GRENZÜBERSCHREITENDES
Neue Allianz will Bahnverkehr im Grenzland besser machen
Neue Allianz will Bahnverkehr im Grenzland besser machen
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Wenn der Fehmarnbelt-Tunnel fertig ist, dann soll der Jütland-Korridor nicht versanden. Zu diesem Zweck hat der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler mit prominenter Unterstützung eine Bahnallianz ins Leben gerufen, um die Verkehrsverbindungen zwischen Hamburg und Aarhus zu stärken und Potenziale für die Region auszuloten.
Es ist so ein wenig das „Who is who“ der dänisch-deutschen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, das sich am Dienstagmorgen im Regionskontor in Pattburg zusammengefunden hatte, um die „Interessenallianz für den grenzüberschreitenden Verkehr“ ins Leben zu rufen.
Neben den Bürgermeistern der vier nordschleswigschen Kommunen und Flensburgs, waren auch die Folketingsmitglieder Sofie Lippert und Jens Meilvang, mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete (etwa Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck), der Europaparlamentarier Rasmus Andresen und weitere Akteure eingeladen, die teils virtuell teilnahmen.
Auftakt mit Statement und konkreten Forderungen
Und auch wenn nicht alle kamen, so zogen Initiator Stefan Seidler, Bundestagsabgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), der Dänemark-Beauftragte der Landesregierung, Johannes Callsen (CDU), und Jens Wistoft (Venstre) von der Region Süddänemark ein positives Fazit der Auftaktveranstaltung. Die drei standen bei einem „Doorstep“ Rede und Antwort.
Noch eine deutsch-dänische Arbeitsgruppe? Noch ein grenzüberschreitendes Bündnis? Angesichts des sich verschlechternden Bahnverkehrs im Grenzland offenbar notwendig. Seidler sprach von einer „sehr erfolgreichen Runde“. Zum Auftakt sei es darum gegangen, wie der Jütland-Korridor für die Zukunft gestärkt werden könne.
Jütland-Korridor soll nicht abgehängt werden
„Das, was wir in den vergangenen Monaten und im vergangenen Jahr erlebt haben, ist, dass wir in dieser Region mehr und mehr abgehängt werden.“ Würde diese Sorge im Bund, im Folketing oder bei den Bahngesellschaften geäußert, so höre man oft, es käme ja der Fehmarnbelt-Tunnel. „Wir stehen Seite an Seite und machen uns etwas breiter, weil wir sagen, der Jütland-Korridor darf auch nach 2029 nicht abgehängt werden“, so Seidler. Die Region müsse weiterentwickelt werden.
Die Allianz hat das Ziel, dass sich die verschiedenen Akteurinnen und Akteure auf ihren jeweiligen Ebenen dafür einsetzen, die Jütland-Verbindung zu stärken und auszubauen. Dafür wurde eigens eine Absichtserklärung veröffentlicht, und es gibt auch konkrete Forderungen.
Das hier bedeutet richtig viel für unsere Region, für die Menschen, die hier leben. Es betrifft 3,1 Million Menschen in unserer Region.
Jens Wistoft
Hohe Bedeutung für Menschen vor Ort
„Die Region Sønderjylland-Schleswig ist seit 27 Jahren der Ort, wo die grenzüberschreitenden Herausforderungen gesammelt werden“, sagte Jens Wistoft, der ebenfalls von einem „richtig guten Treffen“ sprach. Für die Region Süddänemark sei der Jütland-Korridor zweifelsohne von Bedeutung. „Das hier bedeutet richtig viel für unsere Region, für die Menschen, die hier leben. Es betrifft 3,1 Million Menschen in unserer Region“, so der Vorsitzende für die Region Sønderjylland-Schleswig, der in Krusau (Kruså) lebt.
Die Deutsche Bahn sei ein Schlüsselspieler für den grenzüberschreitenden Verkehr, so Wistoft. Johannes Callsen bestätigte dies und ergänzte: „Das Problem ist, dass es eigenwirtschaftliche Verkehre sind. Die Deutsche Bahn entscheidet nach betriebswirtschaftlichen Kriterien, wann sie wo fährt.“ Dementsprechend sei es wichtig, mit Nachdruck bei der Bahn und auf politischer Ebene in Berlin für die Strecke Hamburg-Aarhus einzutreten.
Potenziale des Jütland-Korridors
„Zusätzlich geht es auch darum, auszuloten, welche Potenziale die Jütland-Route in der Zukunft hat“, so der Dänemark-Beauftragte. Dabei hob Callsen etwa Esbjerg hervor, das eine große Rolle im Bereich erneuerbarer Energien spielt. Außerdem nannte er den Tourismus in der Region.
Die Zusammenarbeit, die wir hier mit vielen Akteuren und der Wirtschaft, die auch das Geld mitbringt und vorangeht, in einem großen geografischen Umfeld zwischen Vejle und Kiel haben, wird mit der Allianz noch einmal hervorgehoben.
Jens Wistoft
Zerstückelte Hochleistungsstrecke
Der Status quo sei, dass die Route Hamburg-Fredericia-Aarhus „momentan ziemlich zerhackstückelt“ ist, so Seidler. „Das marodeste Schienennetz in Deutschland ist die Strecke Hamburg-Flensburg.“ Auf dänischer Seite fehle die Doppelspur auf dem Abschnitt Pattburg-Tingleff (Tinglev). Hier liege nur die Finanzierung vor, so Seidler. Mit dem Umsteigepunkt Tingleff gebe es keinen zusammenhängenden Fernverkehr in der Grenzregion. „Und das auf einer Strecke, die sowohl vom Bundesverkehrsministerium als auch von der Europäischen Kommission als Hochleistungsstrecke bezeichnet wird“, so der SSW-Bundestagsabgeordnete. Neben der langfristigen Entwicklung brauche es kurzfristig einen Fernhaltepunkt, damit die Züge nicht vorbeirauschen, so Seidler. Flensburg-Weiche (Flensborg-Sporskifte) liege da auf der Hand.
Auftakt ohne Bahnakteure
Weder die Deutsche Bahn noch die Dänischen Staatsbahnen (DSB) waren zu der Auftaktveranstaltung geladen. Dies sei absichtlich nicht geschehen, so Seidler. Dennoch sei man im ständigen Austausch mit beiden Akteuren. Beim kommenden Treffen der Allianz im Herbst sei dann vorgesehen, dass Vertreterinnen und Vertreter hinzukommen. „Jetzt geht es erst mal um den politischen Schulterschluss“, sagt der SSW-Politiker.
Wirtschaftsregion stärken
Wistoft lobte die bisherige gute Zusammenarbeit mit Callsen und der Regierung in Kiel, die durch die neue Allianz auf ein höheres Level gehoben werde, wo auch die Entscheider sitzen – auf dänischer Seite etwa DSB und Netzbetreiber Banedanmark. „Die Zusammenarbeit, die wir hier mit vielen Akteuren und der Wirtschaft, die auch das Geld mitbringt und vorangeht, in einem großen geografischen Umfeld zwischen Vejle und Kiel haben, wird mit der Allianz noch einmal hervorgehoben.“ Er sei sicher, dass man mit dem Netzwerk viel erreichen kann und nennt neben dem Bahnverkehr auch den hohen Bedarf an Arbeitskräften, die Klima-Agenda der Region und den Stromnetzausbau mithilfe erneuerbarer Energien. Hier sei die Kommune Apenrade (Aabenraa) Vorreiter bei Fotovoltaik.