75 Jahre „Der Nordschleswiger“
Mit cooler Erfahrung aus dem Nationalmuseum in die Domstadt
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Mit cooler Erfahrung aus dem Nationalmuseum in die Domstadt
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„Der Nordschleswiger“ wurde am 2. Februar 75 Jahre alt. Wir bringen im Laufe des Jubiläumsjahres eine Serie über uns selbst. In diesem Abschnitt erinnern sich Mitarbeiter an eine Arbeitsaufgabe, die einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hat. Lokaljournalistin Annika Zepke ist eine Reportage aus dem Nationalmuseum unvergessen geblieben.
Annika Zepke hat im Sommer 2020 mit der Arbeit als Journalistin in der Haderslebener Lokalredaktion des „Nordschleswigers“ begonnen. Es war ein dreimonatiges Praktikum bei der Zeitung der deutschen Minderheit, das dazu führte, dass die gebürtige Berlinerin nun in der Domstadt lebt und arbeitet.
Praktikantin berichtete aus dem Nationalmuseum
Das Praktikum machte Annika Zepke im Herbst 2019 im „Haus der Medien – Mediehus“ an der Schiffbrücke in Apenrade/Aabenraa. Sie wurde überwiegend für Aufgaben in der Hauptredaktion eingesetzt. Im November 2019 reiste die damals 22-Jährige nach Kopenhagen, um eine Reportage zu machen bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Tyskland“ (Deutschland) im Nationalmuseum.
Mit der Ausstellung wollte das Nationalmuseum „das Beste, was Deutschland zu bieten hat“, zeigen. Ausgestellt wurden Exponate von namhaften deutschen Künstlern, Firmen und Persönlichkeiten wie Johannes Gutenberg, Johann Wolfgang von Goethe und Bauhaus. Die Schau wurde anlässlich des deutsch-dänischen Freundschaftsjahres 2020 gezeigt und war daher auch ein markantes Event für die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Außerdem markierte das Museum mit der Ausstellung den 30. Jahrestag des Mauerfalls. Die Sonderausstellung wurde am 9. November 2019, dem 30. Jahrestag des Mauerfalls, eingeweiht.
Artikel erschien in mehreren Medien
„Ich durfte nach Kopenhagen fahren, als die Königin die Ausstellung im Nationalmuseum eröffnete. Das war sehr aufregend und ein sehr großes Ereignis. Der SHZ (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, d. Red.) hat auch einen meiner Artikel übernommen, erinnert sich Annika Zepke.
Regentin lief vorbei
Einige Tage vor der Eröffnungsfeierlichkeit hatte Annika Zepke einen Vorbericht geschrieben. So war sie gut vorbereitet darauf, was sie im Nationalmuseum erwartete.
Für die „Nordschleswiger“-Praktikantin begann der Einsatz in der Hauptstadt am frühen Vormittag, wo sie der Begrüßungszeremonie entgegenfieberte. „Und dann stand ich da im Pressepool und habe auf die Königin gewartet“, so Annika Zepke. Museumsdirektor Rane Willerslev, der deutsche Botschafter Detlev Rünger und der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) gehörten dem Empfangskomitee an, das Königin Margrethe II. am Nationalmuseum willkommen hieß.
„Die Königin ist einfach an uns vorbeigelaufen. Und da ist nichts passiert“, erinnert sich Annika Zepke. Die Regentin wurde zunächst durch die Ausstellung geführt. Die Vertreter der Presse konnten währenddessen ihren Standort vor dem Museum in den Raum, in dem die offizielle Eröffnung stattfand, verlegen. „Das sollte möglichst schnell gehen, damit wir noch vor dem Eintreffen der Königin unseren Platz im Pressepool eingenommen hatten“, sagt Annika Zepke und lächelt.
Mir rauchte der Kopf
Annika Zepke, Lokaljournalistin
Dänischkenntnisse auf dem Prüfstand
Bei diesem Teil des Events kamen Annika Zepkes Dänischkenntnisse auf den Prüfstand. Die Berlinerin hatte damals wenige Monate Dänischunterricht gehabt. Bei der Regentin, die nur eine kurze Ansprache hielt, und bei dem deutschen Außenminister habe es keine sprachlichen Herausforderungen gegeben. Das Manuskript von Direktor Rane Willerslev hatte sie sich anschließend aushändigen lassen.
