Eishockey
Der zweite Anlauf des Talents
Der zweite Anlauf des Talents
Der zweite Anlauf des Talents
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Søren Dau wurde 2016 von SønderjyskE aussortiert, gehört aber seit seiner Rückkehr zu den besten SønderjyskE-Spielern.
Das hatte schon Symbolcharakter, als ein sechsjähriger SønderjyskE-Fan nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Esbjerg Energy das offizielle Programmheft mit Fotos des gesamten SønderjyskE-Kaders in Richtung Søren Dau reichte und um ein Autogramm bat.
„Da bin ich gar nicht drin“, sagt der 22-jährige SønderjyskE-Stürmer verlegen und signiert dennoch das Programmheft an einer blanken Stelle.
Das Woyenser Eigengewächs ist in der sportlichen Krise der vergangenen Monate einer der absolut besten Spieler gewesen, obwohl er dem SønderjyskE-Kader eigentlich gar nicht angehört und seit anderthalb Jahren als Amateur von Vojens Ishockey Klub spielt.
Søren Dau lief lange Zeit mit dem Stempel als vielleicht größtes Talent der Vereinsgeschichte herum, viele sagten ihm sogar voraus, dass er der erste Woyenser in der NHL werden würde, doch die sportliche Entwicklung formte sich nicht wie erhofft, obwohl er 2012 als 17-Jähriger sein Liga-Debüt für SønderjyskE gab und sämtliche Nationalmannschaften von der U17 bis zur U20 durchlief. Der Tiefpunkt kam, als SønderjyskE ihm im ersten Halbjahr 2016 mitteilte, dass man den Vertrag nicht verlängern wolle.
„Das war selbstverständlich nicht schön, diese Nachricht zu bekommen. Ich hatte vor zwei Jahren einen Kreuzbandriss und danach Probleme, wieder den Anschluss zu finden. Das war mental hart, aber ich bin stärker zurückgekommen und habe jetzt auch eine Arbeit gefunden, die mir gut gefällt“, sagt Søren Dau, der eine Lehre als Verkaufsassistent bei „Yousee“ macht, die allerdings auch bedeutet, dass er viele Trainingseinheiten verpasst und nicht an allen Auswärtsspielen unter der Woche teilnehmen kann: „Es harmoniert sehr gut mit dem, was ich gerne will. Ich kann immer noch massenhaft Spiele machen und denke, dass wir mit Hinblick auf die Playoffs meine freien Tage dort platzieren können, wo wir Spiele haben.“
Der SønderjyskE-Sportchef freut sich, dass Søren Dau seine zweite Chance genutzt hat, steht aber nicht mit einem lukrativen Vertrag bereit.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nächste Saison anders wird. Seine Ausbildung ist zweijährig, und die Frage stellt sich auch nicht, Dau für die Auswärtsspiele freizukaufen. Er darf seine Stunden nicht verlieren, die sind Teil seiner Ausbildung. Es ist aber schön, dass er seine Sache auf dem Eis sehr gut macht, er war gegen Esbjerg vielleicht unser bester Mann, und es ist auch richtig gut, dass er jetzt eine Ausbildung macht. Das kann dazu beitragen, dass er reifer wird“, sagt Kim Lykkeskov.
Die fehlende Reife und die fehlende Disziplin gehören auch zu den Gründen, weshalb seine Karriere anders verlief als die seiner langjährigen Weggefährten Nikolaj Ehlers (21) aus Aalborg und Oliver Bjorkstrand (22) aus Herning. In der Jugend lag Dau in der Torjägerliste oft vor den beiden Kontrahenten, die heute in der NHL spielen. Ehlers hat vor wenigen Monaten einen neuen Vertrag bei den Winnipeg Jets unterschrieben, der ihm ab Sommer für die nächsten fünf Jahre sechs Millionen US-Dollar (37,2 Millionen Kronen) jährlich einbringen wird.
„Na klar, denke ich manchmal darüber nach, wo die anderen jetzt stehen. Ich habe seit den Anfangsjahren und bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ins Ausland gegangen sind, immer gegen die beiden gespielt. Die sind andere Wege gegangen, haben ihren Erfolg mehr gesucht als ich. Ich habe meine Entscheidungen nicht bereut. Ich habe mich bei SønderjyskE wohlgefühlt, brauchte die Geborgenheit hier und war nicht dazu bereit, von zu Hause wegzuziehen, als ich 15 oder 16 Jahre alt war“, sagt Søren Dau, der aber nicht ausschließt, dass er in seiner Karriere wieder große Schritte nach vorne machen könnte: „Es sind noch keine Türen zu.“
Der 22-Jährige steht wieder auf dem Eis, wenn SønderjyskE am Freitag ab 19.30 Uhr die Aalborg Pirates empfängt.