Vor 100 und vor 50 Jahren

Chronik Juni: Von Auslandsdeutschen bis Zeitungsstreik

Chronik Juni: Von Auslandsdeutschen bis Zeitungsstreik

Chronik Juni: Von Auslandsdeutschen bis Zeitungsstreik

Jürgen Ostwald
Jürgen Ostwald Freier Mitarbeiter
Nordschleswig
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Der Friedhof der gefallenen Nordschleswiger in Frankreich im vergangenen Jahr. Zur Einweihung vor hundert Jahren lese man den Beitrag vom 17. Juni 1924. Foto: Ute Levisen

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Die Schlagzeilen von diesem Juni sind ganz anders als noch vor 100 und vor 50 Jahren. Jürgen Ostwald hat im Archiv die Zeitungen durchforstet und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Foto: DN

Montag, 2. Juni 1924
Eine  Erhöhung der dänischen Passgebühren ist am Sonnabend vom dänischen Konsulat in Flensburg vorgenommen worden. Dieses rechnet jetzt die Dänenkrone gleich 1,12 Rentenmark und erhebt für ein vierzehntägiges Visum 10,08 Mark, für ein vierteljährliches 25,20 Mark, für ein halbjährliches 40,32 Mark.

 

Freitag, 6. Juni 1924
Tagung des deutschen Schutzbundes
Die 5. Jahrestagung des Deutschen Schutzbundes für die Grenz- und Auslandsdeutschen in Graz, wurde am Montag auf dem feierlich geschmückten Residenzplatz in Passau durch eine großdeutsche Kundgebung voll tiefer Ergriffenheit eröffnet. Aus allen Gauen des deutschen Reiches, von weit über die Grenze hinaus, waren Mitglieder und Freunde des Schutzbundes in Passau eingetroffen, um schon von hier aus der Tagung, die in Graz stattfindet, teilzunehmen. Man sah Deutsche aus dem dänisch gewordenen Nordschleswig, aus den besetzten Gebieten des Rheinlandes, aus dem Ruhrgebiet, aus dem Saargebiet, und viele Freunde aus Elsass-Lothringen. Man sah Vertreter aus Sudetendeutschland und Südslawien, aus Rumänien, Ungarn, Siebenbürgen, Polen und auch zahlreiche Deutsche aus Deutsch-Österreich, die schon hier ihren Gästen entgegengefahren waren, darunter viele Freunde aus Deutsch-Tirol, aber auch aus Süd-Tirol. Nachdem die Fahrtteilnehmer durch die Kapelle des Reichswehr-Infanterie-Regiments Nr. 12 vom Bahnhof abgeholt wurden, eröffnete der Passauer Oberbürgermeister Weiß, der Vorsitzende des Volksbundes „Deutsche Wacht“, die Kundgebung.

 

Sonnabend, 7. Juni 1924
Zur Schutzbundtagung in Graz. Von Pastor Schmidt-Wodder
In Passau nimmt die diesjährige Heerschau des deutschen Volkes, wie sie alljährlich vom deutschen Schutzbund vermittelt wird, ihren Anfang. Alljährlich ertönt der Ruf zum Sammeln durch alle Lande, wo Deutsche wohnen, und jedes Jahr ist der Sammelplatz an anderer Stelle, immer aber irgendwo, wo dem deutschen Volke Gefahr droht, irgendwo an der Grenze deutschen Volkstums.

Wie in einem Pferch haben unsere Gegner uns in eine viel zu enge Mitte zusammengetrieben, wie ein Schlachtopfer riss man uns Stücke vom Leibe und schlug uns klaffende Wunden. Wir aber leben noch und wollen den Blutumlauf unseres Volkskörpers kräftigen und die Wunden heilen durch stärkere Zufuhr der Lebenskräfte. Die gewaltsame Stauung der Volkskräfte droht uns zu ersticken, sie naturgemäß wieder nach Entfaltung drängen. (…)