„Das war mein erster großer Einsatz für den ,Nordschleswiger‘. Ich habe mich schon extrem wichtig gefühlt, dass ich live aus dem Nationalmuseum berichten durfte. Ich wollte einen guten Artikel schreiben und die Reden korrekt zusammenfassen“, unterstreicht Annika Zepke.
„Mir rauchte der Kopf“
Im Museumscafé sitzend und im Wettlauf mit der Zeit fasste die junge Reporterin die Reden und den Festakt in einem Artikel für die Online-Ausgabe zusammen. „Mir rauchte der Kopf“, gesteht Annika Zepke.
Ein Gang durch die Ausstellung
Als nächster Punkt auf ihrer Aufgabenliste stand ein Gang durch die Ausstellung, um Besucher zu interviewen: „Zwischen diesen ganzen Menschenmassen habe ich dann Hinrich Jürgensen, der kurz hinter der Königin ins Museum geführt wurde, gesehen“. Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) zählte zu den Ehrengästen. Begleitet wurde er von BDN-Generalsekretär Uwe Jessen.
Der ehemalige „Nordschleswiger“-Chefredakteur Siegfried Matlok stand auch auf der Gästeliste. In Anlehnung an die Sonderausstellung hatte das Nationalmuseum ein Veranstaltungsprogramm rund um das Thema Deutschland vorbereitet. Zu einem dieser Programmangebote hatte der ehemalige Chefredakteur beigetragen. Mit Kopfhörern konnten sich die Besucher an einem Bildschirm die deutschen Lieblingslieder von bekannten Persönlichkeiten aus Dänemark anhören. Siegfried Matlok stellte sein Lieblingslied, „Mein kleiner grüner Kaktus“ vor, sagt Annika Zepke.
Die Namensfrage
Nach damals etwa zwei Monaten beim „Nordschleswiger“ wusste Annika Zepke, wer der BDN-Chef war. Auch Generalsekretär Jessen erkannte sie auf Anhieb. Den Namen des Generalsekretärs musste sie allerdings nach dem Interview mit ihm und Jürgensen recherchieren.
„Jessens Name fiel mir nicht auf Anhieb ein. Aber Matloks Name ist mir sofort eingefallen – ihn hatte ich ja ab und an in der Hauptredaktion getroffen. Er hatte aber leider keine Ahnung, wer ich bin“, lacht Annika Zepke.
Jessens Name fiel mir nicht auf Anhieb ein. Er hatte aber leider keine Ahnung, wer ich bin.
Annika Zepke, Lokaljournalistin
„Eine Hommage an die deutsch-dänische Freundschaft“
Die Sonderausstellung „Tyskland“ (Deutschland) konnte bis zum März 2020 besichtigt werden. Die Schau zeigte Gegenstände, die den Lauf der Geschichte verändert haben oder Zeugnis von Siegen oder Tragödien der deutschen Geschichte sind.
„Eine Hommage an die deutsch-dänische Freundschaft“, titelte Annika Zepke bei ihrer Vorankündigung. Ursprünglich wurde die Ausstellung von Museumsleiter Barrie Cook unter dem Namen „Germany: Memories of a Nation“ für das British Museum kuratiert.
„Für mich, der der deutsche Geschichtsunterricht sehr zusammenhängend erzählt wurde, war es eine Zeitreise durch Deutschland anhand einzelner Gegenstände“, sagt Annika Zepke. Die Ausstellung zeigte die Vielfalt Deutschlands und seine Geschichte aus einem dänischen Blickwinkel, erklärt sie.
