Mensch & Umwelt
Wie Meeresschaum zum Problem für das Grundwasser werden kann
Wie Meeresschaum zum Problem für das Grundwasser werden kann
Wie Meeresschaum zum Problem für das Grundwasser werden kann
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Meeresschaum entsteht, wenn Wellen Algenkügelchen zerschlagen, und das Eiweiß der Kügelchen zu Schaum wird. Dessen chemische Fracht bleibt offenbar aber nicht im Schaum und kann so das Grundwasser belasten.
Nachdem das dänische Umweltministerium mitgeteilt hat, dass es die „Ewigkeitschemikalien“ aus der Gruppe der PFAS in hohen Konzentrationen in Meeresschaum der Nordsee gefunden hat, kommt nun von der Region Süddänemark zu diesem Thema eine weitere Nachricht: Eine neue Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der belastete Meeresschaum dazu beiträgt, auf der Insel Fanø das Grundwasser mit PFAS zu belasten.
Meeresschaum kann somit für die küstennahe Wasserversorgung ein Risiko darstellen, so das Fazit der Beratungsfirma Niras, die für die Region die Untersuchung durchgeführt hat.
Wie aus einer Mitteilung des dänischen Umweltministeriums hervorgeht, ist vor allem der Meeresschaum auf Röm (Rømø) stark belastet (wir berichteten).
Chemikalien aus der Gruppe der PFAS erfahren aufgrund ihrer Eigenschaften eine breite industrielle Verwendung. Einige stehen aber unter Verdacht, gesundheitsschädigend zu sein. Zudem gelten sie als extrem stabil und damit als äußerst langlebig.
Aus dem Schaum in den Boden ins Grundwasser
Die Untersuchung im Auftrag der Region Süddänemark zeigt, dass PFAS vom Meeresschaum in den Boden selbst eindringen kann und sich nachfolgend im Erdreich und im Grundwasser und Oberflächenwasser ausbreitet.
Auf Fanø lagen die höchsten Konzentrationen der Stoffe im Oberflächen- und Grundwasser im Westen der Insel. Die gemessenen Werte nahmen Richtung Osten ab.
Die Konzentration von PFAS im Meerwasser liegen unter den Grenzwerten, darauf wies die Umweltbehörde in ihrer Mitteilung hin. Sie rät daher vom Baden nicht ab. Nur der direkte Kontakt mit Meeresschaum sollte vermieden werden. Bei Hautkontakt, sollte die betroffene Stelle mit Wasser abgewaschen werden, so der Rat. Die dänische Umweltbehörde gibt den Grenzwert von PFAS in Badewasser mit 40 ng/l (Nanogramm pro Liter) an.
Die Region teilte auch mit, dass im Trinkwasser auf Fanø keine PFAS mehr nachgewiesen werden können, weil eine neue Filterungsanlage installiert worden sei.
Blick nach Schleswig-Holstein
Das Umweltministerium in Schleswig-Holstein teilte dem „Nordschleswiger“ auf Anfrage mit, „dass inzwischen an allen Nordseestationen mindestens zwei Beprobungen durchgeführt wurden.“ Gemessen wird allerdings das Wasser, nicht der Schaum am Strand.
Das Umweltministerium und das Landesamt für Umwelt führen nach eigener Aussage keine PFAS-Messungen in Meeresschaum durch, da es für derartige Messungen keine Verpflichtung im deutschen Umweltrecht gibt.
Die Gewässermessungen würden vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie durchgeführt werden. Die Daten liegen dem Ministerium nach eigenen Worten noch nicht vor.
Laut schleswig-holsteinischem Umweltministerium zeigen erste Ergebnisse von PFOS-Konzentrationen in Nordseeproben deutliche Überschreitungen der Umweltqualitätsnorm. Diese liege bei 0,13 ng/l. Dieser Wert ist somit deutlich geringer als der Badewassergrenzwert der dänischen Umweltbehörde. PFOS ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der PFAS.
Die deutlichen Überschreitungen der Umweltqualitätsnorm überrasche nicht, so das Ministerium, da PFAS inzwischen überall in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren verbreitet seien. Daher habe der Landtag einstimmig begrüßt, dass sich der Bund zusammen mit den Ländern Dänemark, Schweden, Norwegen und den Niederlanden für eine umfassende Beschränkung von Chemikalien aus der Gruppe der PFAS in der EU einsetzt, so das Umweltministerium abschließend.