Deutsche Minderheit

Die konfliktreiche Minderheitengeschichte als Hintergrund für einen Mord

Die konfliktreiche Minderheitengeschichte als Hintergrund für einen Mord

Krimi: Tödliche Minderheitengeschichte

Apenrade/Aabenraa
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In „Stumme Gräber“ geht es um die Aufklärung des Mordes an einem jungen Minderheiten-Deutschen. Foto: Anna-Lena Holm

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Es müssen nicht immer Sachbücher sein, die Wissen vermitteln. H. Dieter Neumann hat in seinem neuesten Kriminalroman „Stumme Gräber“ ein Verbrechen im Kontext der Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes geschehen lassen. Der Autor erzählt, was ihn dazu bewegt hat, die Minderheiten-Gesellschaften in seinem Buch abzubilden.

Ein Krimi vor dem Hintergrund geschichtlicher Fakten erfüllt gleich zwei Bedürfnisse vieler hingebungsvoller Leserinnen und Leser. Er verknüpft Unterhaltung mit Wissenserweiterung und ist daher eine beliebte Kombination für den anspruchsvollen Ferien-Kopf.

Das deutsch-dänische Grenzgebiet blickt auf eine jahrhundertelange, facettenreiche Vergangenheit zurück. Die Geschehnisse und Entwicklungen vor und nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 sind für manch eine geschichtlich und kulturell ambitionierte Person in Nord- und Südschleswig interessant.

So auch für H. Dieter Neumann, der seinen neuesten Kriminalroman in den Kontext der deutsch-dänischen Geschichte setzt.
Es ist die dritte Reportage, in die der Schafflunder Autor seine Protagonistin, die Fernseh-Journalistin Kira Lund, schickt.

Beim Krimigenuss etwas lernen

Neumanns Kriminalroman hat einen Anspruch: Er möchte einen Teil der beleuchten, der im Rest Deutschlands kaum bekannt ist und die Besonderheit der Minderheiten-Gesellschaften in den Fokus rücken. „Ich bin in ganz Deutschland unterwegs. Und südlich von Hamburg hat kaum einer je etwas von diesem Teil der deutschen Geschichte gehört“, erzählt der Autor von seinen Erfahrungen, die er auf Lesereisen in Städten wie Dortmund oder Köln gesammelt hat. „Kaum einer weiß etwas über die deutsche oder die dänische Minderheit und deren Zusammenleben, das seit mehr als 100 Jahren so beispielhaft funktioniert. Das ist faszinierend für jemanden, der hier lebt.“

Ich bin in ganz Deutschland unterwegs. Und südlich von Hamburg hat kaum einer je etwas von diesem Teil der deutschen Geschichte gehört.

H. Dieter Neumann
Autor H. Dieter Neumann hat die besondere Dynamik im deutsch-dänischen Grenzland in seinem neuesten Kriminalroman zum wichtigen Dreh- und Angelpunkt gemacht. Foto: Privat

Der in Hamburg aufgewachsene Autor hat seit Jahrzehnten seinen Lebensmittelpunkt in Südschleswig und ist mit der Omnipräsenz des Dänischen in seinem Alltag bestens vertraut. 

„Im deutsch-dänischen Grenzland treffen unterschiedliche Traditionen und Mentalitäten aufeinander. Dass das einen massiven Einfluss auf das kulturelle und soziale Zusammenleben hat, ist doch selbstverständlich“, konstatiert Neumann. Diese Besonderheit in einem Spannungsroman aufzugreifen, habe er immer als sehr reizvoll empfunden. 

Das eigene Geschichtswissen plus die Ambition, den in Deutschland zu wenig beleuchteten Teil der eigenen Geschichte sichtbarer zu machen, seien das Fundament, auf dem die Geschichte rund um einen mysteriösen Todesfall baut. Neumann webt in seinem neuesten Kriminalroman geschichtliche Tatsachen in den Kontext der deutsch-dänischen Grenzlandfreundschaft ein.

Südschleswig-Reporterin auf Mord-Recherche in Nordschleswig

In „Stumme Gräber“ schickt Neumann seine Protagonistin, die Fernsehreporterin Kira Lund, los, um die Hintergründe des Mordes an einem Jugendlichen, der Teil der deutschen Minderheit ist, während eines Sommercamps an der Flensburger Förde zu recherchieren. 

Lund, die selbst Südschleswigerin ist, merkt schnell, dass sie auch nördlich der Grenze nach Spuren suchen muss. Der Fall konfrontiert sie mit einer Reihe an Morden, die in der Zeit des Ersten Weltkriegs ihren Anfang nehmen. Es ist eine jahrhundertealte Familienfehde, deren Zyklus der Rache bis in die Gegenwart hineinreicht.

„Als Südschleswigerin ist sie in der Lage, in Dänemark zu schalten und walten, wie sie will“, erklärt Neumann seinen Kniff. „Polizisten können nicht eben über die Grenze und dort ermitteln. Die Reporterin kann das. Und dadurch entsteht eine Geschichte, die man aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählen kann und die dadurch eigentlich erst rund wird.“ Und so befragt Lund nördlich der Grenze Verdächtige und folgt mit der Selbstsicherheit, die ihr der eigene Dänemark-Bezug gibt, ihrem Bauchgefühl. Was die Investigativ-Reporterin Lund zwar auf die richtige Spur, aber auch in akute Lebensgefahr bringt. 

„Stumme Gräber“ ist im Piper Verlag, München, erschienen und ist auch als E-Book und Hörbuch erhältlich.

 

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