Erneuerbare Energien
Darum stehen die Windräder in Schleswig-Holstein immer seltener still
Darum stehen die Windräder in Schleswig-Holstein immer seltener still
Darum stehen die Windräder in SH immer seltener still
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Nur noch sieben Prozent des Windstroms an Land muss in Schleswig-Holstein abgeregelt werden. Vor kurzem war es noch dreimal so viel. Warum die Anlagen nicht mehr so oft stillstehen – und die Entschädigungen an Betreiber trotzdem gestiegen sind.
In Schleswig-Holstein sind die Zwangsabschaltungen von Windrädern gegen den Bundestrend weiter zurückgegangen. Das ergibt sich aus aktuellen Zahlen des Kieler Energieministers Tobias Goldschmidt und der Bundesnetzagentur.
Demnach mussten Windmüller im nördlichsten Bundesland letztes Jahr nur noch 1007 Gigawattstunden Strom wegen drohender Netzüberlastung abregeln. Das sind 320 Gigawattstunden weniger als im Jahr zuvor und nur noch sieben Prozent der insgesamt an Land erzeugbaren Windstrommenge. Vor vier Jahren war die Abschaltquote noch dreimal so hoch (siehe Tabelle).
Zwar mussten noch weitere 729 Gigawattstunden in den Nordsee-Windparks vor Schleswig-Holstein abgeregelt werden – das waren knapp 230 mehr als im Vorjahr. Doch unterm Strich bleibt auch dann ein Rückgang der Zwangsabschaltungen im Norden.
Grund dafür ist vor allem der fortschreitende Stromnetzausbau in Schleswig-Holstein. So ist die 120 Kilometer lange Westküstenleitung von Brunsbüttel nach Klixbüll seit Anfang November in Betrieb. „Dank der Fertigstellung der Westküstenleitung ist es möglich, mehr Strom aus Nordfriesland abzutransportieren“, sagt Ove Struck, Sprecher der Schleswig-Holstein-Netz AG. Hinzu kämen „diverse andere große und kleine Ausbaumaßnahmen im Verteilnetz, die positiv wirken“.
Entschädigungen wegen hohen Strompreises gestiegen
Trotz der rückläufigen Zwangsabschaltungen sind die Entschädigungszahlungen, die Windmüller für nicht erzeugten Strom erhalten, in Schleswig-Holstein letztes Jahr gestiegen – laut SH Netz von 138 Millionen Euro auf 197 Millionen.
Grund für dieses scheinbare Paradoxon ist vor allem der zwischenzeitlich stark gestiegene Strompreis, nach dem sich die Höhe der Ausgleichsbeträge richtet. „Der Strompreis hat sich in 2022 gegenüber 2021 teils verzehnfacht“, sagt SH-Netz-Sprecher Struck. Daher könne sich auch die Entschädigungssumme erhöhen – „trotz insgesamt geringerer Abschaltmenge“.
Viele Zwangsabschaltungen in Niedersachsen
Deutschlandweit dagegen sind die Zwangsabregelungen von Ökostromanlagen laut Bundesnetzagentur anders als in Schleswig-Holstein deutlich gestiegen – von 5818 Gigawattstunden auf den Rekordwert von 8071. Der Großteil davon fällt in Niedersachsen an.
Schleswig-Holstein ist dagegen nur noch für 22 Prozent der Abschaltungen in Deutschland verantwortlich. Noch vor vier Jahren waren es 58 Prozent. „Der Anteil von Schleswig-Holstein an den bundesweiten Abregelungen sinkt weiter“, freut sich daher Grünen-Minister Goldschmidt. Gleichzeitig mahnt er: „Der Netzausbau muss auch südlich der Elbe weiter vorangehen.“