Leserinnenbericht
„Jugendliche befassten sich mit dem Thema Gedenken“
Jugendliche befassten sich mit dem Thema Gedenken
Jugendliche befassten sich mit dem Thema Gedenken
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Mädchen und Jungen aus Tondern besuchten die Gedenkstätte auf dem Knivsberg. Pastorin Dorothea Lindow schildert die Herangehensweise an das Projekt.
„Was ist Krieg?“, fragte Jon Thulstrup die Konfirmanden aus Tondern, als diese im Rahmen eines Projektes die Gedenkstätte auf dem Knivsberg besichtigten. Jon Thulstrup ist Forschungsleiter im Deutschen Museum in Sonderburg und war extra auf den Knivsberg gekommen, um den acht Konfirmanden die Gedenkstätte zu zeigen.
„Was ist Krieg?“ Die Jugendlichen schwiegen, bis dann einer sagte: „Tod!“
In einem zweiteiligen Projekt haben sich die Konfirmanden aus Tondern mit dem Thema „Gedenken“ beschäftigt. Am 17. November 2024 wird in diesem Jahr der Volkstrauertag gefeiert. Wir in Tondern halten Gottesdienst dazu um 10 Uhr in der Christkirche. Anschließend versammeln wir uns auf dem Friedhof, um zum Gedenken an die Opfer Kränze niederzulegen.
„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker“, so wird dann das offizielle Gedenken beginnen, wie Bundespräsident Steinmeier es 2021 formuliert hat.
Eine eigene Form des Gedenkens
Aber jetzt sind wir auf dem Knivsberg und suchen eine eigene Form des Gedenkens. Aber was bedeutet es, der Toten zu gedenken? Und an wen denken wir da?
Friederike Kurth, Mitarbeiterin auf dem Knivsberg, hat uns bei unserem Projekt unterstützt. Einen Nachmittag gestaltete sie den Konfirmandenunterricht in Tondern. Was ist der Volkstrauertag? Wer kennt die Gedenkstätte auf dem Knivsberg? Wie gedenkt ihr Jugendlichen eigentlich? Aber auch: Wie muss ein Ort sein, dass man dort gedenken, also sich erinnern kann?
Und: Gedenken junge Menschen anders als ältere Menschen? Viele Fragen, über die wir miteinander ins Gespräch kommen sollten. Nach dieser ersten Einheit in Tondern stand am 7. November 2024 nun der Besuch auf dem Knivsberg an. Jon Thulstrup führte durch die Gedenkstätte.
Die Entwicklung des Gedenkortes
Vom Ehrenhain über die Gedenkstätte hin zum Lernort Geschichte beschrieb Jon die Entwicklung dieses besonderen Gedenkortes. Und Jon erzählte Lebensgeschichten: „Papa, wenn du nach Hause kommst, kriege ich ein Cykel“, erinnerte die Tochter, aber Papa kam nicht mehr nach Hause. Sein Name ist einer von vielen auf dem Gedenkstein des Jahres 1943.
Auf dem Gedenkstein des Jahres 1942 finden sich viele andere Namen. Und Jon erzählte von dem Deutschen, der als dänischer Soldat Deutsche beim Einmarsch in Dänemark erschießen sollte und sich verweigerte. Zunächst verhaftet, meldete er sich dann freiwillig zur deutschen Waffen-SS, auch er kam nicht mehr nach Hause.
Gedenkstätte als Lernort
Die Jugendlichen lasen Namen auf den verschiedenen Steinen. Welche Nachnamen kennen wir? Wissen wir etwas über deren Geschichte? Was hat eigentlich mein Urgroßvater in dieser Zeit gemacht?
Ein Jugendlicher bemerkte die Lücken auf manchen Steinen. Jon erzählte von Kriegsverbrechen und der Schwierigkeit, Geschichte aufzuarbeiten. Angesichts der Verbrechen, die immer wieder geschehen sind, ist das Wort „Ehrenhain“ fehl am Platz.
Aber wenn es keine Angehörigen mehr gibt, kann es dann noch eine Gedenkstätte sein? Wenn es stimmt, dass man aus der Geschichte lernen kann, muss doch die Gedenkstätte weiterentwickelt werden hin zu einem Lernort Geschichte, einem außerschulischen Lernort. Dieses Jahr waren acht Jugendliche aus Tondern dort.
Ein Kranz zum Gedenken
Zwei Mädchen haben schließlich einen Kranz zum Gedenken am offiziellen Gedenkstein abgelegt. Anschließend haben wir miteinander Cookies gebacken, und die Jugendlichen bekamen ein T-Shirt, dessen Motiv sie selbst bestimmt hatten: Eine Friedenstaube und ein Kreuz erinnern sie nun an den Volkstrauertag 2024.
Dorothea Lindow
Pastorin
Tondern