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Weshalb sie in Deutschland den Schlüssel andersherum einstecken, als wir in Dänemark
Weshalb sie in Deutschland den Schlüssel andersherum einstecken, als wir
In Deutschland stecken sie den Schlüssel andersherum ein
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Der kleine Unterschied: Warum stecken sie südlich der Grenze den Haustürschlüssel mit den Zacken nach unten ins Türschloss? Die Antwort hat vor allem mit Traditionen zu tun. Eine Museumsleiterin erklärt die Hintergründe.
Der Schlüssel zur Wahrheit sei das beständige Fragen, sagte schon der Mittelalter-Philosoph Abaelardus. Wir fragen uns heute, weshalb der Schlüssel in Dänemark und Deutschland zwar ziemlich gleich aussieht – jedoch in der Regel andersherum benutzt wird.
„Ja, wir stecken in Deutschland den Schlüssel mit dem Schlüsselbart nach unten in den Zylinder ein – in vielen Ländern wird das andersherum gemacht, beispielsweise auch in England“, sagt Yvonne Gönster, Leiterin des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in Velbert in Nordrhein-Westfalen. Das Museum ist nach eigenen Angaben das einzige wissenschaftlich geführte Museum für Schließ- und Sicherheitstechnik weltweit.
„Ich war im September noch in Dänemark, und um in unser Ferienhaus zu kommen, mussten wir ebenfalls den Schlüssel andersherum einstecken; also aus unserer Perspektive andersherum und aus Ihrer Perspektive richtig herum“, sagt Gönster zum „Nordschleswiger“.
Den Beitrag zum Thema im Podcast „Mojn Nordschleswig“ hören:
Die Schlüssel gleichen einander in Deutschland und Dänemark
In Dänemark stecken wir den Haustürschlüssel also in der Regel mit dem Schlüsselbart, also den Zacken, nach oben ins Schloss. In Deutschland ist das die absolute Ausnahme. Warum ist das so?
Die Schlüssel sehen sich schließlich sehr ähnlich. Lediglich das spezifische Design am Griff, der sogenannten Räute, unterscheidet sich teils stark von Hersteller zu Hersteller. Bei uns in Dänemark zum Beispiel benutzt der Marktführer häufig eine gleichschenklige Trapezform als Räute. Viele deutsche Hersteller bevorzugen ein kreisrundes Design.
Doch die Schlüssel sehen sich nicht nur sehr ähnlich. Die auf Sønderjysk „Løchel“ genannten Werkzeuge funktionieren in Dänemark und Deutschland auch weitestgehend gleich, verrät Yvonne Gönster.
„Es handelt sich hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach um Vorlieben für bestimmte Schließzylinder. Der Rundzylinder wird normalerweise so eingebaut, dass der Schlüsselbart nach oben zeigt. Bei dem in Deutschland beliebten Profilzylinder zeigt der Bart nach unten“, erklärt sie.
Regionale Vorlieben – ohne technische oder rechtliche Bewandtnis
„Grundsätzlich ist es so, dass auch heute noch regionale Vorlieben bei der Wahl von Schlössern bestehen. Oft gehen diese Vorlieben auf Gewohnheiten oder Traditionen zurück, ohne dass es einen eindeutigen Grund dafür gibt. In Großbritannien zum Beispiel wird man keinen Profilzylinder in der Haustür finden; in Deutschland hingegen in nahezu jeder Haustür“, so Gönster. Entsprechend vermutet sie, dass sich der Rundzylinder in Dänemark schlicht durchgesetzt habe.
„Ich vermute, dass es eine zufällige Entwicklung und daher eine Vorliebe ist“, so die Museumsleiterin.
Hersteller: Eine Frage der Tradition
Bekräftigt wird sie in ihrer Vermutung vom Marktführer in Dänemark, der schwedischen Assa Abloy AB, die hierzulande unter dem alten dänischen Markennamen Ruko auftritt (benannt nach dem Erfinder Rudolf Koreska).
„Die Schlossindustrie ist einer der ältesten Industriezweige der Welt und zeichnet sich durch lokale Standards aus, die sich von Land zu Land unterscheiden. Wenn es um mechanische Schlösser geht, haben die meisten Länder ihre ,eigene’, alte lokale Schlossmarke, wie Ruko in Dänemark, Ikon in Deutschland, Assa in Schweden, Abloy in Finnland usw. Das sind alles alte lokale Erfindungen“, schreibt eine Sprecherin von Assa Abloy in ihrer Antwort an den „Nordschleswiger“.
Dass bei uns in Dänemark also bei den Rund- und Ovalzylindern der Schlüsselbart meistens nach oben weisend eingesteckt wird, ist eine Frage der Tradition. Der Zylinder wird einfach andersherum eingebaut als zum Beispiel in Deutschland.
Einen praktischen Vorteil hat die skandinavische Variante laut „Facebook“-Kommentaren offenbar. Wie es in mehreren Kommentaren zu diesem Artikel heißt, verhindere die Ausrichtung des Zylinders nach oben in Skandinavien, dass sich Feuchtigkeit im Mechanismus ablagern und gefrieren kann. Wir haben das allerdings nicht überprüft.
Übrigens: Bei den oft altmodisch und einfach gehaltenen Zimmerschlüsseln innerhalb von Wohnungen zeigt auch bei uns in Nordschleswig und Dänemark der Bart meistens nach unten. Und weshalb wir in Dänemark an manchen Türen erst einmal die Türklinke nach oben drücken müssen, bevor wir abschließen können, oder weshalb Haustüren hier meistens keine Schnappschlösser haben – diese Fragen klären wir ein anderes Mal an dieser Stelle.
Red. Anmerkung: Der Artikel wurde am 15.9. um den vorletzten Absatz ergänzt.