Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Minderheiten wollen sich gut und werbewirksam präsentieren
Minderheiten wollen sich gut und werbewirksam präsentieren
Minderheiten wollen sich gut und werbewirksam präsentieren
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Deutsch-dänisches Projektteam nennt das gemeinsame Event am 2. Oktober in Tondern eine historische Begebenheit. Erstmals führen die Südschleswiger und Deutsch-Nordschleswiger auf lokaler Ebene eine Veranstaltung durch.
Sämtliche dänischen und deutsche Vereine und Einrichtungen aus der Kommune Tondern und dem Amt Südtondern ziehen an einem Strang, wenn die Minderheiten von nördlich und südlich der Grenze am 2. Oktober nachträglich ihren 100. Geburtstag feiern. In der Tonderner Fußgängerzone und auf dem Markt wollen sie sich so gut und werbewirksam wie möglich der Mehrheitsbevölkerung präsentieren und damit zeigen, dass die Minderheiten trotz ihres Alters noch lebendig sind.
„Wir wollen zeigen, dass wir noch am Leben sind. Unsere Lebendigkeit und unser Wirken sollen der Mehrheitsbevölkerung präsentiert werden“, so Lars Petersen, Koordinator des Südschleswigschen Vereins (Sydslesvigsk Forening, SSF) in Südtondern.
Erste Sitzungen 2018
Seit 2017 wird an dem Gemeinschaftsprojekt „100 år mindretal – 100 Jahre Minderheit" gearbeitet, das seinen Ursprung beim Knivsbergfest hatte, als die Leiterin der Ludwig-Andresen-Schule, Bonni Rathje-Ottenberg, auf den Vorsitzenden der Schleswigschen Partei in der Kommune Tondern, Christian Andresen, Gemeinderatsmitglied Dirk Andresen und Jørgen Popp Petersen, Schleswigsche Partei, mit der Frage herantrat, ob man 2020 zum 100. Geburtstag der Minderheiten nicht etwas Gemeinsames mit den Südschleswigern an der Westküste durchführen könne. Daraufhin wurde Kontakt zu den Südschleswigern aufgenommen. 2018 fanden die ersten Sitzungen statt.
Dass am 2. Oktober 2021 schon der 101. Ehrentag gefeiert werden kann, ist der Corona-Pandemie geschuldet, denn das Minderheitenfest war ursprünglich für 2020 geplant. „Doch alle Beteiligten – auch von politischer Seite – stellten sich auch für 2021 zur Verfügung“, freut sich der Koordinator des SSF in Südtondern, Lars Petersen, gemeinsam mit Christian Andresen.
Planungsgruppe
Die beiden sowie Bonni Rathje-Ottenberg, Jørgen Popp Petersen, Ulf Terp und SSF-Kreisvorsitzende Elsbeth Ketelsen, gehören der Planungsgruppe an, die sich um die Umsetzung des Interreg-Projekts bemüht,. Es wird von der Region Sønderjylland-Schleswig, dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), SSF und der Kommune Tondern finanziert .
„Das ist schon eine historische Sache, eine Seltenheit und absolutes Neuland“, meint Petersen stolz, da es das erste Mal sei, dass die südschleswigschen und nordschleswigschen Vereine und Einrichtungen ein gemeinsames Event auf lokaler Ebene an der Westküste durchführen, während die Minderheiten auf Führungsebene schon seit längerer Zeit auf Tuchfühlung gegangen sind.
Federführend: BDN und SSF
„Das wäre vor 30 Jahren nicht gegangen. Da waren die Minderheiten quasi verfeindet. Daher ist es schön, dass sich aus diesem Gegeneinander ein Miteinander entwickelt hat“, meinen die beiden Mitglieder des Projektteams. Federführend für das Projekt sind der BDN im Raum Tondern und der SSF im Amt Südtondern.
Wir wollen nicht die Grenze, sondern unsere Gründung feiern und dass sich das Verhältnis zwischen den Minderheiten zu einem friedlichen Miteinander entwickelt hat. Schließlich ist die deutsch-dänische Grenzregion weltweit auch ein mustergültiges Beispiel.
Lars Petersen, SSF-Berater
Ganz bewusst habe man sich auf den Herbst für das Minderheitenfest entschieden, um nicht in der Veranstaltungsreihe der Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark (Genforening) unterzugehen, obwohl die Neufestlegung der Grenze die Grundlage für die Existenz der beiden Minderheiten ist. Und am 2. Oktober würden sich aufgrund des Tags der Deutschen Einheit viele Menschen von südlich der Grenze in Tondern aufhalten. Daher werde auch mit einer großen Besucherschar aus beiden Grenzregionen gerechnet.
„Wir wollen nicht die Grenze, sondern unsere Gründung feiern und dass sich das Verhältnis zwischen den Minderheiten zu einem friedlichen Miteinander entwickelt hat. Schließlich ist die deutsch-dänische Grenzregion auch ein mustergültiges Beispiel", unterstreicht Petersen.
Mit dem Minderheitentag solle eine bürgernahe Feier veranstaltet werden, die die Vielfalt der Grenzregion und die Minderheiten wiederspiegelt, heißt es in der Projektbeschreibung.
Gleichzeitig hoffen die Veranstalter, dass nach der ersten Kontaktaufnahme engere Bande zwischen den Vereinen und Einrichtungen geknüpft werden. „Viele unserer Herausforderungen gleichen sich. Die Gemeinsamkeiten waren doch größer, als wir dachten“, so Petersen und Andresen. Angedacht ist es, den Minderheitentag alle vier Jahre im Wechsel durchzuführen.
Politischer Minderheitengipfel
Die Vereine und Einrichtungen beider Minderheiten werden sich von 11 bis 14 Uhr entlang der Fußgängerzone präsentieren. Das Thema Minderheiten steht auch im Mittelpunkt der politischen Podiumsdiskussion, die von 13 bis 14 Uhr auf dem Markt stattfindet.
Dann werden sich Tonderns Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen), sein Niebüller Amtskollegen Wilfried Bockholt sowie die beiden Lokalpolitiker Sybilla Nitsch (SSW) und Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) den Fragen des Chefredakteurs Gwyn Nissen („Der Nordschleswiger) und des SSF-Generalsekretärs Jens A. Christensen stellen.
„Ich hoffe, dass die Politikerin und Politiker nicht nur auf die 100-jährige Geschichte der Minderheiten eingehen, sondern in die Zukunft schauen. Die Frage stellt sich, ob es uns in 100 Jahren noch gibt“, so Lars Petersen.
Minderheitenevent Teil der Tonderner Kulturwoche
Der musikalische Abschluss findet von 14.30 bis 15.30 Uhr mit einem kostenlosen, einstündigen Konzert der deutsch-dänischen Band Fool‘s Paradise statt. Die rund 150 Teilnehmer werden sich danach zum Brainstorming, Networking und zur Projektbewertung in die Ludwig-Andresen-Schule zurückziehen.
Der Minderheitentag ist ein Teil der Kulturwoche der Kommune Tondern, die auch am 2. Oktober eröffnet wird.