Enthüllungen

Zahlenmagie in VUC-Regie

Zahlenmagie in VUC-Regie

Zahlenmagie in VUC-Regie

Hadersleben/Haderslev
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Zweimal ist dem VUC Syd das Gütesiegel von Apple verliehen worden. Jetzt offenbart sich eine tiefe Kluft zwischen Schein und Sein. Foto: Ute Levisen

Bonusvertrag mit Ex-Direktor basiert auf geschöntem Zahlenmaterial. VUC Syd: Längst nicht so gut wie behauptet.

Anmerkung vom 20. September 2018: Dieser Artikel war über einen längeren Zeitraum online nicht zugänglich, da seitens der damaligen VUC-Leitung der Vorwurf erhoben wurde, dass die ihm zugrundeliegenden Berechnungen falsch seien. Der Vorwurf besteht weiterhin. Aus dokumentarischen Gründen ist dieser Artikel nun wieder zugänglich.

Die nordschleswigsche Erwachsenenbildungseinrichtung VUC Syd mit Hauptsitz in Hadersleben ist bekannt für ihren Erfolg: Als erste Schule im Norden verlieh Apple ihr 2014 zum ersten Mal das Gütesiegel „Apple Distinguished School“ für innovative Lernmethoden seit der Einführung des iPads als Unterrichtsmittel vor nunmehr fast sieben Jahren. Zugleich erwirtschaftete das VUC Syd laut Jahresbericht einen Überschuss, der zehn Millionen Kronen höher ausfiel, als erwartet. Zudem sei es, so die offizielle Verlautbarung, gelungen, die Abbruchquote der VUC-Ausbildungen nochmals zu reduzieren.

Aufgrund dieser Ergebnisse entlohnte der Vorstand seinen ehemaligen Direktor Hans Jørgen Hansen: Dieser erhielt als Lohn für die guten Taten in seinem letzten Jahr am VUC sogar 100 Prozent des Rahmens von max. 160.000 Kronen. Grundlage dieses Bonus waren die – ebenfalls im Vertrag aufgelisteten Resultate, die Hansen als Direktor angeblich aufzuweisen hat. Nur: Die Zahlen in der Bonusvereinbarung (resultatlønkontrakt) stimmen nicht mit den Zahlen der Datenbank des Unterrichtsministeriums und den Zahlen im VUC-Jahresbericht 2016 überein, sondern sind wesentlich optimistischer gestaltet: Danach haben beispielsweise im Jahrgang 2014/15 72 Prozent der HF-Kursteilnehmer ihre Ausbildung mit einer Prüfung abgeschlossen.

Laut Jahresbericht waren es nur 56 Prozent. Diese Angabe im Jahresbericht 2016 stimmt mit den Daten des Unterrichtsministeriums überein. Gleiches gilt indes nicht für den Jahrgang 2010/11: Hier haben lediglich 53,6 Prozent der Schüler Kurs und Prüfung bestanden – und nicht 67 % wie im Jahresbericht (!) zu lesen ist. 2011/12 haben laut Ministerium lediglich 52,5 % der HF-Schüler ihre Ausbildung mit einer Prüfung abgeschlossen – und nicht 71% (Jahresbericht).

Bemerkenswerte Unterschiede werden auch offenbar, vergleicht man die Angaben im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung (AVU) im Bonus-Vertrag des Ex-Direktors mit den tatsächlichen Zahlen: Angeblich haben im Kursjahr 2014/15 63 % der Teilnehmer ihre Ausbildung mit einer Prüfung abgeschlossen. Im Jahresbericht 2016 fehlt eine detaillierte Auflistung der Ergebnisse für diesen Bereich.

Ein Blick in die Datenbank des Unterrichtsministeriums und ein bisschen Kopf- und Prozentrechnen offenbaren, dass die Wirklichkeit am VUC Syd anders aussieht: Im Jahr 2014/2015 hatte die Einrichtung 838,5 Jahresschüler in diesem Bereich. Von diesen hat die Hälfte (49,57 Prozent) nach der Ausbildung keine Prüfung abgelegt. Lediglich 28,7 – und nicht 63 Prozent – haben ihre AVU-Ausbildung am VUC auch mit einer Prüfung abgeschlossen. 21,8 Prozent der Schüler haben ihren Lehrgang abgebrochen oder sind nicht zur Prüfung erschienen. Insgesamt beträgt die Quote jener, die ihre Ausbildung zwar absolviert, aber nicht mit einer Prüfung abgeschlossen haben, die entweder durchgefallen sind oder ihre Ausbildung abgebrochen haben, sage und schreibe 71,3 Prozent.

In der jüngsten Bonusvereinbarung erhält der Ex-Direktor 160.000 Kronen zusätzlich zu seinem Gehalt, da er, so die Begründung, das Ziel, die Abbruchquote in allen Ausbildungen zu reduzieren, zu 100 Prozent erfüllt habe.

Laut Resultat-Lohnvereinbarung ist der Erfolg im Studienjahr 2015/16 für HF und AVU angeblich noch größer. Allein im Bereich HF schlossen 78 Prozent ihre Ausbildung mit einer Prüfung ab. In der Datenbank des Ministeriums lassen sich diese Traumergebnisse indes nicht verifizieren: Die aktuellen Daten liegen laut Ministerium zwar vor, sind aber noch nicht in das System eingepflegt worden.

Seit der Einführung des iPads als Unterrichtsinstrument und der Entwicklung digitaler Lernprogramme in VUC-Regie hat die Leitung immer wieder die Lernerfolge dieser Form innovativen Lernens betont. Der Apple-Konzern hat das VUC Syd daher mit seinem vornehmen Gütesiegel belohnt – zweimal: Voraussetzung für das Prädikat „Apple Distinguished School“ sind Resultate. Positive Ergebnisse, wohlgemerkt.

Konfrontiert mit der Zahlenmagie in VUC-Regie teilt der Vorstandsvorsitzende, Bürgermeister H. P: Geil (V), mit, dass die Bonusvereinbarung auf der Tagesordnung der Vorstandssitzung am 12. September stehen wird.

Sein Stadtratskollege Svend Brandt (EL) hatte angekündigt, Ex-Direktor und Direktion anzuzeigen, wenn der Vorstand dies nicht selbst mache:

„Die neuesten Enthüllungen zeigen erneut, dass eine unabhängige Untersuchung des VUC mehr als angebracht ist.“

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