Kulturkommentar

„Macht des Wortes“

Macht des Wortes

Macht des Wortes

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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In einem Kulturkommentar schreibt Büchereidirektorin Claudia Knauer, dass Bücher sich nur bedingt als Wurfgeschosse auf dem Schlachtfeld eignen und erklärt, warum Wörter dennoch große Macht haben.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Sind denn die trefflichen Geschöpfe,
Die Menschen, dazu nur gemacht,
Daß um vier, fünf erhitzte Köpfe
Man sie, wie Ochsen, wieder schlach't? 

Barthold Heinrich Brockes (1680-1747), deutscher Dichter, 1720 Ratsherr in Hamburg, trat 1724 der Patriotischen Gesellschaft bei.

Ganz offensichtlich ist es – wieder – so, wie Brockes vor Hunderten von Jahren schrieb. Die Hoffnung, dass die Welt denn doch einmal ein besserer Ort würde, an dem in Frieden Kunst und Kultur gedeihen und die Menschen sich nicht gegenseitig abschlachten, ist am 24. Februar 2022 gestorben. Unter Verdrehung der Geschichte, getrieben vom Wahn eines großrussischen Reichs, hat Wladimir Putin den Befehl gegeben, in die Ukraine einzufallen. „Man sie, wie Ochsen, wieder schlach’t“ ! – Menschen sterben. Weil ein Diktator das will. Weil der Westen nicht mehr wusste, was Krieg ist und es sich nicht vorstellen wollte. „Ich weiß, was Krieg ist“, sagt meine 91-jährige Mutter. „So fing es bei Hitler auch an.“

Für ein „Wehret den Anfängen“ ist es schon zu spät. Zu viele haben zu lange weggeschaut, lieber aufs Bankkonto und die guten Geschäfte geachtet und immer gehofft, „ach so schlimm wird es schon nicht werden“. Das wird es aber. Das ist es jetzt.

Bücher eignen sich nur bedingt als Wurfgeschosse auf dem Schlachtfeld. Aber die Macht des Wortes darf nicht unterschätzt werden. Während auf der einen Seite mit Waffen gefochten werden muss, muss auf der anderen Seite der Kampf um die Wahrheit, die im Krieg bekanntlich zuerst stirbt, ausgetragen werden.

Im Fall Ukraine allerdings ist die Wahrheit schon vor der ersten Kugel elendig verreckt. Desinformation gehört heute noch mehr als früher zum Handbuch des Kriegsführenden. Dem muss mit allen Mitteln, auch und vor allem in den digitalen Medien, entgegengehalten werden. Schreibt die Wahrheit. Liebe Politiker/innen, gebt Geld nicht nur für Munition, sondern auch für Übersetzungen ins Russische. Stellt Hacker ein, die die Texte – ob von Bloggern, Schriftstellerinnen oder Journalist/innen – in die russische Welt schleusen. Kämpft an allen Fronten um die Demokratie, um Frieden, um die Wahrheit.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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