Nordschleswigpreis
Peter Diedrichsen - ein Gewinner mit Teamgeist
Peter Diedrichsen - ein Gewinner mit Teamgeist
Peter Diedrichsen - ein Gewinner mit Teamgeist
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Peter Diedrichsen ist leidenschaftlicher Faustballtrainer und hat den Nordschleswigpreis bekommen. Dass er das Preisgeld für Faustball einlöst, ist ihm direkt klar. Denn für ihn ist es ein Gemeinschaftspreis, den alle im Team verdient haben.
Als Peter Diedrichsen die deutsche Sporthalle in Tingleff am Deutschen Tag betritt, ahnt er noch nicht, welche Überraschung auf ihn wartet. Nur wenig später hält er den Nordschleswigpreis des Jes Schmidt Stiftung in Händen.
Das Interview mit dem „NDR“, das nie passierte
Eigentlich ist Diedrichsen aus einem anderen Grund da. „Die haben mich unter einem ganz anderen Vorwand hergelockt“, erinnert sich der Faustballtrainer im Interview mit dem „Nordschleswiger“ einige Tage später mit einem spürbaren Schmunzeln in der Stimme. Sonnabend ist er in der Tingleffer Sporthalle für ein Interview mit dem „NDR“ über seine Faustball-Karriere da – das wurde ihm zumindest gesagt.
Stattdessen verlässt er wenig später die Halle mit dem Nordschleswigpreis, der die höchste Anerkennung für im Ehrenamt Arbeitende ist. 5.000 Kronen als Preis hat er nun zur Verfügung.
Der 45-Jährige erhält diese Auszeichnung für seine ehrenamtliche und mühevolle Arbeit im Faustball, dort trainiert er mehrere Teams – die zwei Herrenmannschaften des Team Nordschleswig sowie die dänische Faustballnationalmannschaft der Männer.
Faustball ist, ähnlich wie Volleyball, ein Rückschlagspiel. Alle Spielerinnen und Spieler haben eine feste Position, auf der sie gegen eine gegnerische Mannschaft spielen. Gespielt wird auf mehrere Gewinnsätze - wer nach dem Spiel mindestens zwei Sätze gewonnen hat, siegt. Der Faustball hat seinen Namen bekommen, weil die Spielenden beim Angriff den Ball mit der Faust schlagen.
Schon allein das angebliche Interview mit dem „NDR“ kommt dem gebürtigen Norburger ungelegen. Der Sonnabend des Deutschen Tages fällt auf den Geburtstag seiner Tochter, da hat Diedrichsen mit seiner Familie ein straffes Programm vor sich. „Wir mussten ein Fahrrad kaufen, hatten wir ihr versprochen. Und wir wollten abends essen, und dann saßen wir an dem Tisch plötzlich länger, als ich eigentlich wollte.“
Geahnt hat Peter Diedrichsen nichts, erinnert er sich zurück. Seine Frau habe die unerwartete Verspätung ruhig genommen. Da dachte er sich dann: „Hier ist etwas faul. Denn wenn sie das so ruhig nimmt, dann weiß sie irgendwas, das ich nicht weiß. Und dann fängt das Gerede mit dem Faustball auf der Bühne an. Da dachte ich mir schon, dass da etwas ist. Aber einen Preis hätte ich nicht erwartet.“
Aufwachsen mit dem Faustball
Geboren ist der heutige Faustballtrainer auf der Insel Alsen (Als) bei Norburg (Nordborg). Mit drei Jahren ist er mit seiner Familie dann nach Tingleff gezogen, wo er eigentlich sein ganzes Leben verbracht hat. Peter Diedrichsen findet mit zwölf Jahren seine Liebe zum Faustball, nachdem er in die Faustball-Jugendmannschaft eingetreten ist. Bis in seinen Dreißigerjahren ist er Teil des Teams, er hört erst auf, als seine Kinder zur Welt kommen.
In seiner Zeit als Faustballspieler hat der heute 45-Jährige viel erlebt. „Es gibt zwei Erlebnisse, die für mich am krassesten waren“, erinnert sich Diedrichsen. Er war als Spieler bei Europa- und Weltmeisterschaften dabei. „Meine Highlights waren die Spiele in Namibia 1995 und Brasilien 2003. Daran denke ich sehr gerne zurück.“
Die Weltmeisterschaft in Brasilien ist sogar bis heute der beste Erfolg des dänischen Faustballnationalteams – In Brasilien erreichte das Team bei der Meisterschaft den sechsten Platz.
Geholfen hat auch, dass der heutige deutsche Nationaltrainer Olaf Neuenfeld die Mannschaft in der Zeit trainiert hat. „Er hat mir das Faustballspiel erst richtig beigebracht, das versuche ich jetzt auch meinen Spielern richtig zu vermitteln“, erzählt er.
Einmal Faustballer, immer Faustballer
Nichts ist ewig, so auch nicht die Faustball-Karriere von Peter Diedrichsen. Mit dem Spielen aufgehört hat der heute 45-Jährige, als seine beiden Kinder zur Welt kamen, parallel ist wegen fehlender Nachwuchsarbeit der Sport in Dänemark fast komplett ausgestorben.
Untätig war Peter Diedrichsen trotzdem nicht: In dieser Zeit hat der gebürtige Norburger sich die Chefstelle des Handwerksgeschäfts im Bygma Baumarkt in Sonderburg (Sønderborg) erarbeitet.