Wir kennen bereits den Ton der politischen Reden und Artikel Schmidt-Wodders, die er mit alttestamentlichem Furor zu halten pflegte, aus früheren Monats-Übersichten und brechen hier mit dem Zitieren ab. Die Schutzbund-Tagung des voraufgegangenen Jahres in Altenburg in Ostpreußen haben wir an dieser Stelle damals vorgestellt. Auch dort war Schmidt-Wodder zugegen und hielt eine Rede. Der Schutzbund war eine Vereinigung zahlreicher meist nationalistisch-reaktionärer Einzelverbände, die den Ton angaben. Er versammelte die gesamte Rechte. Politisch bestanden Spannungen, die auch ein Generationenproblem waren. Die Älteren kamen aus der Alldeutschen Bewegung usw., die Jüngeren formierten sich unter anderem in den Gruppen der „Jungkonservativen“ . Der Deutsche Sängerbund war mit seinen 1,4 Millionen Mitgliedern (1927) der größte Einzelverband im Schutzbund. Der Sängerbund, dem auch Nordschleswiger angehörten und der besonders die Beziehungen zu den deutschen Minderheiten im Ausland pflegte, war 1924 in 9.372 Vereinen mit 378.556 aktiven Sängern organisiert. Die Mitglieder aus Dänemark im Schutzbund, der Verband der Vereine heimattreuer Nordschleswiger und der Wohlfahrts- und Schulverein für Nordschleswig etwa hatten natürlich weit weniger Mitglieder. Die Nordschleswig-Frage wurde im Schutzbund zwar behandelt, weit wichtiger jedoch erschienen damals die prekären Fragen und die Probleme der deutschen Minderheiten in den nach dem Weltkrieg neu entstandenen östlichen Ländern und der Sowjetunion.

 

Mittwoch, 11. Juni 1924
Hadersleben. Der Ausschuss für die Errichtung eines Denkmals mit deutscher Inschrift für die Gefallenen ist jetzt mit seinen Vorarbeiten so weit, dass ein Entwurf des Münchener Bildhauers Blecker angenommen ist. Ein Gipsmodell, sowie die geplante Inschrift werden während der nächsten Woche im kleinen Saale des Bürgervereins zur Besichtigung für die Beteiligten ausgestellt sein. Bekanntlich hat der Gemeinderat einen Platz auf dem alten Klosterkirchhofe zur Verfügung gestellt, sich aber die vorherige Genehmigung des Entwurfs vorbehalten. Man hofft, dass diese bald erteilt wird. Es wird dann die Arbeit sofort in Angriff genommen, damit die Einweihung noch in diesem Sommer erfolgen kann.

In Hadersleben konnte man sich bekanntlich nicht auf ein gemeinsames deutsches und dänisches Kriegerdenkmal einigen, wie es in Apenrade geschah, wo ein würdiges Denkmal entstand, das Ende 1923 eingeweiht worden war. In Hadersleben konnte man nicht die Hand ausstrecken über die Gräber hin. Es entstanden zwei nicht sonderlich überzeugende Denkmäler. Über die Einweihung werden wir berichten. Einen Bildhauer Blecker gab es in München nicht. Es wird sich um den damals sehr bekannten Maler und Bildhauer Bernhard Bleeker (1881-1968) gehandelt haben. Auch auf ihn werden wir zurückkommen.

 

Dienstag, 17. Juni 1924
Die Einweihung des französischen Friedhofes für dänischgesinnte Nordschleswiger in Braisnes bei Soissons hat am Sonntag stattgefunden. Der Unterpräfekt vertrat die französische, der Legationsrat Engelstedt als Vertreter des Gesandten Kammerherrn Bernhoft die dänische Regierung. Aus Nordschleswig waren die Angehörigen der etwa 50 auf dem Kirchhof bestatteten Soldaten erschienen, sowie die reichsdänischen Beamten Stiftsamtmann Haarløv und Richter Nordlien („Alliance francaise“) aus Hadersleben. Professor Ehlers-Kopenhagen, ferner Vertreter dänischer konservativer Blätter und der dänischen Kolonie in Paris. Unter Vorantragen eines Danebrogs bewegte sich der Zug der Teilnehmer vom Bahnhof Braines zum nahen Friedhof, wo zunächst die Gräber mit Kränzen geschmückt wurden. Der reichsdänische Pastor Trønsegaard-Hansen, der zurzeit in Gravenstein amtiert, vollzog die Weihe des Friedhofs in dänischer und französischer Sprache und streute Erde aus Nordschleswig auf die Gräber. Der Unterpräfekt übergab darauf den Friedhof. Legationsrat Engelstedt verlas einen vom Gesandten Bernhoft verfassten Schriftsatz, der die schleswigsche Frage vom dänischen Standpunkt beleuchtete und den Anteil Frankreichs an der Gewinnung Nordschleswigs hervorhob. Ferner sprachen der französische Professor Verrier und der Student Fuglsang, der Vorsitzende des Vereins der ehemaligen Vorzugsgefangenen dänischer Gesinnung. Die Feier wurde mit dem apostolischen Segen geschlossen. Kammerherr Haarløv und Professor Ehlers legten dann noch auf einem nahen französischen Kriegergrab Kränze nieder. Der Kirchhof ist durch eine Buchsbaumhecke eingefriedet, das Portal ist eine weiße Mauer mit Pfannenkrönung, der Art, wie man es auf dänischen Friedhöfen findet. In der Achse des Haupteinganges erhebt sich auf einem roten gemauerten Sockel ein weiß gestrichenes Eichenkreuz.

