Kommunalpolitik
Vize-Bürgermeister Stephan Kleinschmidt: „Ich kandidiere nicht erneut“
Vize-Bürgermeister Stephan Kleinschmidt: „Ich kandidiere nicht erneut“
Stephan Kleinschmidt kandidiert 2025 nicht erneut
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Stadtratspolitiker Stephan Kleinschmidt wird bei der Kommunalwahl 2025 nicht erneut für die Schleswigsche Partei antreten. Über seine Beweggründe hat er mit dem „Nordschleswiger“ gesprochen.
Stephan Kleinschmidt wird sich für die Kommunalwahl 2025 nicht erneut als Kandidat für die Schleswigsche Partei (SP) zur Verfügung stellen. Der 46-Jährige beendet nach der laufenden Wahlperiode seine lokalpolitische Arbeit – vorerst.
Eine Entscheidung, die ihm bis zuletzt nicht leichtgefallen ist: „Ich habe mich nach längeren Überlegungen dafür entschieden, für die Kommunalwahl 2025 nicht zur Verfügung zu stehen.“
Noch hat Stephan Kleinschmidt als amtierender Vize-Bürgermeister und Fraktionssprecher der Schleswigschen Partei zwei Jahre Stadtratsarbeit vor sich. „Es sind noch zwei Jahre, und ich werde meine Aufgaben mit vollem Einsatz ausführen bis die Wahlperiode endet“, unterstreicht Stephan Kleinschmidt, der nach der Wahl 2005 für die SP in den Stadtrat einzog.
Warum hast du dich gegen eine weitere Kandidatur entschieden?
„Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer steht ganz oben: der Wunsch, mehr Zeit für die Familie zu haben. Ich bin im Sommer wieder Vater geworden, und bin damit Vater von zwei Kindern. Ich habe den Wunsch, ein Familienvater zu sein, der im Leben seiner Kinder präsent ist. Das hat meine Entscheidung beflügelt. Ein zweiter Grund: Ich glaube, dass es nach 20 Jahren in der Lokalpolitik aus lokaldemokratischer Sicht gut und richtig ist, neue Kräfte wirken zu lassen und den Staffelstab weiterzureichen.“
Du sagst, dass dir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist. Wie lange hat es gedauert, bis du dir sicher warst?
„Das ist in der Tat kein leichter Beschluss gewesen, sondern einer, den ich länger mit mir rumgetragen habe. Ich habe abgewogen, ob das für mich und die Schleswigsche Partei in Sonderburg die richtige Entscheidung ist. Und ich komme zu dem Ergebnis, dass es die richtige Entscheidung ist, auch wenn ich lange damit gehadert habe. Das ist ein Schritt, den ich mit meiner Familie, aber auch mit der SP Sonderburg gemeinsam beschlossen habe, das ist ja auch meine Familie. Umso wichtiger ist es, sich gut abzustimmen. Wir sind jetzt zwei Jahre in der Wahlperiode, zwei Jahre vor der Kommunalwahl. So haben wir die Möglichkeit, mit neuen Köpfen, mit einem Team aus guten Kandidaten eine erfolgreiche Kommunalwahl 2025 vorzubereiten.“
Noch liegen zwei Jahre vor dir – was können deine Wählerinnen und Wähler von dir erwarten?
„Wir haben hart gearbeitet und werden weiterhin hart arbeiten. Vor allem daran, die Brückenfunktion zwischen den Blöcken im Stadtrat wahrzunehmen. Dass wir eine so breite Koalition haben, wie es im Sonderburger Stadtrat der Fall ist, das ist das Verdienst der Schleswigschen Partei. Darum haben wir hart gerungen und hart gekämpft. Haben gezeigt, dass wir auch schwierige Entscheidungen treffen konnten und können. Das wird weiterhin unsere wichtigste Aufgabe sein: Darauf beharren, dass die anderen Parteien sich Mühe geben, sich zu finden. Da braucht es gelegentlich etwas Druck und einen Schubs. Das ist eine Rolle, die wir auch weiterhin ausführen wollen. Wer Ellen (Trane Nørby) und Erik (Lauritzen) kennt, der weiß, dass die Stimmung zwischen beiden angespannt ist. Aber so ist das in der Politik. Wir haben eine historische Koalition mit allen Parteien. Eine meiner wichtigsten Aufgabe wird es sein, diese Brücke zu halten.“
Im Sonderburger Stadtrat sind seit 2022 alle sechs Parteien – Sozialdemokratie, Venstre, Schleswigsche Partei, Dänische Volkspartei, Einheitsliste und Neue Bürgerliche – in einer breiten Koalition vereint. Erik Lauritzen ist der sozialdemokratische Bürgermeister, Ellen Trane Nørby ist Spitzenkandidatin von Venstre, der derzeit zweitgrößten Fraktion im Stadtparlament.
