Sommerbarock
Mit dem Kulturerbe des Grenzlandes auf Tuchfühlung
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Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit im Vorjahr haben sich die Haderslebener Sopranistin Maria Johannsen und der slowakische Stargeiger Peter Spissky um eine Neuauflage des Interreg-Projekts „Sommerbarock“ bemüht: mit Erfolg. Das deutsch-dänische Barockprojekt wird in diesem Jahr noch größer und internationaler.
Unveröffentlichte Noten, Tanzen wie am Hof von Versailles und ein Konzert als Geschenk zur EU-Präsidentschaft – die zweite Auflage des deutsch-dänisch-tschechischen Interreg-Projekts „Sommerbarock“ hat einige Besonderheiten zu bieten.
Im vergangenen Jahr hatte die Sopranistin mit Wurzeln in der deutschen Minderheit in Hadersleben, Maria Johannsen, zusammen mit ihren musikbegabten Töchtern Anna und Giuly Johannsen das Projekt „Sommerbarock“ ins Leben gerufen.
Über die deutsch-dänischen Grenzen hinaus bekannt
Dem Mutter-Tochter-Trio war es auch gelungen, den slowakischen Stargeiger Peter Spissky mit ins Boot zu holen, was das mehrtägige Workshop-Projekt auf dem Knivsberg mitsamt seinen Abschlusskonzerten in Nordschleswig erst recht zu einem Erfolg werden ließ.
Nun geht das Projekt, das mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird, in die zweite Runde. Mit dabei sind wieder mehr als ein Dutzend Musikerinnen und Musiker aus ganz Europa. „Wir haben verblüffend großen Erfolg mit Leuten aus dem Ausland“, stellt Maria Johannsen fest, „diesmal reisen sogar welche aus Polen und Frankreich an.“
Barockmusikerinnen und -musiker schwingen das Tanzbein
Doch nicht nur bei den Teilnehmenden geht es international zu – auch das diesjährige Workshop-Angebot gestaltet sich kultur- und grenzübergreifend. Während der slowakische Barockgeiger Peter Spissky den instrumentalen Teil der Studientage auf dem Knivsberg übernimmt, weiht die gebürtige Schwedin Karin Modigh die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Kunst der barocken Tänze und Gesten ein. Die Choreografin und Regisseurin lebt in Paris und hat laut Johannsen in Versailles bereits große Barockinszenierungen instruiert.
Während die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer somit lernen, das Tanzbein im barocken Stil zu schwingen, können auch andere Musikinteressierte etwas über die Bühnendarstellungen im Barockzeitalter lernen. Denn Karin Modigh hält im Rahmen des Sommerbarocks am 28. Juni einen Vortrag auf dem Knivsberg.
Doch nicht nur mit Blick auf den Tanzunterricht werde sich die Neuauflage des Sommerbarocks von dessen Erstausgabe unterscheiden, meint Maria Johannsen: „Es wird ganz anders, weil wir in diesem Jahr mit Schloss Gottorf einen neuen Projektpartner haben.“
Bokemeyer Sammlung neu interpretiert
Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf wird nicht nur der Austragungsort für eine Reihe kleinerer Konzerte der Barockmusikerinnen und -musiker, sondern auch inhaltlich ein zentraler Dreh- und Angelpunkt.
Das Schloss Gottorf, Mittelpunkt des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf, war im 17. Jahrhundert ein kulturelles Zentrum für Musik, Kunst, Wissenschaft und Poesie und darüber hinaus Ursprung von knapp 2.000 musikalischen Werken, die dort aufgeführt und teilweise auch komponiert wurden.
Aus diesen unter dem Namen „Bokemeyer Sammlung“ zusammengefassten Werken werden auch die Workshop-Teilnehmenden einige Stücke einstudieren. „Damit sind wir ganz dicht am Kulturerbe des Grenzlandes dran“, freut sich die Sopranistin aus Hadersleben.
Daher werde auch Dr. Uta Kuhl, die Kuratorin der Stiftung, am 28. Juni auf dem Knivsberg einen Vortrag halten und den Grenzlandbewohnerinnen und -bewohnern Einblicke in die Hofmusik auf Schloss Gottorf gewähren.
Ein Konzert als Geschenk
Abgerundet wird das mehrtägige Workshopevent mit Konzerten auf Schloss Gottorf in Schleswig, im Christiansfelder Schwesternhaus sowie in der Christianskirche in Kopenhagen. Letzteres werde von der tschechischen Botschaft gesponsert und sei ein Geschenk anlässlich der Übernahme des EU-Ratsvorsitzes: Von Juli bis Dezember wird Tschechien diesen Posten innehaben.
„Wir sind sehr, sehr glücklich mit den Kooperationspartnern und den Musikerinnen und Musikern, die wir gewinnen konnten“, betont Maria Johannsen, die bereits Pläne für die dritte Ausgabe des Sommerbarocks hat, und ergänzt lachend: „Aber jetzt bringen wir erst einmal dieses über die Bühne.“