Sportjahr 2019
Goldenes Sportjahr mit Krisen
Goldenes Sportjahr mit Krisen
Goldenes Sportjahr mit Krisen
Drei Weltmeister-Titel sprangen heraus, doch insgesamt gab es für Dänemarks Spitzensportler 2019 weniger Top-Platzierungen. Team Danmark begründet Krisen mit Generationenwechsel.
Dänemark gewann Weltmeisterschaften im Handball, im Radfahren und im Segeln. Doch insgesamt waren es weniger Top-8-Platzierungen und im Badminton sowie beim Schwimmen gab es handfeste Krisen. Die Chefin von Team Danmark lässt das Jahr Revue passieren.
Die Handballer wurden die Besten der Welt, auf dem Wasser lenkte Anne-Marie Rindom ihre Jolle aufs oberste Treppchen und der Radfahrer Mads Pedersen darf durch seinen WM-Triumph ein Jahr lang das legendäre Regenbogentrikot tragen.
Das Jahr 2019 hielt mehrere große Leistungen von dänischen Sportlern bereit – darunter drei WM-Titel sowie zwölf WM-Medaillen in den sommerolympischen Disziplinen.
Die Direktorin von Team Danmark, Lone Hansen, ist optimistisch für das kommende Olympiajahr – doch ein paar Sorgenfalten hat sie auch.
„Für eine kleine Nation wie Dänemark ist es stark, dass wir so viel gewinnen können. Doch ich bin auch etwas besorgt, denn unsere Basis für Erfolge ist kleiner geworden“, sagt Lone Hansen: „Es gibt weniger Athleten, die in den Top 8 landen. Und gerade die sind es, die sich steigern können und dann noch Medaillen holen. Darauf müssen wir achten“, sagt Lone Hansen. Sie vergleicht die Jahre 2019 und 2015, da sich der Leistungssport in vierjährigen Zyklen bewegt, die gerne bei den Olympischen Spielen ihren Höhepunkt erreichen sollten.
Bei den jüngsten Olympischen Spielen in Rio 2016 holten die dänischen Sportler mit 15 Medaillen eines der besten Ergebnisse der neueren Zeit. Im Jahr zuvor hatte Dänemark 27 Top-8-Platzierungen bei Weltmeisterschaften in den sommerolympischen Disziplinen. 2019 waren es hingegen nur 21. Obwohl der Rückgang für Lone Hansen ein Grund zur Sorge ist, hat sie auch beruhigende Erklärungen dafür.
„In einigen Sportarten gibt es gerade einen Generationenwechsel, und da entstehen natürlich Leistungswellen. Immer wenn ein Spitzensportler seine Karriere beendet, entsteht ein kleines Loch, bevor ein neuer an seine Stelle tritt“, erklärt die Vorsitzender der dänischen Sporthilfe: „Ich bin nicht in Sorge, dass diese eine Tendenz darstellt. Es sind nur Schwingungen.“
Weiter steigen wird die Medaillenzahl bei den Olympischen Spielen in Tokio aber vermutlich nicht. Nach sieben Medaillen in Peking 2008 waren es neun in London im Jahre 2012. Darauf folgten 15 Medaillen in Rio 2016 – das wird schwer zu toppen sein.
„In Rio lief fast alles in unsere Richtung. Ich halte mich mit Prognosen für Tokio lieber noch etwas bedeckt. Ich glaube, es ist unrealistisch an eine weitere Steigerung zu glauben. Wir möchten gerne wieder in die Top 5 der Länder mit weniger als 10 Millionen Einwohnern und in die Top 25 aller Nationen. Derzeit liegen wir auf Platz 21 weltweit. Das ist schon eine enorme Leistung für so ein kleines Land mit unseren Möglichkeiten“, sagt Lone Hansen.
Doch es gab nicht nur Erfolge zu feiern im Jahre 2019. Es gab auch Krisen. Und zwar ausgerechnet in zwei Paradedisziplinen, die bei den vergangenen beiden Olympischen Spielen vier Medaillen einbrachten. Die Trainingshalle der Schwimmer in Bellahøj war von Schimmel befallen und mehrere Athleten erzählten in einem Dokumentarfilm von brutalen Nationaltrainern und öffentlichen Wiegungen von 2005 bis 2012.
Im Sommer wurden zwei Trainer des Schwimmverbandes kurz vor der WM freigestellt, weil sie mit den Rahmenbedingungen nicht einverstanden waren. Die Ergebnisse der Schwimmer waren schlecht bei den Weltmeisterschaften in Südkorea. Es wurden keine Medaillen gewonnen. Das Jahr endete jedoch positiv. Bei der Kurzbahn-EM in Glasgow gewann die dänischen Athleten fünf Bronzemedaillen.
„Es war ohne Zweifel ein turbulentes Jahr. Es war sehr schwierig, doch so langsam sehen wir, dass wieder gute Ergebnisse reinkommen“, sagt Lone Hansen. „Im laufenden Generationenwechsel geht das eine oder andere verloren.“
„Pernille Blume ist wieder da, wo sie eigentlich stehen soll. Jeanette Ottesen hat beschlossen, dass sie nach der Elternzeit wieder anfängt. Das hätten wir nicht zu hoffen gewagt. Und es sind auch noch viele neue junge Athleten unterwegs. Ich bin also ganz ruhig“, so die Chefin von Team Danmark. Viele von Dänemarks besten Schwimmern trainieren individuell mit eigenen Trainern und eigenem Programm.
„Sie können trainieren, wo sie es am liebsten haben. Und wir sorgen dann für die Koordination. Ich höre von den Schwimmern, dass sie ruhig, froh und zufrieden sind. Sie fühlen sich gesehen und gehört. Sie können sich ganz auf ihr Training konzentrieren“, sagt Lone Hansen.
„Wir warten noch auf einen Bericht, und den möchte ich gerne sehen, bevor ich einen Punkt mache“, so die Sportdirektorin.
Der dänische Badmintonsport kriselte ebenfalls. Nach einem Wortgefecht zwischen dem Verband und den Spielern in den Medien einigte man sich zuletzt auf einen sechsjährigen Vertrag. Darüber hinaus haben einige feste Doppel aufgehört oder haben sich aufgelöst. Beim Herreneinzel gibt es jedoch einige Medaillenkandidaten für die Olympischen Spiele.
„Die Herreneinzel stehen fast Schlange, um mit nach Tokio zu kommen, doch die Ergebnisse sind schlechter geworden“, sagt Lone Hansen. „Ich sehe jedoch auch, dass das Umfeld im Badminton sehr gut ist, wo die stärksten die etwas schwächeren mitziehen. Wir sehen neue Doppel kommen. Die sind noch nicht ganz da, wo sie sein sollten, aber um die mache ich mir keine Sorgen“, sagt Lone Hansen.
Die Chefin von Team Danmark findet ganz generell, dass der dänische Leistungssport in den Krisen des vergangenen Jahres auch Stärke gezeigt hat. Den Athleten wurde zugehört und es wurde schnell reagiert.
Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio finden vom 24. Juli bis zum 9. August statt.