Ich möchte mir ein Stück weit den Freiraum geben, in meinem Alltag und meinem Leben neue Prioritäten zu setzen. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht weiterhin engagieren werde.
Stephan Kleinschmidt
Auf welche deiner lokalpolitischen Initiativen bis du am meisten stolz?
„Übergeordnet war sicherlich die Bewerbung Sonderburgs zur Europäischen Kulturhauptstadt ein absoluter Höhepunkt meiner lokalpolitischen Arbeit. In der laufenden Wahlperiode bin ich stolz darauf, dass wir die Schulpolitik des Jahrzehnte erarbeitet und verabschiedet haben. Das war nicht einfach. Die Fronten waren da sehr verhärtet. Doch statt uns darum zu streiten, welche Schule schließen muss, haben wir nach vorn geschaut und etwas sehr Gutes geschaffen: Das Jahrzehnt der Schulen. Die SP hat es in den vergangenen Jahren außerdem geschafft, eine Konstante in der Sonderburger Lokalpolitik zu sein. Wir sind die einzige Partei, die Bestandteil aller Koalitionsvereinbarungen gewesen ist, wir sitzen seit 2006 in der Regierung. Etwa die Gleichstellungspolitik und auch die Politik der Mitbürgerschaft sind Initiativen, die die Handschrift der Schleswigschen Partei tragen. Eine Initiative, an die wir noch arbeiten und die noch umgesetzt werden muss, ist die Zertifizierung als kinderfreundliche Kommune. Das heißt, die Kinderfreundlichkeit der Kommune zu fördern und sichtbar zu machen. Das ist für die nächsten zwei Jahre ein gesetzter Punkt, ebenso wie die Familienpolitik. Auch der Königliche Küchengarten am Gravensteiner Schloss trägt die Handschrift der Schleswigschen Partei. Dass wir dort jetzt mit der zweiten Etappe ans Ziel gelangen, darüber freue ich mich sehr. Mit Gerhard Bertelsen als Ausschussvorsitzender haben wir in der vergangenen Wahlperiode sehr gute Ergebnisse geschaffen, was die Wirtschaftsfreundlichkeit angeht. Da haben wir auf der Rangleiter einige Sprünge nach oben gemacht. Bis 2025 wollen wir unter den Top-10-Kommunen sein. Das ist weiterhin unser Ziel.“
Wenn du auf den Wahlkampf 2025 schaust: Überwiegt die Erleichterung, nicht mehr durch die Terminmühle zu müssen, oder vermisst du die Spannung jetzt schon?
„Es wäre meine sechste Kommunalwahl als Spitzenkandidat, und ich bin seit 1998 bei den Jungen Spitzen (Jugendorganisation der SP, Anm. d. Red.) aktiv. Das heißt, die Politik war bisher ein ganz elementarer Bestandteil meines Lebens. Daher wird es natürlich ganz komisch sein, den harten Wahlkampf von außen zu betrachten. Aber nur weil ich nicht kandidiere, heißt das nicht, dass ich ihn nicht unterstütze. Ich werde mich im Wahlkampf sehr wohl für Kirsten, Christel und für alle Kandidaten der SP einsetzen.“
Stephan Kleinschmidt vertritt die Schleswigsche Partei im Sonderburger Stadtrat zusammen mit Kirsten Bachmann und Christel Leiendecker.
Du hast bei der jüngsten Wahl 2.040 Stimmen erhalten, Kirsten 140 und Christel 138. Hat die SP ohne dich eine Chance bei der nächsten Wahl?
