Sonderburg-Flensburg

Forderung: Schleswig-Holstein soll Buslinie 110 finanziell unterstützen

Forderung: Schleswig-Holstein soll Buslinie 110 finanziell unterstützen

Schleswig-Holstein soll Buslinie 110 finanziell unterstützen

Flensburg/Sonderburg
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Die Buslinie 110 wird derzeit in Deutschland nur von der Stadt Flensburg kofinanziert. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Für eine finanzielle Unterstützung der Buslinie 110 von Sonderburg nach Flensburg durch das Land Schleswig-Holstein gibt es eine breite Zustimmung. Das Wirtschaftsministerium verweist bislang auf die Kommunen – doch das könnte sich ändern.

In der Diskussion über eine Mitfinanzierung der dänischen Buslinie 110 von Sonderburg (Sønderborg) nach Flensburg durch das Land Schleswig-Holstein und die Nahverkehrsgesellschaft Nah.SH erwartet der Fahrgastverband Pro Bahn ein Konzept für einen grundlegenden Ausbau des grenzüberschreitenden Nahverkehrs mit Bahn und Bus zwischen der Region Süddänemark und Schleswig-Holstein.  

Dazu gehört laut Pressemitteilung auch eine Umsetzung des Konzeptes mit der Bereitstellung der Finanzmittel für die erforderlichen Investitionen und Zuschüsse.

„Wir unterstützen eine Mitfinanzierung der dänischen Buslinie 110 Sønderborg-Flensburg durch das Land Schleswig-Holstein und die Nah.SH ausdrücklich, jedoch sollte dies mit einer Verbesserung des Angebotes verbunden sein“, sagt Stefan Barkleit, Vorsitzender des „Pro Bahn“-Landesverbandes Schleswig-Holstein/Hamburg.

Eine Verbesserung des Angebotes müsse eine Verlängerung der dänischen Buslinie 110 zum Bahnhof in Flensburg, eine Einführung einer an allen Verkehrstagen einheitlichen Fahrplan-Lage sowie eine Verdichtung des Angebotes sonntags auf einen 60-Minuten-Takt umfassen.

SSW fordert Mitfinanzierung durch das Land Schleswig-Holstein

Hintergrund ist eine Forderung der SSW-Politikerin Sybilla Nitzsch und des SSW-Politikers Christian Dirschauer. Die beiden Abgeordneten hatten Anfang Dezember den Landtag aufgefordert, die Linie finanziell zu unterstützen.

Im Antrag heißt es: „Eine Mitfinanzierung durch das Land stünde [...] im Einklang mit dem im Koalitionsvertrag der Landesregierung formulierten Ziel, die Entwicklungsallianz zwischen Schleswig-Holstein und der Region Syddanmark weiter vorantreiben zu wollen, praktische Hemmnisse bei der Grenzüberschreitung, wie zum Beispiel im Arbeitsleben, bei der Gesundheitsversorgung oder der Mobilität abzubauen und den grenzüberschreitenden Verkehr ebenso wie den grenzüberschreitenden öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu stärken.“

Die Stadt Flensburg bezuschusst die Buslinie im Jahr 2023 mit 25.000 Euro, im Jahr 2024 sind es 50.000 Euro. Am Ende des Jahres soll eine erneute Abstimmung nach der Evaluation der Nutzungszahlen folgen. Schon im Oktober forderte die Stadt Flensburg aber eine Unterstützung durch das Land. 

Die Kosten des dänischen Busunternehmens „Sydtrafik“, das die Linie betreibt, werden auf dem Flensburger Abschnitt von der dänischen Seite mit übernommen – was dort für Unmut sorgt. Das jährliche Defizit nur für diese Strecke beträgt 175.000 Euro. Bei Sydtrafik freut man sich über die Ko-Finanzierung der Stadt Flensburg und fordert eine finanzielle Unterstützung durch das Land Schleswig-Holstein. 

Wirtschaftsministerium: Kommunen sind zuständig

Das zuständige Wirtschaftsministerium in Kiel teilte im Herbst allerdings mit, man sehe sich lediglich zuständig für grenzüberschreitende Zugverbindungen, nicht aber für den ÖPNV, der Aufgabe von Städten und Gemeinden sei. Diese Aussage wiederholte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) am 16. Dezember im Landtag. Zwar könne er den Wunsch der SSW-Fraktion gut nachvollziehen, allerdings seien die Kommunen zuständig, die für die Bestellung von Busverkehr bereits Geld vom Land bekämen – Flensburg knapp 2,3 Millionen Euro jährlich.

Madsen sagte aber auch: „Natürlich will auch ich eine engere Anbindung an Dänemark, und natürlich ist es für die enge Kooperation wichtig, dass man von einem Ort zum anderen kommt.“ 

Wunsch nach Fortbestand der Linie

Unter anderem die IHK Flensburg wurde im Februar um Stellungnahme zu dem Thema gebeten. Die Industrie- und Handelskammer macht in einem Schreiben von Mitte März an den Wirtschafts- und Digitalisierungsausschuss deutlich, dass sie ein Fortbestehen der Buslinie 110 wünscht. 

In der Stellungnahme heißt es: „Die dänische Buslinie 110 sichert derzeit eine schnelle und regelmäßige Verbindung zwischen Sonderburg und Flensburg. Davon profitieren in der Grenzregion Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Mitarbeitenden täglich grenzüberschreitend den Weg zur Arbeit antreten können, genauso wie Touristen in der Region, die in ihrem Urlaub das grenzüberschreitende ÖPNV-Angebot nutzen.“

Die IHK unterstützt den Antrag des Südschleswigschen Wählerverbandes ausdrücklich und weist ebenfalls auf den Koalitionsvertrag hin.

Auch Nah.SH betont in einer Stellungnahme die besondere Bedeutung der Linie und bringt eine Landesbusförderung ins Spiel, mit der grenzüberschreitende Buslinien gefördert werden könnten.

Die Europauniversität Flensburg, die Süddänische Universität in Sonderburg (SDU) und die Region Sønderjylland-Schleswig äußern sich ebenfalls positiv zu einem Fortbestand der Linie 110.

Wann und ob es zu einer finanziellen Förderung durch das Land kommt, bleibt offen. Der Wirtschaftsausschuss berät das Thema frühestens am 26. April. Nach einer entsprechenden Beschlussvorlage würde dann im Landtag darüber abgestimmt.

Fahrgastverband „Pro Bahn“ will mehr

„Auch auf der dänischen Buslinie 220 von Apenrade (Aabenraa) nach Pattburg (Padborg) braucht es sonntags einen 60-Minuten-Takt“, sagt Stefan Barkleit. 

Des Weiteren bestehe im grenzüberschreitenden Nahverkehr auf der Schiene dringender Handlungsbedarf. So gebe es Defizite bei der Taktung etwa auf der Bahnstrecke Esbjerg-Tondern (Tønder)-Niebüll und auf dem Streckenabschnitt Tingleff (Tinglev)-Flensburg.

Im grenzüberschreitenden Ticketing muss es aus der Sicht des Fahrgastverbands ebenfalls deutliche Verbesserungen und Vereinfachungen für die Fahrgäste geben.

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