Auf die lange geplante und nun eingeweihte Anlage können wir hier wegen des beschränkten Raums nicht eingehen. Wir verweisen auf die einschlägigen Publikationen, die im Zusammenhang mit Forschungen zu den Themenkomplexen 100 Jahre Erster Weltkrieg/100 Jahre Abstimmung erschienen sind. Einen Überblick über Publikationen usw. gewährt die Webseite „Den Store Krig 1914-1918“. Zu nennen ist auch das vor wenigen Wochen erschienene Werk von Søren Rasmussen: Ti skæbner fra Kolping Kommune på Den Sønderjydske Kirkegård i Braines. Kolding 2024. Darüber hinaus erinnern wir an den Beitrag im „Nordschleswiger“ von unserer Hadersleben-Redakteurin Ute Levisen „Nordschleswigs Friedhof in Braine wird Welterbe“, in dem es heißt: „Zehn Gedenktafeln erinnern dort an die mehr als 5.000 Nordschleswiger, die im Ersten Weltkrieg für eine Sache ihr Leben lassen mussten, die nicht die Ihre war.“

 

Sonnabend, 21. Juni 1924
Die Hebung der Scapa-Flow-Flotte
In den vergangenen Tagen wurde der erste Versuch zur Hebung der bei Scapa-Flow versenkten deutschen Flotte gemacht. Hierbei wurde die „Hindenburg“ durch Taucher  untersucht, die feststellten, dass das Schiff mit Tang und anderen Seepflanzen bis zu 20 Fuß Länge bewachsen ist, dass die Maschinen und die Inneräume noch vollständig intakt sind, so dass es möglich ist, das Schiff zu heben und nach der Werft abzuschleppen.

Seit 1923 begann man mit der Verwertung der deutschen Flotte, die sich nach Ende des Ersten Weltkrieges im Norden Schottlands selbst versenkt hatte. Zunächst hob und verschrottete man kleinere Einheiten. Die „Hindenburg“, einer der damals modernsten Schlachtkreuzer, konnte dagegen erst im August 1930 gehoben werden, weil die Größe des Schiffes (über 200 Meter Länge) jahrelanger Vorbereitungen bedurfte, obwohl sie im flachen Wasser lag (Abb.). Diese Verwertung hielt bis 1939 an. Gleichwohl liegen noch zahlreiche Wracks am Boden der Bucht von Scapa Flow.

Der deutsche Schlachtkreuzer „Hindenburg“, in Scapa Flow nach dem Ersten Weltkrieg selbstversenkt, ragt mit seinen zwei Schornsteinen aus dem Wasser. Foto: Imperial War Museum, London

Montag, 23. Juni 1924
Hadersleben. Die hiesige deutsche Abbauschule – der Rest des früheren Gymnasiums – wird mit Ende dieser Woche aufgelöst werden. Die letzten Abiturienten, drei Primaner, machen ihre Schlussprüfung. Die letzten noch amtierenden Lehrer erhalten Stellung an deutschen Gymnasien. Studienrat Hacke geht ans Rendsburger Gymnasium und Studienrat Dr. Hauschildt ans Gymnasium in Kiel. Dr. Achelis verbleibt vorläufig in Hadersleben, um sich archivalischen Studien zu widmen.

