Stadtentwicklung
Vom Ghetto zum Studentenviertel: Das sagt Ex-Bewohner Bent
Vom Ghetto zum Studentenviertel: Das sagt Ex-Bewohner Bent
Vom Ghetto zum Studentenviertel: Das sagt Ex-Bewohner Bent
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Eigentlich sollte das gesamte Wohnviertel Nørager abgerissen werden. Doch plötzlich liegt ein neuer Plan vor: 540 Studentenwohnungen sollen entstehen. Was ein Bewohner sagt, dem wegen des Abrisses gekündigt worden ist.
Kehrtwende in Sachen Nørager: Die Wohnblöcke im Norden Sonderburgs sollen nun doch nicht abgerissen, sondern renoviert und als Studentenwohnungen genutzt werden. Mit dieser Entscheidung hinter verschlossenen Türen hat eine Mehrheit des Sonderburger Stadtrats für Überraschung gesorgt.
Alle Bewohnerinnen und Bewohner mussten ausziehen
Der Abriss der zehn Wohnblöcke wird seit Jahren vorbereitet. Der Auftrag war bereits an das Bauunternehmen SIB vergeben, sämtlichen Bewohnerinnen und Bewohnern ist längst gekündigt worden, die allermeisten sind schon ausgezogen.
Am Dienstagabend fiel bei einer eigens anberaumten und nicht öffentlichen Stadtratstagung die Entscheidung: Die Ratsmitglieder von Sozialdemokratie, Schleswigsche Partei (SP) und Einheitsliste beschlossen, aus Nørager ein Studentenviertel machen zu wollen.
Venstre, Dänische Volkspartei und Neue Bürgerliche stimmten gegen die Pläne.
„Nicht mit aufgehübschten Ghettowohnungen von sich reden machen“
Die Gegenargumente: Man habe in Sonderburg und Norburg (Nordborg) bereits gute Erfahrungen mit Abrissen sozial schwacher Wohnviertel gemacht, und man wolle mit Neubauten eine hohe Qualität sichern.
Venstre-Stadtratspolitikerin Ellen Trane Nørby sagt: „Venstre setzt sich stark dafür ein, im Hinblick auf Familienhäuser und Studentenwohnungen eine hohe Qualität zu sichern. Wir wollen als Kommune nicht den Ruf haben, mit aufgehübschten Ghettowohnungen von sich reden zu machen, die im Hinblick auf Innenklima, Wohnwohlfühlen, Nachhaltigkeit oder Architektur nicht die notwendige Qualität aufweisen.“
Der 72-jährige Bent Petersen hat 22 Jahre lang in Nørager gewohnt. Seine ehemalige Wohnung steht seit seinem Auszug im März 2024 leer. Auf seiner alten Terrasse steht das Unkraut meterhoch.
„Das sind doch ganz vernünftige Pläne“
Was hält er von der Kehrtwende des Stadtrats? „Ich finde, das sind doch ganz vernünftige Pläne. Sonderburg braucht viele Wohnungen für Studenten und hier stehen hunderte Wohnungen leer. Das ist doch eine gute Lösung.“
Er findet es gut, dass die Gebäude nicht abgerissen werden. „Die Substanz ist in Ordnung. Natürlich muss renoviert werden, aber die Gebäude sind zu gut, um abgerissen zu werden.“
Fühlt er sich von der Kommune getäuscht, da ihm wegen der Abriss-Pläne gekündigt worden ist? „Nein, eigentlich nicht. Ich wohne jetzt in Jørgensgaard und bin sehr zufrieden da. Ich bin sehr zufrieden mit meiner neuen Wohnung und nicht traurig darüber, dass ich umziehen musste. Ich freue mich eigentlich, wenn die Wohnblöcke stehen bleiben. Ist doch toll, wenn hier in Zukunft Studenten leben!“
Bürgermeister Erik Lauritzen (Sozialdemokratie) sagt zu der Entscheidung: „Wir wollen untersuchen, ob es die Möglichkeit gibt, ein neues Szenario für die Weiterentwicklung von Nørager zu erarbeiten, weil wir in der glücklichen Situation sind, dass außergewöhnlich viele jungen Menschen in der Kommune Sonderburg studieren wollen.“
Renovierung nachhaltiger und schneller als ein Neubauprojekt
Gründe für die Entscheidung sei auch der Nachhaltigkeitsgedanke: Statt die Gebäude aus den 1970ern abzureißen, werden sie renoviert und weitergenutzt. Zudem geht eine Renovierung schneller als der bis dato geplante Neubau eines Wohnkomplexes für Studierende.
Vize-Bürgermeister Stephan Kleinschmidt (SP) sagt: „Es ist notwendig, dass wir die Wohngegend verändern. Falls möglich, zu Studentenwohnungen, diese Möglichkeit wollen wir gerne näher untersuchen.“