Deutsche Minderheit
Kløften-Park: Fratzen und nackte Männer am Baum
Kløften-Park: Fratzen und nackte Männer am Baum
Kløften-Park: Fratzen und nackte Männer am Baum
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Nicht nur die Vorbereitungen für das Kløften-Festival sind derzeit im Park unterhalb des roten Wasserturms in vollem Gang. Auch die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler der Deutschen Schule Hadersleben haben sich in dort am Dienstagvormittag auf kreative Weise ausgetobt – und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen.
Hier ein wohlgeformtes Hinterteil, dort ein nackter Mann – Besucherinnen und Besucher des Kløften-Parks haben in den kommenden Tagen viel zu gucken, vorausgesetzt es regnet nicht.
Wer an dieser Stelle stutzig wird, und sich fragt, was nackte Männer in Haderslebens Grünanlagen bzw. auf dem Gelände des Kløften-Festivals zu suchen haben, dem sei an dieser Stelle gesagt: Es handelt sich dabei selbstverständlich nicht um echte Menschen, sondern – wie sollte es anders sein – um Kunst.
Park statt Klassenzimmer
Die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler der Deutschen Schule Hadersleben haben am Dienstagvormittag ihr Klassenzimmer gegen die Natur eingetauscht und statt mit Pinsel und Farbe mit Naturmaterialien gearbeitet. „Landart“ nennt sich diese Form von Kunst, wie Linda Baum, selbst DSH-Absolventin und Künstlerin mit einer Vorliebe für StreetArt, erklärt.
„Für mich ist Landart eine Form der Kunst, bei der nur Naturprodukte verwendet werden“, so die 36-Jährige, die vom „Kompetencecenter for Børn, Unge og Billedkunst“ engagiert wurde, um den Kindern in Hadersleben das Konzept näherzubringen.
Den DSH-Schülerinnen und -Schüler hat die 36-Jährige daher auch keine weiteren Vorgaben gesetzt, als ausschließlich natürliche Materialien wie Pflanzen, Stöcke, Steine und Ton für ihre Kunstwerke zu verwenden.
Wirkungsvolle Kunst
Dass nun einige Akte die Bäume des Kløften-Parks zieren, sei ein natürliches Nebenprodukt kreativer Entfaltung bei Jugendlichen, meint die Künstlerin und ergänzt mit Blick auf die Motivwahl einiger Schülerinnen und Schüler: „Ich finde, da sollte man keine Regeln setzen. Wenn man etwas nicht darf, wird es ja erst recht interessant.“
Zumal die Kunstwerke ihre Wirkung nicht verfehlen, berichtet Baum. Die Tongemälde und -gesichter, die aufgrund ihrer Farbe auf der Baumrinde erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen sind, hätten schon einigen Passanten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, so die Künstlerin: „Es ist so einfach und bringt die Leute zum Lächeln, und wenn man mit seiner Kunst ein Lächeln geben kann, dann ist das schon was wert.“
Nicht von Dauer
Doch nicht nur deshalb sei Landart ein wertvolles Konzept, findet Linda Baum: „Es zeigt den Kindern auch, dass der Entstehungsprozess genauso wertvoll ist wie das Kunstwerk selbst.“ Denn die Kunstwerke überleben nur bis zum nächsten Regenschauer – dann wird der Ton weich und vermischt sich mit der Erde.
Zudem hole „Landart“ die Kids aus den Schulen und in die schöne Natur: „Das macht nachgewiesenermaßen etwas Gutes mit dem Gehirn“, stellt die Künstlerin fest.
Bezug zur Natur schaffen
„Uns ist es wichtig, dass die Kinder einen Bezug zur Natur haben“, erklärt auch Karen Marie Demuth, die sich seit Jahrzehnten im Kompetenzzentrum für Kinder, Jugendliche und bildende Kunst für die künstlerische Entfaltung von Kindern und Jugendlichen einsetzt.
Durch die Corona-Pandemie, in der viele Aktivitäten nach draußen verlegt werden mussten, sei „Landart“ besonders aktuell geworden, berichtet Demuth. Mit verschiedenen Projekten versucht die Organisation daher, den Kindern und Jugendlichen in Nordschleswig Gefallen an der Naturkunst zu vermitteln.
An der Deutschen Schule Hadersleben ist dieser Plan aufgegangen: Die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler zeigten sich nach getaner Arbeit begeistert. „Das war lustig, weil man es nicht so oft macht“, sagt Shaista Shahmard, „und seine Gefühle und Fantasie zeigen kann.“