Das altehrwürdige Johanneum, die Haderslebener Lateinschule, gegründet im Februar 1567 als Gelehrtenschule und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umbenannt, 1920 als deutsches Gymnasium geschlossen und als Katedralskole Haderslev wieder auferstanden (obwohl es eine Kathedrale in Hadersleben vor 1924 nie gegeben hat und sie also eigentlich eine Neugründung ist wie das spätere Deutsche Gymnasium in Apenrade), hat in Thomas Otto Achelis ihren Historiker gefunden. Unter seinen zahlreichen Büchern und fast 2.000 (zweitausend!) Aufsätzen und Artikeln finden sich viele auf Hadersleben und das Johanneum bezogene. Er war lange Jahre Lateinlehrer am Johanneum und an den deutschen Abbauklassen, später ordnete er das von ihm gründlich genutzte Haderslebener Stadtarchiv. 1935 wechselte auch er an das Rendsburger Gymnasium. Er starb 1967 in Rendsburg. Den Grenzrevisionisten um Schmidt-Wodder stand er kritisch und ablehnend gegenüber, er mischte sich aber nicht in die kontroversen grenzkämpferischen Debatten der Zeit ein. Gleichwohl haben wir in ihm den zu seiner Zeit bedeutendsten deutschen Historiker des deutschen und dänischen Kulturlebens Nordschleswigs von der Renaissance bis zur Zeit der Abstimmung vor uns. Th. O. Achelis hatte 1921 die Nordschleswigerin Marie Fuglsang-Damgaard geheiratet (er selbst stammte aus Bremen), die ältere Schwester des damaligen Theologie-Studenten Hans Fuglsang-Damgaard und späteren Bischofs von Kopenhagen und Dänemark.

 

Dienstag, 24. Juni 1924
Eine Rede Ludendorffs
Auf der von der Nationalsozialistischen Freiheitspartei veranstalteten Sonnenwendfeier bei Stettin nahm auch General Ludendorff das Wort. Er sagte etwa: „Heute sehen wir unseren Grund und Boden, sehen wir unsere Heimat bedroht von minderwertigen Mischleuten. Wir müssen erkennen, dass wir zur Reinhaltung unserer Rasse zu wenig getan haben. Die Weltenwende wird erst eintreten, wenn jeder das Verantwortungsgefühl wiedergefunden hat.“

In Flensburg war ebenfalls von rechtsnationalistischen Vereinigungen eine Sonnenwendfeier geplant und bereits vorbereitet worden, auf der ähnliche Äußerungen wie die obigen zu erwarten waren. Sie wurde allerdings vom preußischen Innenminister Carl Wilhelm Severing verboten. Auf der Veranstaltung sollte Johannes Schmidt-Wodder sprechen.

 
Foto: DN

Mittwoch, 5. Juni 1974
Königin Margrethe in Deutschland
„Es freut mich ganz außerordentlich und wirklich aufrichtig, dass gerade die dänische Königin mein letzter offizieller Gast sein wird, den ich als deutscher Bundespräsident empfangen kann“, sagte der 75jährige Dr. Gustav Heinemann. Der Bundespräsident begrüßt Königin Margrethe II. und Prinz Henrik am Dienstag, 18. Juni, in Bonn zu Beginn ihres viertägigen Staatsbesuchs in der Bundesrepublik, und am 1. Juli wird Walter Scheel Dr. Heinemann als Staatsoberhaupt ablösen.

„Bei anderer Gelegenheit hat sich schon gezeigt, dass Ihre Majestät und ich keine Schwierigkeiten haben, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und für die Mitglieder der Regierungen wird es schwer, etwas zu finden, über das auch nur mit einem Anflug von Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen Dänemark und der Bundesrepublik Deutschland gesprochen werden könnte“, sagte Heinemann wörtlich und ging damit zur politischen Realität und zur Tagesarbeit von Regierung und Parlament über.

 

Donnerstag, 20. Juni 1974
Königin Margrethe II. und Prinz Henrik treffen heute Vormittag zu einem offiziellen viertägigen Besuch der Bundesrepublik in Bonn ein. Mit Königin Margrethe betritt seit 61 Jahren erstmals wieder ein dänisches Staatsoberhaupt offiziell deutschen Boden, seit König Christian X. und Königin Alexandrine, geborene Herzogin von Mecklenburg, vom 24. bis 27. Februar 1913 den deutschen Kaiser in Berlin besucht hatten.

