinseln wollten und riefen die Polizei. Das Missverständnis klärte sich schnell auf. Die „Kleine Meerjungfer“ ist Kummer gewohnt. Fast jedes Jahr wird gemeldet, dass sie mit Farbe übergossen oder mit Bekleidungsgegenständen jeder Art versehen wurde.
Die „Kleine Meerjungfrau“, wie sie heute üblicherweise genannt wird, hatte bekanntlich schon ein schweres Schicksal hinter sich, nachdem sie 1913 aufgestellt worden war. Sie war schon über 50, als sie 1964 erstmals geköpft wurde, bald wurde ihr der rechte Arm abgesägt, sie wurde kurzerhand ganz entwendet. In der Zeit nach 1973 wird sie fast Jahr für Jahr rot, gelb, schwarz, weiß oder blau bemalt oder gleich ganz mit Farbe überschüttet, manchmal verbunden mit politischen Forderungen, manchmal nur aus blankem Vandalismus. Sie hat es alles ausgehalten. Aber sie ist nackt! Und das stört in unseren Tagen wieder ganz andere Eiferer. Sie wird also wohl noch einiges zu ertragen haben.
Montag, 30. Juli 1973.
Brandt kehrt aus dem Urlaub zurück
Bundeskanzler Willy Brandt kehrt heute aus seinem rund vierwöchigen Urlaub in Norwegen nach Bonn zurück. Er wird voraussichtlich unmittelbar darauf seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen. Der Kanzler will sich intensiv auf die Regierungsarbeit im Herbst vorbereiten. Dazu dürfte auch die Überprüfung der noch in dieser Legislaturperiode zu verabschiedenden großen Gesetzgebungsvorhaben gehören.
Die Meldung ist unscheinbar und anscheinend alltäglich. Aber die Zusammenhänge werden bald die Bonner Republik in ihren Grundfesten erschüttern. Am 24. April 1974 wird ein seit 1972 für Willy Brandt tätiger persönlicher Referent, der ihn auch nach Norwegen begleitet hatte, als Spion enttarnt und verhaftet: Günter Guillaume. Die Bonner Republik hatte einen veritablen Skandal. Nächstes Jahr wird man sich dieser Sache ausführlich erinnern.