Rückfahrt mit Hindernissen
Nach einem Tag mit vielen Eindrücken ging es dann gegen Abend zurück nach Nordschleswig. Die Bahnreise verlief jedoch nicht planmäßig. Nach Problemen auf der Strecke bei Odense mussten die Fahrgäste auf Busse umsteigen. „Ich stand zweieinhalb Stunden neben dem Bahnhof in Odense, bevor ich mit dem letzten Bus fahren konnte. Und dann haben wir noch den Anschlusszug in Fredericia verpasst“, denkt Annika Zepke an den ereignisreichen Tag zurück. Die lange Bahnreise hatte aber auch den Vorteil, dass sie Zeit fand, den zweiten Artikel, in dem sie weitere Eindrücke von der Eröffnung zusammenfasste, in Angriff zu nehmen.
Zurück zum Masterstudium
Das Praktikum ging im Dezember 2019 zu Ende. Danach ging Annika Zepke zurück nach Aalborg, wo sie ihr Masterstudium im Sommer 2020 beendete. Im Anschluss daran zog sie nach Hadersleben.
Jeder kennt jeden
„In Hadersleben ist es das tägliche Miteinander, der Eindruck hinterlässt. Aber die großen bewegenden Momente wie bei der Ausstellungseröffnung mit der Königin haben bislang nicht stattgefunden“, sagt Annika Zepke beim Interview, das im Frühjahr geführt wurde. Im Kielwasser der Corona-Pandemie habe sie viele Monate im Homeoffice gearbeitet, und Großveranstaltungen habe es aufgrund der Schutzmaßnahmen nicht gegeben.
Sie fühlt sich aber gut aufgenommen von der deutschen Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung. „Hier ist alles so schön informell. Jeder kennt jeden, und viele sind miteinander vernetzt. Ich denke nicht, dass ich in Hadersleben jemals einen Presseausweis vorzeigen muss“, so Annika Zepke.
Pressekonferenz in kleiner Runde
Sie erinnert sich an einen Pressetermin im Hadersleber Rathaus. Als Lokalredakteurin Ute Levisen im Sommerurlaub war, lud das Büro des Bürgermeisters zur Pressekonferenz. Annika Zepke hatte noch die Ausstellungseröffnung in Kopenhagen in Erinnerung und hegte große Erwartungen. Statt einer groß angelegten Konferenz mit vielen Teilnehmern fand sie sich zusammen mit einer Kollegin der Tageszeitung „JydskeVestkysten“ im Büro des Venstre-Bürgermeisters wieder. Während die Journalistinnen Schokolade knabberten und Saft tranken, informierte Bürgermeister Hans Peter Geil über Beschlüsse des Finanzausschusses.
Begrüßung mit Handkuss
Eine formvollendete Begrüßung durch das Stadtoberhaupt hatte es bei einem vorausgegangenen Termin gegeben. Bei der Eröffnung des Radweges nutzte der Bürgermeister die Chance, seiner neuen Bürgerin einen Kuss auf die Hand zu hauchen – unter coronagerechten Bedingungen. „Da habe ich mich wirklich willkommen geheißen gefühlt“, sagt die Lokaljournalistin.
Coole Erfahrung mit nach Hadersleben genommen
Die Reportage aus dem Nationalmuseum hat Annika Zepke „als coole Erfahrung“ bewahrt. „Das war der Hammer, dass mir aus meiner damaligen Anstellungsposition als Praktikantin so viel Vertrauen entgegengebracht wurde. Da habe ich mich sehr geehrt gefühlt. Würde mich die Chefredaktion erneut fragen, ob ich einen gleichgelagerten Termin wahrnehmen würde, ich würde nicht Nein sagen. Aber danach würde ich nach Hadersleben zurückkehren“, unterstreicht Annika Zepke.
Arbeit ans Herz gewachsen
Der jungen Lokaljournalistin ist die Arbeit in der Domstadt ans Herz gewachsen.
Während ihres Studiums hatte sie noch davon geträumt, dass Reportagen wie die in Kopenhagen zu ihrem Arbeitsalltag gehören. Seitdem sie in Hadersleben arbeitet, änderte sich ihre Einstellung.
Ihr gefällt es, dass sie die Leute hinter den Geschichten kennt, die sie schreibt. „Es ist vielleicht nicht so aufregend und weltbewegend. Aber es gibt mir viel mehr, wenn sie mir persönlich von ihrer Sache erzählen und ich weiß, wie viel Herzblut sie darin haben fließen lassen.“