Kulturkommentar
„Alle können irgendwas“
Alle können irgendwas
Alle können irgendwas
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Minderheitenarbeit vor Ort ist keine Sache eines einzelnen Lokalvereins, findet Uffe Iwersen, Kulturkonsulent des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Warum dafür alle an einem Strang ziehen müssen, erklärt er in seinem Kulturkommentar.
Wenn in Nordschleswig eine deutsche Schule geschlossen werden muss – wie zuletzt in Osterhoist – geht die Angst um, dass die Minderheit vor Ort aufgrund des dann fehlenden sozialen Treffpunkts stirbt. Diese Angst ist durchaus berechtigt. Dennoch sollte dann nicht einfach so aufgegeben werden. Denn gerade in den ländlichen Gebieten ist ein kulturelles und soziales Angebot unterschiedlicher Vereine ein Mehrwert für alle.
Leichter gesagt als getan. Eine Schulschließung ist ein herber Schlag für die Lokalbevölkerung, aber auch für die Minderheit an sich. In Osterhoist ist man diese Herausforderung u. a. durch den Zusammenschluss des eigenen BDN Ortsvereins mit den benachbarten Norder-Lügumklosteranern zum Ortsverein „6240“ angegangen. Für einige mag sich eine solche Maßnahme wie eine desparate Notlösung anhören. Ist sie aber nicht. Eine solche strukturelle Anpassung macht absolut Sinn und wäre ggf. sogar ohne Schulschließung sinnvoll gewesen.
Nun ist es jedoch so, dass strukturelle Veränderungen in ländlichen Gebieten nicht immer das Allheilmittel sein können und eine grenzenlose geografische Vergrößerung von Vereinsstrukturen macht auch nur bedingt Sinn. Daher sollte man sich auch über inhaltliche Qualitäten vor Ort Gedanken machen. Denn alle können irgendwas. Wie kann man im Kleinen etwas Einzigartiges schaffen – z. B. ein kulturelles, gesellschaftlich wertvolles Angebot, das seinesgleichen im Lokalbereich sucht. Eine Sport- oder Freizeitaktivität, die es sonst weit und breit sonst nicht zu finden ist. Oder ein Bildungsangebot, das nur die Minderheit im Lokalgebiet bieten kann. Es gibt sicherlich viel Potential vor Ort, wie sich lokale Minderheitenakteure profilieren können und somit die Gemeinschaft stärken und vergrößern können.
Wer was kann, wo was möglich ist und wo für was Bedarf ist, wissen die lokalen Kräfte schon am besten. Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung solcher Strategien und Pläne sollte jedoch aus dem Haus Nordschleswig kommen – und zwar verbandsübergreifend. Denn die Minderheitenarbeit vor Ort ist längst keine Sache mehr eines einzelnen Vereins. Hier müssen alle an einem Strang ziehen. Konkret brauchen wir Personal im Haus Nordschleswig, das sich explizit mit der Entwicklung in den Lokalgebieten befasst und bei der Entwicklung unterstützt. Dies ist nicht nur wichtig, sondern essentiell – denn wenn es der Minderheit vor Ort gut geht, geht es der Minderheit im Ganzen auch gut.