Dorfgemeinschaft
Internationale Besetzung im Jeisinger Sprachcafé
Internationale Besetzung im Jeisinger Sprachcafé
Internationale Besetzung im Jeisinger Sprachcafé
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Jeden Montag treffen sich Zugezogene und Einheimische zur zwanglosen Gesprächsrunden. Den Start des neuen Angebots erlebten die Teilnehmenden unter einem Halbdach.
Es ist Montagabend, 18.30 Uhr. So langsam füllt sich der Treffpunkt am Kærvej 24 in Jeising. Mit Hallo, guten Abend oder Moin begrüßen sich die 17 Frauen und Männer sowie einige Kinder.
Der Kaffee und der Tee sind gekocht. Auf die Erschienenen warten gemütliche Stunden, in denen auch so manche dänische Vokabel aufgeschnappt werden kann.
Im Haus treffen sich jeden Montag Neubürgerinnen und Neubürger mit dänischen Gesprächspartnerinnen und -partnern aus Jeising und Umgebung zum Sprachcafé, das erst vor einigen Monaten gegründet wurde.
Unter dem Halbdach fing alles an
Im September trafen sich die ersten zwölf Teilnehmenden noch unter einem Halbdach in Jeising. Als es für die Zusammenkunft im Freien dann doch zu kalt wurde, vermittelte der Bürgerverein von Jeising die Unterkunft am Kærvej 24, wo auch ein Büchercafé und ein Strickcafé ihre Heimstätte haben. Der Verein zahlt auch die Hausmiete für das Sprachcafé, bei dem kein Dänisch-Unterricht im eigentlichen Sinne stattfindet. Vielmehr geht es um die Begegnung und um das Kennenlernen zwischen den Einheimischen und den Zugezogenen.
Die Zusammenkunft, bei der die Gemeinschaft und Geselligkeit im Vordergrund stehen, ist so gut angenommen worden, dass trotz vieler Anfragen Auswärtiger keine weiteren Teilnehmenden aufgenommen werden können. Auf der Liste des Sprachcafés stehen 20 Personen. Kommen kann nur, wer in der früheren Gemeinde Hostrup lebt. Diese umfasst die Orte Jeising, Rohrkarr (Rørkær), Solderup und Lüdersholm (Lydersholm).
Das Organisationsteam aus Jeising fordert dazu auf, dass in anderen Orten eigene Sprachcafés eingerichtet werden und bietet dabei seine Hilfe an. Die zwei Schwestern Silke und Anja Lorenzen, die aus Deutschland stammen, und der in Jeising wohnhafte Knud Olsen sind die Initiatoren des Sprachcafés.
Knud Olsen erzählt, wie es zu dieser Initiative kam. „Als wir am diesjährigen Sommerdorffest teilnahmen, sagte eine aus Kasachstan gebürtige Frau, dass es so schwer sei, die dänische Sprache zu erlernen. Da müssen wir etwas machen, meinten wir, und gründeten das Sprachcafé“, erzählt der 81-jährige frühere Lehrer der Technischen Schule und der Kommunalschule in Lügumkloster (Løgumkloster). Er ist nicht Alterspräsident an diesem Abend. Das ist eine 85-jährige Deutsche.
Es macht Spaß und wir freuen uns über das Interesse.
Silke Lorenzen
Die Neubürgerin aus Kasachstan nimmt zwar nicht das Angebot wahr. Das tun aber überwiegend Zugezogene aus Deutschland, aus Amerika, aus der Schweiz, aus Portugal und der Ukraine.
Die große Schwester kam nach
Olsens Mitstreiterin Silke Lorenzen, gebürtig aus Hamburg, ist in Bezug auf Dänemark ein „alte Häsin“. Die 62-Jährige zog bereits 1990 ins nördliche Nachbarland und wohnte zunächst auf Djursland. Vor Corona kaufte sie ein Haus in Jeising, das sie mit ihrer großen Schwester Anja bewohnt, die vor zwei Jahren in den Ort gezogen ist.
Silke Lorenzen arbeitet bei der Agrarbehörde in der Tonderner Kaserne. Sie spricht fließend Dänisch und arbeitet an der grünen Umstellung von landwirtschaftlichen Flächen, der Aufforstung und der Herausnahme von niedrig liegenden Feldern mit anschließender Vernässung.
„In unserem Sprachcafé läuft alles ganz zwanglos, ohne Pensum und Hausaufgaben. Es macht Spaß und wir freuen uns über das Interesse. Dieses Angebot lockt nicht nur die Zugezogenen aus den eigenen vier Wänden, sondern auch die Einheimischen. Die Treffen bieten beiden Seiten etwas“, unterstreicht sie.
Jedes Treffen beginnt im Stehkreis. Die Anwesenden begrüßen sich mit ihren Namen, und zwar auf Dänisch und im ganzen Satz. Dann verteilen sich die Erwachsenen auf Gruppen.
Im Nebenraum sitzen vier Frauen, zwei Däninnen und zwei Deutsche. Die kleine Runde spricht über ihren Alltag, Herausforderungen und ihren Hintergrund. Nur zaghaft erzählen die beiden deutschen Frauen, während ihre Gesprächspartnerinnen ausschließlich Dänisch sprechen, aber beide Sprachen verstehen.
Eine größere Gruppe spricht angeregt und zwanglos miteinander. Andere hören einfach nur zu. Etwas herausfordernder geht es am anderen Tischende bei einer kleinen Vokabelübung bei einem Würfelspiel zu. Auf dem Spielbrett verbergen sich unter anderem Fragen, welches Obst man am liebsten isst oder was man gefrühstückt hat. Geantwortet wird auf Dänisch.
Ich merkte sofort: Das passt. Als Norddeutscher spürte ich das Gefühl des Nachhausekommens.
Edmund Remane
Auf das Klönen über das am Wochenende Erlebte beschränken sich Knud Olsen und sein Gesprächspartner Edmund Remane, der auch sein Nachbar ist. Wie er als Norddeutscher in Jeising gelandet ist, erzählt er gerne.
„Wir wohnten 30 Jahre bei Stuttgart. Unsere Ferien verbrachten wir aber immer auf den nordfriesischen Inseln. Während eines Föhr-Aufenthalts unternahm ich eine Fahrt aufs Festland und kam zufällig nach Jeising, fand ein günstiges Haus und sprach mit einigen Leuten. Ich merkte sofort: Das passt. Als Norddeutscher spürte ich das Gefühl des Nachhausekommens“, erzählt der 70-jährige, der vor einem Jahr nach Jeising zog.
Langsam hat man an diesem Abend fertig geschnackt und eine Tasse Kaffee oder Tee nach getaner Integrationsarbeit getrunken, als die Teilnehmenden beim Abschiednehmen sagen: „Tak for i aften, wir sehen uns am kommenden Montag wieder“.