„Ja, hat sie. Die SP war in den vergangenen dann 20 Jahren Teil der Sonderburger Lokalpolitik. Deswegen ist die Schleswigsche Partei viel mehr als Stephan Kleinschmidt. Kirsten und Christel sitzen an der Spitze von zwei wichtigen Ausschüssen und machen eine hervorragende Arbeit. Das ist eine gute Plattform. Umso wichtiger war es, dass wir diese Entscheidung rechtzeitig bekannt geben, damit wir die Spitzenkandidaten der kommenden Wahl in Position bringen können. Die SP wird heute als Partei wahrgenommen, das hat sich seit 2005 durchaus geändert. Ich bin guter Dinge, dass man weiterhin unsere Rolle der politischen Mitte schätzt und auch halten möchte. Ich halte es überhaupt nicht für ausgeschlossen, dass die SP bei der kommenden Wahl wieder das Zünglein an der Waage ist. Und vielleicht sogar den Bürgermeisterposten erhält. Jørgen Popp Petersen macht das in Tondern ganz wunderbar und ist ein tolles Beispiel dafür, wie das funktionieren kann. Ich bin guter Dinge, dass die SP auch bei der Kommunalwahl gut abschneiden wird.“
Wirst du weiterhin ein aktiver Teil innerhalb der SP Sonderburg sein?
„Ich werde weiterhin aktiv bleiben. Nicht als Kandidat, aber innerhalb der SP und der deutschen Minderheit. Ich werde dabei bleiben, in welcher Form das sein wird, ist bisher nicht entschieden. Ich wende weder der SP noch der deutschen Minderheit den Rücken zu. Im Gegenteil. Ich möchte mir ein Stück weit den Freiraum geben, in meinem Alltag und meinem Leben neue Prioritäten zu setzen. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht weiterhin engagieren werde. Vielleicht anders, aber es wird bestimmt in der deutschen Minderheit sein.“
Kannst du dir vorstellen, irgendwann später in der Zukunft wieder in die Politik zurückzukehren?
„Ich will das überhaupt nicht ausschließen, dass ich später wieder in die Lokalpolitik zurückkehre. Ich sage es bewusst so: Ich mache eine Familienpause, auf jeden Fall für die Wahlperiode 2025 bis 2029, vielleicht auch noch eine Wahlperiode weiter. Dann bin ich in den 50ern, und das wäre ein guter Zeitpunkt, um Bürgermeister zu werden. Jan Prokopek war 60, als er Bürgermeister war, Aase Nyegaard war 60, und auch Erik ist 60 geworden, als er Bürgermeister war. Das scheint mir ein gutes Alter zu sein, um in Sonderburg Bürgermeister zu sein. Und wenn es vorher schon klappt, ist es doch auch schön.“
Hauptberuflich arbeitet Stephan Kleinschmidt als Stadtrat für die Stadt Flensburg (Flensborg). Ein Amt, für das er im Frühjahr 2018 von der Flensburger Ratsverwaltung für sechs Jahre gewählt wurde. Im Februar 2024 entscheidet sich, ob seine Amtszeit verlängert wird.
Was sagt die Schleswigsche Partei zur Entscheidung Kleinschmidts?
„Ich habe Stephan Kleinschmidts kommunalpolitisches Wirken vom ersten Tag an verfolgt und habe großen Respekt vor seiner persönlichen Entwicklung, die politischen Meilensteine und die Ergebnisse, die er erzielt hat“, sagt der Vorsitzende der SP, Rainer Naujeck.
„Vor allem sein Einsatz als Brückenbauer zwischen dem roten und dem blauen Block verdient Anerkennung. Das hat viel für die Schleswigsche Partei bedeutet, sowohl in Sonderburg als auch in ganz Nordschleswig. Sein kommunalpolitischer Einsatz hatte große Bedeutung für die Sichtbarkeit der deutschen Minderheit in Nordschleswig und außerhalb.“
Mit Blick auf die Wahl 2025 sagt Naujeck: „2025 befinden wir uns in einer ganz anderen Situation, die aber andererseits neue Möglichkeiten bietet, wenn wir zusammen mit Kirsten und Christel ein neues Kandidatenteam für die Kommune Sonderburg aufstellen.“