Gleichberechtigung

Mehr Sichtbarkeit: LGBTQ+ Sonderburg möchte Beratungsstellen ausbauen

Mehr Sichtbarkeit: LGBTQ+ Sonderburg möchte Beratungsstellen ausbauen

Sichtbarkeit: LGBTQ+ Sonderburg möchte mehr Beratungstellen

Sonderburg/Sønderborg
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Niels Christian Aahøj Bech fordert mehr Sichtbarkeit für LGBTQ+ Personen in Nordschleswig. Foto: Privat

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200 Kilometer – so weit müssen Menschen der LGBTQ+-Community derzeit fahren, wenn sie in Nordschleswig wohnen und eine Beratung aufsuchen möchten. Für den Vorsitzenden Niels Christian Aahøj Bech ist dies untragbar – und es ist nicht das erste Mal, dass er dafür kämpft, mehr von der Politik gehört und gesehen zu werden. Warum dabei Deutschland als Vorbild dient.

Bald beginnt die „Sønderborg Pride Week 2024“, doch wenn Niels Christian Aahøj Bech zurückblickt, sieht er, Vorsitzender von „LGBTQ+ Sønderborg“, dass Nordschleswig in der Diskussion über Gleichstellung und Vielfalt übersehen wird.

LGBTQI+ steht für eine breite und inklusive Gemeinschaft von Menschen, die sich nicht in die traditionellen Kategorien von Geschlecht und sexueller Orientierung einordnen. Die Buchstaben bedeuten:

  • L: Lesbisch – Frauen, die sich romantisch oder sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen.
  • G: Schwul – Männer, die sich romantisch oder sexuell zu anderen Männern hingezogen fühlen.
  • B: Bisexuell – Personen, die sich romantisch oder sexuell zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.
  • T: Transgender – Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
  • Q: Queer – Ein Überbegriff für Identitäten und Orientierungen, die nicht in die traditionellen Kategorien passen. Auch als Synonym für LGBTQ+ verwendet.
  • I: Intersex – Personen, die mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich klassifiziert werden können.
  • +: Ein Zeichen, das weitere Identitäten und Orientierungen einschließt, die in den oben genannten Kategorien nicht vollständig erfasst sind, wie asexuell, pansexuell oder non-binär.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Niels Christian in den Medien bessere Beratungsangebote für Personen der LGBTQ+-Community gefordert. Gleichstellungsministerin Marie Bjerre besuchte daraufhin „LGBTQ+ Sønderborg“ und zeigte sich sehr aufgeschlossen. Nun ist fast ein Jahr vergangen, und es gibt laut Aahøj Bech immer noch keine Neuigkeiten darüber, wie LGBTQ+-Personen in Nordschleswig Beratung in ihrer Nähe erhalten können.

Derzeit müssen Personen bis zu 200 Kilometer fahren, um spezialisierte Beratung zu erhalten. „Dies ist untragbar“, meint Niels Christian Aahøj Bech, der den Verdacht hegt, dass es zwar gut aussieht, Nordschleswig zu besuchen, die Region und die dort lebenden LGBTQ+-Personen jedoch danach vergessen werden.

Beratungsstellen für LGBTQ+ in Dänemark

Beratungsstellen für Personen der LGBTQ+-Community in Dänemark bieten spezialisierte Unterstützung und Dienstleistungen an. Diese umfassen:

  • Psychosoziale Beratung: Unterstützung bei Identitätsfragen, Coming-out-Prozessen und psychischen Problemen.
  • Rechtsberatung: Informationen zu rechtlichen Themen wie Diskriminierungsschutz, Partnerschaft und Familienrecht.
  • Gesundheitsberatung: Aufklärung und Unterstützung bei sexueller Gesundheit, HIV-Prävention und Transitionsprozessen.
  • Soziale Unterstützung: Vernetzung mit LGBTQ+-Gruppen und -Communitys sowie Unterstützung bei der Integration und dem Aufbau sozialer Netzwerke.

Diese Beratungsstellen arbeiten oft in Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdiensten und LGBTQ+-Organisationen, um umfassende und ganzheitliche Hilfe zu bieten. Sie sind wichtige Anlaufstellen für Menschen der LGBTQ+-Community, um in einem sicheren und unterstützenden Umfeld Rat und Unterstützung zu finden. (LGBTQ+ Danmark).

