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Nordmetall: Kriegsfolgen treffen Unternehmen zum Teil hart

Nordmetall: Kriegsfolgen treffen Unternehmen zum Teil hart

Nordmetall: Kriegsfolgen treffen Unternehmen zum Teil hart

dpa
Hamburg
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Eine Schweißerin fügt Metall-Elemente durch Punktschweißen zusammen. Foto: Markus Scholz/dpa

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Die Industrie leidet schon länger unter hohen Preisen und Materialmangel. Der Krieg in Osteuropa potenziert jetzt die Probleme. Im Norden fürchten etliche Unternehmen um die Existenz.

Die Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine treffen nach Einschätzung des Verbandes Nordmetall jeden zehnten Betrieb der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie substanziell. «Die betroffenen Betriebe beziehen einen Teil ihrer regelmäßigen Lieferungen direkt oder über Vorlieferanten aus Russland, der Ukraine oder Belarus - vor allem Eisen, Stahl, Leichtmetall, Metallteile und Erdgas», berichtete der Arbeitgeberverband in Hamburg. Der Verband vertritt Unternehmen in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und im nordwestlichen Niedersachsen.

Zwei Drittel der 129 Betriebe mit insgesamt 77.000 Beschäftigten, die sich an einer Umfrage beteiligten, erwarteten aufgrund der Krise 2022 Kostensteigerungen im Einkauf von rund 17 Prozent, hieß es. 43 Prozent stellten sich auf einen Umsatzrückgang in Höhe von durchschnittlich rund zwölf Prozent ein, und 46 Prozent schraubten vorsorglich ihre Gewinnerwartung für 2022 zurück.

«Ein länger währender Krieg in der Ukraine wäre nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern hätte auch existenzbedrohliche Folgen für etliche Betriebe der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie», sagte Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von Nordmetall und des Arbeitgeberverbandes AGV Nord. Bereits jetzt klagten 58 Prozent der Unternehmen mit Russland-, Ukraine- oder Belarus-Geschäft über Lieferschwierigkeiten oder Engpässe, die in knapp einem Fünftel der Fälle bereits die Produktion beeinträchtigten. 44 Prozent der von Lieferungen aus dem Kriegsgebiet abhängigen Unternehmen könnten Ausfälle nur schwer oder gar nicht kompensieren, und mehr als zwei Drittel suchten derzeit nach einer dauerhaften Alternative, um Lieferausfällen zu begegnen.

Fickinger forderte von der Bundesregierung Unterstützung über angekündigte Soforthilfen hinaus. «Nur eine starke Wirtschaft macht Deutschland robust gegenüber Krisen, und nur starke Unternehmen garantieren sichere Arbeitsplätze und stabile Sozialsysteme», sagte er. «Anstatt die Widerstandskraft unserer Betriebe durch immer neue Regulierungen empfindlich zu schwächen, muss gezielt die Resilienz der Unternehmen erhöht werden, zum Beispiel durch Entlastungen bei Energiepreisen und Kurzarbeitergeld und indem die Versorgungssicherheit der Firmen ebenso hohe Priorität erhält wie die der privaten Haushalte.»

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