Brände
Brennender Frachter: Neue Vorgaben von Regierung gefordert
Brennender Frachter: Neue Vorgaben von Regierung gefordert
Brennender Frachter: Neue Vorgaben von Regierung gefordert
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In der Nordsee steht ein Frachter in Brand. Befürchtet wird eine Umweltkatastrophe. Gefordert werden deshalb strengere Vorgaben als bislang für das Befahren einer küstennahen Schifffahrtsroute.
Der Brand eines Autofrachters auf der Nordsee vor der niederländischen Küste hat abermalig eine Debatte über die Routen von Frachtschiffen ausgelöst. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) und weitere Politiker der Partei forderten die Bundesregierung am Freitag auf, Vorgaben zu machen, damit bestimmte Schiffe eine küstenfernere Route nehmen müssen. Eine ähnliche Debatte hatte es bereits 2019 gegeben, nachdem der Frachter «MSC Zoe» Container bei stürmischer See in Küstennähe verloren hatte. Die küstennahe Schifffahrtsroute verläuft nur einige Kilometer nördlich von dem Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer entfernt, in dem mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind.
Umweltminister Meyer sagte, die Havarie der «Fremantle Highway» führe gerade vor Augen welche Gefahr von einer möglichen Ölkatastrophe für den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer ausgehe. «Deshalb fordern wir, dass gerade Risikoschiffe deutlich weiter weg fahren», sagte Meyer der Deutschen Presse-Agentur. Es könne nicht sein, dass die kürzere, küstennahe Route genommen werde, nur um ein paar Minuten Zeit einzusparen.
Vor der deutschen und niederländischen Küste verlaufen zwei wichtige sogenannte Verkehrstrennungsgebiete (VTG). Diese Schifffahrtsrouten sind laut der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ähnlich wie Autobahnen aufgebaut. Für die Schifffahrt gibt es getrennte Fahrspuren für jede Richtung und eine mittlere Trennzone.
Das Verkehrstrennungsgebiet «German Bight Western Approach» verläuft westlich von Helgoland. Die zweite Route weiter südlich, das Verkehrstrennungsgebiet «Terschelling German Bight», führt deutlich näher an der Küste vorbei. Dort waren auch die nun havarierte «Fremantle Highway» und 2019 die «MSC Zoe» unterwegs.
Bestimmte Schiffe von dieser küstennahen Route auszuschließen werde schon lange etwa von den Ostfriesischen Inseln gefordert, sagte der Umweltminister. Auch die Landesregierung habe beim Bund dies zuletzt eingefordert. Nun müssten Konsequenzen aus vergangenen Havarien gezogen werden, hatte Meyer zuvor auch mehreren Medien gesagt.
Unterstützung bekam Meyer aus seiner Partei. «Dass wieder ein Frachter direkt unsere Küste und den Nationalpark gefährdet, muss endlich zu einem Umdenken führen», heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Grünen-Politiker Meta Janssen-Kucz und Julian Pahlke. Janssen-Kucz ist die umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion in Hannover, Pahlke Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Unterems.
Sie fordern, dass Schiffe mit Gefahrgut die küstennahe Route nicht länger nutzen dürfen. «Hier erwarten wir von Bundesverkehrsminister Wissing, sich für ein Verbot dieser Abkürzung für Schiffe bestimmter Größen und mit gefährlicher Ladung einzusetzen.»
Zuvor hatte auch der Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck, auf Änderungen gedrungen. «Die Schiffsrouten müssen weit außerhalb des Nationalparks verlaufen, damit im Ernstfall genug Zeit für Gegenmaßnahmen bleibt», sagte er «tagesschau.de». Unfälle durch Wetter, menschliches oder technisches Versagen könnten nicht ausgeschlossen werden.
Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), ein Verband von Kommunen und Umweltgruppen, kritisiert bereits seit längerem eine Zunahme des Schiffsverkehrs und eine Industrialisierung der Nordsee. «An welcher Stelle die Havarie geschieht, ist aus Sicht der SDN unerheblich», teilte der Verband auf Anfrage mit. Der unmittelbare Lebensraum mit seinen Bewohnern sei immer gefährdet.
Schon nach dem Containerverlust der «MSC Zoe» forderte der Verband die Bundesregierung auf, zusammen mit den Niederlanden, bei bestimmten Wetterlagen große Containerschiffe auf das nördlich gelegene küstenferne Verkehrstrennungsgebiet zu verweisen. Die Niederlande hatten sich schließlich gegen eine verbindliche Vorgabe ausgesprochen, auch weil politische Unterstützung aus Deutschland und Dänemark damals dafür fehlte. Allerdings appellieren niederländische und deutsche Behörden seit einigen Jahren bei Sturm an die Besatzungen großer Schiffe, die küstennahe Route zu meiden.