 

Freitag, 21. Juni 1974
Marschall Georgi K. Schukow schon zu Lebzeiten Legende
Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow, einer der erfolgreichsten sowjetischen Heerführer, war schon zu seinen Lebzeiten Legende. Der „Eroberer von Berlin“, und „Eisenhower Russlands“, wie er von einigen Militärhistorikern beschrieben wurde, war zweimal in Ungnade gefallen, dann aber jedesmal wieder voll rehabilitiert worden: unter Stalin und unter Chruschtschow. Der Bauernsohn und hochdekorierte Militär mit dem kantigen Feldherrngesicht und dem streng gescheitelten Haar starb jetzt im 78. Lebensjahr in der Abgeschiedenheit seines Landhauses in Moskau.

Vor 50 Jahren war der russische General noch vielen bekannt, sein Name geläufig, nicht nur im Osten Deutschlands. Weniger bekannt war und ist sein Buch „Erinnerungen und Gedanken“ (zweibändig!), das in Ost-Berlin bis kurz vor der Wende immerhin in der 8. Auflage erschienen ist und somit in ca. 150.000 Exemplaren hier und dort auf den Regalen steht.

 

Sonnabend, 22. Juni 1974
„Nordschleswiger“ bestreikt
„Der Nordschleswiger“ wurde Freitag-Nachmittag von einem Streik betroffen, dass die Zeitung heute nur mit dem Stoff erscheinen kann, der bis zur Arbeitsniederlegung bereits gesetzt war (etwa 16 Uhr), Verlag und Redaktion bedauern den teilweisen Ausfall im Nachrichtendienst. Die Arbeitsniederlegung erfolgte ohne Warnung und das technische Personal verließ den Arbeitsplatz. Hinter dem Streik steht, soweit die Verlagsleitung mitteilt, die Forderung nach einer wöchentlichen Lohnzulage von 120 Kronen zur Deckung der ständig steigenden Preise.

Der Ausstand dauerte bis zum Montag, nachdem alle Forderungen erfüllt waren. Die Dienstags-Ausgabe der Zeitung konnte dann bereits wieder in kleinerem Umfang erscheinen.

Der romanische Westturm der Kirche in Ketting Foto: Kirkerne på Als og Sundeved. Sønderborg 2012

Dienstag, 25. Juni 1974
Der Augustenburger Kommunalrat bewilligte der Kirchengemeinde Ketting Sondermittel. Mit diesem Geld wird ein neues Turmfundament an der Kirche gelegt, da der alte historisch wertvolle Turm immer tiefer in den Boden versinkt.

Der imposante und weithin sichtbare Kirchturm zu Ketting wurde in den ersten Jahren nach 1200 errichtet, gleichzeitig mit jenen in Broacker und Notmark. Die Kirche in Broacker erhielt dann im 15. Jahrhundert ihre beiden charakteristischen Turmhelme. Von den drei romanischen Westtürmen auf Alsen ist jener in Ketting der am ursprünglichsten erhaltene. Möglicherweise wurden die Kettinger Läuteluken irgendwann vergrößert. Die Uhr ist natürlich eine spätere Zutat. Der fast 10 Meter breite und 13,5 Meter hohe Westturm wirkt bei der Dorfkirche wie ein Westriegel, der aus uns unbekannten Gründen querrechteckig vor das Schiff gelegt wurde. Westtürme unserer Dorfkirchen sind in der Regel quadratischen Grundrisses.

 

Sonnabend, 29. Juni 1974
Cranach-Ausstellung
Im Baseler Kunstmuseum wurde kürzlich eine der größten und umfangreichsten Cranach-Ausstellungen eröffnet. Bis zum 8. September wird das Werk von Lukas Cranach und seinen Söhnen anhand von 744 Ausstellungsstücken dokumentiert. Die Ausstellung zeigt allein 183 Gemälde, darunter 29 Leihgaben aus der DDR.

In der Tat war es eine der größten Cranach-Ausstellungen, die es je gab. Auch die Großveranstaltungen des Reformationsjubiläums 2017 und folgender Jahre konnten nicht mithalten. Die alte Basler Ausstellung wie auch jene zum Luther-Jubiläum haben die Forschung erheblich vorangebracht. Der Malerfamilie Cranach begegnen wir auch in Dänemark, es gibt sogar einen eigenen Altar. Auch in nordschleswigschen Kirchen finden wir in zahlreichen Arbeiten die Spuren der Wittenberger Künstlerfamilie.

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