Mobile Beratungsstelle für Nordschleswig 

Deshalb möchte Niels Christian Aahøj Bech von Ministerin Marie Bjerre wissen, ob sie die Möglichkeiten für anonyme Beratung und Tests für Menschen der LGBTQ+-Community in Nordschleswig weiterverfolgt hat. „Es ist höchste Zeit, dass Maßnahmen ergriffen werden, damit Personen der LGBTQ+-Community im ganzen Land die Unterstützung und Ressourcen erhalten, die sie benötigen“, so der Vorsitzende.

Aahøj Bech fordert eine mobile Beratungseinheit für die vier nordschleswigschen Kommunen. Derzeit müssen Menschen, die fachkundige Beratung suchen, nach Aarhus oder Odense fahren.

Darüber hinaus wünscht er sich Beratung für alle, mit besonderem Fokus auf die sexuelle Gesundheit von queeren Personen. Die nächstgelegene sexualmedizinische Klinik befindet sich in Odense oder Svendborg.

Forderung an die Politik 

„Wir wünschen uns, dass die Gleichstellungsministerin alle Bürgerinnen und Bürger gleichbehandelt. Derzeit fühlt sich unsere Region vergessen, wenn es um Gleichstellung geht. Die Ministerin sollte sich intensiver mit Beratung und sexueller Gesundheit auseinandersetzen“, so sein Appell an die Politik.

Eine Idee, wie so etwas aussehen könnte, hat der Vorsitzende auch: Aahøj Bech schlägt eine mobile Einheit vor, die von „LGBTQ+ Danmark“ verwaltet werden könnte und die bereits Beratungen anbietet. Diese Einheit sollte in den Regionen unterwegs sein, in denen es weite Wege zu festen Beratungsstellen gibt.

LGBTQ+ Danmark 

LGBTQ+ Danmark ist eine dänische Organisation, die sich für die Rechte und Unterstützung von Personen der LGBTQ+-Community einsetzt. Die Organisation bietet Beratung und Unterstützung für queere Personen und deren Angehörige, Bildungsprogramme zur Sensibilisierung und Förderung von Akzeptanz und Vielfalt sowie Interessenvertretung in politischen und sozialen Fragen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von queeren Personen. Darüber hinaus organisiert LGBTQ+ Danmark Veranstaltungen und Community-Events, darunter Pride-Feiern, Workshops und soziale Treffen. Die Organisation arbeitet landesweit und kooperiert mit anderen LGBTQ+-Gruppen – etwa LGBTQ+ Sønderborg – und Institutionen, um eine inklusive Gesellschaft zu fördern (LGBTQ+ Danmark).

Deutschland als Vorbild 

Eine effektive Beratung würde Sicherheit für queere Personen gewährleisten. „In diesem Punkt hinken wir unseren Nachbarn in Deutschland weit hinterher.“ Die Selbstmordrate in der Community steigt laut dem Vorsitzenden. 

Während beide Länder erhebliche Fortschritte in der Gleichstellung und Unterstützung der LGBTQI+-Community gemacht haben, bietet Deutschland aufgrund seines dichten Netzwerks an Beratungsstellen und spezialisierten Gesundheitsdiensten in vielen Bereichen einen besseren Zugang, wie die „ILGA-Europe Rainbow Map and Index“ zeigt. Diese Karte und der Index bieten detaillierte Informationen zur rechtlichen und politischen Situation von queeren Personen in Europa, einschließlich des Zugangs zu Dienstleistungen.

„Natürlich möchten wir auch auf weitere Themen aufmerksam machen, wie beispielsweise Sicherheit am Arbeitsplatz und allgemeine Gleichstellung. Während der Pride Week wird es mehrere Themenschwerpunkte geben. Unser Programm wird bald veröffentlicht“, schließt er ab.

Die „Sønderborg Pride Week 2024“ findet vom 19. bis 24. August statt. Mehr Informationen erhalten Interessierte auf der Webseite der Ortsgruppe. 


 

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