„Am 31. Dezember sind wir eingezogen, es ist unser erster Monat hier“, sagt Maya Raue, während sie den Kaffeefilter aus dem Regal nimmt, mit braunem Pulver befüllt und den Wasserkocher anstellt.

Auf dem Feld vor dem großen Küchenfenster vertreiben sich einige Möwen die Zeit, Mayas Kinder sind in der Schule. Sie selbst freut sich auf einen ganz besonderen Termin am Nachmittag: Heute beginnt ihr Dänisch-Sprachkurs in Sonderburg (Sønderborg).

Reise durch Europa führte nach Alsen

Maya Raue ist aus Hamburg nach Schauby gezogen. Nach einem Jahr Tournee durch Europa sind sie und ihre Kinder in Süddänemark angekommen. Wie kam es dazu?

Maya Raue ist Puppenspielerin und lebte bis vor einem Jahr in einem Hamburger Außenbezirk. Als Corona-Restriktionen in Deutschland dazu führten, dass die Familie in ihrer Wohnung festsaß, kam der Wunsch nach Veränderung auf.

„Als es losging mit dem Lockdown und die Kinder nicht mehr in die Schule gehen durften, habe ich gesagt: Komm, wir gehen auf Reisen und gucken, dass wir die Zeit nutzen. Um zu sehen, was es sonst noch in der Welt gibt. Denn sich immer drinnen aufzuhalten, war schwer. Es war auch schwierig mit den Kindern, weil sie letztendlich ja dafür gelobt wurden, zu Hause zu bleiben und am Computer zu sitzen. Das fühlte sich für mich nicht richtig an.“

Erst Schweden, dann Schauby

Der Wunsch nach Veränderung führte für zwei Monate nach Schweden – gelebt und gelernt wurde im Wohnmobil.

In Schweden helfen sie einer Frau dabei, ein Eiscafé zu eröffnen, lernen Land und Leute kennen. „Da habe ich mich auch gefragt, ob Schweden ein Ort sein könnte, aber meine Kinder sagten nö“, lacht Maya Raue.

Zurück in Hamburg geht das normale Leben zunächst weiter. Als Puppenspielerin erlebt die 47-Jährige aufgrund der Restriktionen eine Absage nach der anderen, und die Tochter wird in der Schule immer unglücklicher.

„Am Ende habe ich gesagt: Was machen wir jetzt? Ich bin Puppenspielerin und kann auch auf der Straße spielen. Also habe ich vorgeschlagen: Wir gehen wieder auf Reisen und sehen, wo wir ankommen wollen.“

Italien, Belgien, Frankreich, Kekenis

Gesagt, getan. Anfang Januar 2022 bricht die Familie auf. Maya Raue tritt in Italien und Belgien mit ihren Handpuppen auf, und die Familie „wwooft“* in Frankreich und Dänemark bei anderen Familien. Findet heraus, was alle drei wollen.

*Wwoofing verbindet ökologischen Landbau und Reisen. Es steht für ein Konzept, Auslandserfahrungen zu sammeln und gleichzeitig etwas Gutes zu tun.

„Die Frage war: Wo passen wir hin? Für mich als Puppenspielerin war es gut, nahe an Deutschland zu sein. Wir sind dann nach Süddänemark gefahren und auf Kekenis auf dem Hof Lillelund gelandet.“

Nach einigen Monaten in diesem Gemeinschaftsort stellen Maya und ihre Kinder fest, dass diese Familien-WG auf Dauer zu weit ab vom Schuss ist. Und plötzlich ist in Schauby ein großes Haus zu mieten. „Das war die Gelegenheit, eigentlich früher als geplant. Ich kannte Schauby vom Durchfahren und fand, es war ein sehr süßes Dorf. Und so kam es, dass wir hier eingezogen sind.“

Platz für ein oder zwei Menschen mehr

Die Kinder besuchen dänische Volksschulen in Sonderburg. Das Haus ist so groß, dass Maya Raue Platz für ein oder zwei Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner hat.

Zwei Zimmer sind noch frei. „Entweder für eine Person, die ein Arbeitszimmer haben will, oder für Studenten oder Menschen, die etwas zum Ankommen in Dänemark brauchen. Da sind wir offen“, sagt Maya Raue über ihren Kaffeebecher hinweg.

Viel Kontakt zu den Nachbarinnen und Nachbarn hatte Maya Raue noch nicht. „Ich denke mal, das kommt im Laufe der Zeit. Im Sprachkurs lerne ich jetzt erst einmal Dänisch, und beruflich baue ich mir meine Kontakte neu auf. Ich fahre nach Niebüll, Flensburg und Tondern und spiele meine Stücke.“

Ihr Puppentheater heißt Kollin Kläff – benannt nach einem schappohrigen Hund, der sogar seinen eigenen Podcast hat.

In ihren Geschichten vermittelt sie seit 2012 auf humorvolle und kindgerechte Weise Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Liebe. Es gibt eine Hundegeschichte, eine Piratengeschichte, eine Zähneputzgeschichte, eine Umweltgeschichte und viele mehr, auch das Selber-Puppentheater-Spielen bietet Maya Raue an. Mehr dazu hier.

„Im Grunde fange ich ganz neu an“

Mit Kolin Kläff, ihren Kindern und sich selbst ist Maya Raue in Schauby gelandet – und angekommen. „Ich mag das Dorf und die Landschaft und die Ruhe. Unser Haus liegt zwar an der Straße – aber ich finde es trotzdem sehr ruhig. Jetzt bin ich gespannt auf all die neuen Kontakte. Im Grunde fange ich mit meinem Puppentheater ganz neu an. Aber da bin ich zuversichtlich, und ich freue mich auf das Spielen in Norddeutschland und Süddänemark.“