Königinbesuch
„Ich bin sehr froh, dass ich das miterleben durfte“
„Ich bin sehr froh, dass ich das miterleben durfte“
„Ich bin sehr froh, dass ich das miterleben durfte“
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Die deutsche Minderheit im Rampenlicht: Jahrelang wurde der Besuch vorbereitet, innerhalb von 30 Minuten war alles vorbei. Am Deutschen Museum in Sonderburg wurde am Sonntag Geschichte im Eiltempo geschrieben.
Lange standen freiwillige Helferinnen und Helfer aus der deutschen Minderheit in Nordschleswig an der großen Kreuzung vor dem neuen Deutschen Museum in Sonderburg und warteten.
Auf die Journalistinnen und Journalisten aus Dänemark und Deutschland, die sie einweisen sollten. Auf die geladenen Gäste, die sich hinter einer Absperrung auf der dem Museum gegenüberliegenden Straßenseite zu halten hatten. Und natürlich auf die „Stars“ des Tages, für die eigens ein roter Teppich ausgerollt worden war: Die Königin, der Bundespräsident und, in der dritten Hauptrolle, die dänische Staatsministerin.
Eine halbe Stunde für die Ewigkeit
Als der Tross dann, angekündigt von Polizeimotorrädern und zahlreichen schwarzen Autos mit verdunkelten Scheiben, pünktlich eingetroffen, vom Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), und somit der Minderheit, Hinrich Jürgensen empfangen worden und keine 20 Minuten später wieder aus seinem Hause herausgetreten war, konnte Museumsleiter Hauke Grella erleichtert aufatmen: Der große Tag war fast gemeistert, der hohe Besuch erfolgreich durch die Ausstellung geführt – jetzt sollten bloß noch Hinrich Jürgensen vor dem Haus eine Rede halten und die beiden Staatsoberhäupter symbolisch zwei Bäume pflanzen.
Und auch dieser Programmpunkt klappte reibungslos. Jürgensens Stimme schallte ohne Störgeräusche klar und deutlich – auf Deutsch – durch Sonderburg-City, Königin und Bundespräsident schaufelten erfolgreich die beiden kleinen Löcher zu, die für sie am Fuße einer „dänischen“ Buche und einer „deutschen“ Eiche gemacht worden waren, die Staatsministerin und die geladenen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Gäste applaudierten Jürgensens Wortwahl ebenso wie viele der Schaulustigen, es wurde gewinkt – und eine Limousine nach der anderen kam, um den bedeutenden Besuch wieder abzutransportieren.
Archivleiterin: „Eine schöne Belohnung“
Nina Jebsen, Archivleiterin im Deutschen Museum, sagte dem „Nordschleswiger“ im feierlichen Getümmel nach der Abfahrt der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs und kurz bevor sie den roten Teppich eigenhändig wieder zusammenrollte, auf dem diese in das Museum geschritten waren: „Es war tatsächlich aufregend. Es war viel Arbeit im Vorwege, und dann sitzt man im Foyer des Museums und fragt sich, na, wann kommt wer um die Ecke?“
Sie erzählt: „Der Herzschlag war schon ein bisschen erhöht, weil es einfach selten ist, dass man die Königin von Dänemark live und in Farbe sieht, wenn auch mit Maske, wir haben ja immer noch Corona. Genauso imposant der Bundespräsident mit seiner Frau – und dann noch die Staatsministerin – das war einfach wirklich aufregend, aber auch eine schöne Belohnung für die Arbeit, die man in diese halbe Stunde gesteckt hat.“
Kleinschmidt hatte einen „sehr bewegenden Augenblick“
Ins Getümmel hatte sich auch Sonderburgs Vize-Bürgermeister Stephan Kleinschmidt (Schleswigsche Partei) gestürzt, der beim Programmpunkt zuvor den Bundespräsidenten auf den Düppeler Schanzen begrüßt hatte. „Es war ein sehr bewegender Augenblick, mit der Königin und dem Bundespräsidenten auf die Düppeler Schanzen zu gehen und dieses kurze Kulturprogramm miterleben zu dürfen, und ein Teil dessen zu sein“, so Kleinschmidt.
„Das gab uns die Möglichkeit, Sonderburg zu präsentieren, aber auch die Minderheiten darzustellen, das gute Miteinander, das wir hier erleben. Darauf haben wir lange hingearbeitet, 2020 war im Fokus, dem hat Corona ein Bein gestellt, und endlich jetzt an diesem Tag zu sein, wo wir gemeinsam historische Ereignisse erinnern und das Jubiläum gemeinsam begehen können, da atmen einfach viele heute erleichtert auf und freuen sich über das gute Ergebnis.“
Hans Heinrich Hansen: Erstaunt über die Wirkkraft seiner Worte
Das attestierte der Minderheit, die den Besuch im Deutschen Museum in enger Absprache mit dem Königshaus, Christiansborg, Berlin und der Polizei organisiert hatte, auch ihr ehemaliger Hauptvorsitzender Hans Heinrich Hansen. Seine Rede von 1995 auf den Düppeler Schanzen hatte sein Nachfolger Jürgensen als „entscheidenden Schritt“ beim Aufeinander Zugehen von Minderheit und Mehrheit bezeichnet.
„Ich bin natürlich sehr froh, dass ich das miterleben durfte“, so Hansen zum „Nordschleswiger“. „Ich muss sagen, dass es mich auch selber erstaunt, was diese Rede bewirkt hat. Ich finde, dass der heutige Tag ein Beweis dafür ist, wie groß die Anerkennung für die deutsche Minderheit ist. Dass die Staatsoberhäupter gemeinsam auftreten, empfinde ich als sehr positiv“.
Viel Aufmerksamkeit in Deutschland und Dänemark
Sprachs – und stürzte sich wieder ins Getümmel, in dem inzwischen neben aktuellen und ehemaligen Minderheiten-Spitzen auch Folketings-, Bundes- und Landtagspolitikerinnen und Politiker und Journalistinnen und Journalisten von regionalen und landesweiten Medien wie „Danmarks Radio“, der „ARD“, dem „Deutschlandfunk“ oder der „Süddeutschen Zeitung“ – und, wie es in Nordschleswig so üblich ist, auch „ganz normale“ Leute warteten.
Solche wie die beiden kleinen Jungen, die sich nach dem ganzen Zirkus in das Museum wagten und sich die Schaufeln ansahen, die gerade noch von einer Königin und einem Präsidenten benutzt worden waren – und nun, für alle zu bestaunen, im Foyer lagen, unweit des aufgerollten roten Teppichs.