Der heutige Nordschleswigpreisträger wird auch nicht so schnell vergessen, wie er plötzlich wieder in den Faustball zurückgekehrt ist. „‚Du, Peter, sollen wir nicht mit dem Faustballspiel wieder anfangen, bevor wir zu alt werden?‘, hat mich ein Freund gefragt. Ich habe gesagt ‚zu alt? Ich bin bald 40, du bist über 40, ich denke mal, wir sind zu alt.‘
Aber irgendwie haben wir uns dann trotzdem zum Training aufgemacht“, erinnert sich Diedrichsen grinsend. „Plötzlich wurde ich wieder in den Trubel reingezogen, und ich habe gemerkt, wie sehr ich den Faustballsport vermisst habe. Immerhin hat er meine ganze Jugend geprägt.“
Plötzlicher Trainer
Beim Selbstspielen ist es nicht geblieben – im Handumdrehen wurde Peter Diedrichsen zu dem Trainer, den wir heute kennen. „Ich wurde gefragt, ob ich nicht ein paar Abwehrspieler ein wenig unterstützen und ihnen etwas beibringen kann.“ Der Trainer hält inne, als er daran zurückdenkt, „und plötzlich war ich einer der Trainer“. Seine Liebe zum Faustball und auch zu seinen Teams ist deutlich spür- und hörbar. Mehrmals wiederholt er, wie sehr es Spaß macht; er zeigt durch und durch Leidenschaft für seinen Sport.
Kein Wunder also, dass Peter Diedrichsen heute auch Trainer der dänischen Männerfaustballnationalmannschaft ist. Miterlebt hat er im vergangenen Jahr in Kaltern (Italien) die Europameisterschaft, in der das Team das fünftplatzierte war.
In diesem Jahr war der Trainer mit seiner Mannschaft in Mannheim zur Weltmeisterschaft und führte sie auf den 8. von 16 Plätzen. Ein großer Erfolg, vor allem, da das Team in der WM in der Schweiz zuvor auf dem 12. Platz war. „Wir haben einen Sprung von vier Plätzen, wenn wir das jedes Mal machen, sind wir nach zwei WMs Weltmeister“, lacht der 45-Jährige.
In jeder seiner Erzählungen zeigt Peter Diedrichsen, wie viel Arbeit und Spaß er in sein Ehrenamt steckt. Nicht verwunderlich also, dass der Trainer diesen Ehrenamtspreis erhalten hat. Auf Facebook hätten ihm auch einige geschrieben und gratuliert, nachdem er seinen Preis gewonnen hat. „Das ist einfach ein schönes Gefühl, diese Anerkennung zu bekommen.“
Ein Gemeinschaftspreis
Und mit dem Nordschleswigpreis hat er genau diese bekommen. Seine ehemalige Lehrerin und Rektorin am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig, Ilse Friis, war diejenige, die ihm den Preis überreicht hat. „Das hat mich sehr gefreut. Sowieso war ich sehr bewegt von den immer weiter klatschenden Menschen.“ Das hat einen bleibenden Eindruck für den in Tingleff ansässigen Trainer gemacht.
Fast noch schöner ist, was Diedrichsen zu dem Preis denkt. Er beschreibt das Gefühl, den Preis bekommen zu haben als „krass schön. Aber ich tue mich mit solchen Preisen immer ein bisschen schwer, weil ich der Meinung bin, dass das nie nur eine einzelne Person verdient. Ohne die anderen in unserem Verein bin ich auch nichts“, erklärt der Trainer seinen Gedankengang. „Ich sehe den Preis eher als einen Gesamtpreis für den ganzen Faustball und Vorstand an, und all die freiwilligen Leute. Allein könnte ich das alles gar nicht stemmen.“
Deswegen will er das Preisgeld auch in den Faustball stecken. Zweigleisig sollen die 5.000 Kronen verwendet werden. Einmal in Recovery Boots, die Füße nach anstrengendem Sport mit einem Vakuum heilen.
Peter Diedrichsen macht auch schon Pläne, wie er sie einsetzen will: Er will sie zu Europameisterschaften und Weltmeisterschaften und auch anderen Spielen mitbringen, denn: „Dann hat der Faustball was davon.“ Und Recovery Boots sind nicht billig: Bei einer Google-Suche kosten diese zum Teil 3.999 Kronen und mehr.
Und der Rest des Geldes? „Höchstwahrscheinlich muss ich eine Runde ausgeben. Oder zwei.“ Der Trainer lacht.
Die drei Säulen des Lebens
Ohne Linda Diedrichsen, die Frau des Trainers, wäre alles gar nicht so möglich gewesen, erzählt er. Sie ist eine riesige Unterstützung. Wer zuhört, merkt, wie sehr der 45-Jährige seine Frau und ihre Hilfe schätzt.
Peter Diedrichsen sieht es so: „Es ist der Faustball, meine Arbeit und meine Familie, das sind so die drei Säulen meines Lebens im Augenblick.“
Auch in der Zukunft geht alles Schlag auf Schlag weiter. Im nächsten Jahr findet die Europameisterschaft in Frauenfeld in der Schweiz statt, und jede Woche sei natürlich Faustballtraining, erklärt der Trainer. Er ist komplett involviert. „Meine Frau scherzt immer, dass die Faustballer mich mehr sehen als meine Frau mich“, fügt er mit einem Grinsen hinzu.
Inzwischen spielen auch beide Kinder Faustball und sind begeistert von dem Sport. „Mein Sohn hat gesagt, dass er hofft, dass er genauso viele gute Erlebnisse und Freunde fürs Leben findet wie ich. Faustball ist ein familiärer Sport, und jeder kennt sich, schätzt sich.“
Eines ist jedenfalls sicher: Der Faustballsport wird noch eine Weile die ganze Familie Diedrichsen begleiten.