Folkemøde
Demokratiefestival: Die Ruhe vor dem Ansturm
Demokratiefestival: Die Ruhe vor dem Ansturm
Demokratiefestival: Die Ruhe vor dem Ansturm
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Die kleine Stadt Allinge auf Bornholm trifft die letzten Vorbereitungen für das diesjährige Folkemøde. Zwischen 30.000 und 40.000 Besuchende pro Tag werden zu der Veranstaltung erwartet.
An den Straßencafés am Hafen der einstigen Fischereistadt Allinge genießen die Menschen am Donnerstagmittag die Sonne, die nur gelegentlich von vorbeiziehenden Wolken unterbrochen wird. Fast könnte man meinen, es sei ein ganz normaler vorsommerlicher Tag, an dem Touristinnen und Touristen die Idylle genießen möchten.
Doch auf der Kopfsteinpflasterstraße herrscht ungewöhnlich reger Betrieb. Von der einen Seite kommen Menschen mit Rollköfferchen und von der anderen eine Gruppe junger Menschen, die ihr Quartier offensichtlich schon gefunden, oder eher ihr Zelt aufgeschlagen hat. Sie möchte am jährlichen Demokratiefestival, dem Folkemøde, teilnehmen.
Folkemøde wird dem Namen gerecht
Und sie sind nur der Vortrupp: Im vergangenen Jahr besuchten fast 30.000 Menschen bereits am ersten Tag die Veranstaltung. Am Sonnabend waren es sogar mehr als 40.000.
Vor wenigen Tagen war der Hafen von Allinge noch weitgehend leer. Jetzt liegen hier dicht gepackt Holzschiffe. Auf ihnen werden noch letzte Vorbereitungen getroffen, doch spielt sich dies in eher ruhigem Tempo ab. Die verschiedenen Veranstaltenden scheinen die Dinge im Griff zu haben.
Mehrere Hundert Bühnen
Ab Donnerstag werden hier Diskussionen und Talks stattfinden. Und nicht nur hier: Auf mehreren Hundert Bühnen im Freien, in Zelten und auf Booten werden in den drei Tagen des Demokratiefestivals 2.800 Veranstaltungen stattfinden. Darunter finden wir auch das Südschleswig-Zelt, in dem die dänische Minderheit und die Grænseforeningen Gespräche zu Themen über das Grenzland anbieten.
Ganz Allinge ist Teil des Folkemødes und wird ab Mittwochnachmittag zu großen Teilen für den Verkehr gesperrt. Noch ist es also gestattet, durch den Ort zu fahren. Es ist jedoch ratsam, einen Umweg zu wählen, denn von Fahren ist hier kaum noch die Rede. Überall versperren Lieferwagen und Lkws, von denen irgendetwas abgeladen wird, die Straße.
Politik zum Anfassen
Das Folkemøde wurde 2011 von dem aus Randershof (Randershoved) stammenden Venstre-Politiker Bertel Haarder ins Leben gerufen. Er hat Wurzeln in der Heimvolkshochschul-Bewegung und wollte eine Kombination aus „Roskildefestival und Politkerinnen- und Politiker-Tierschau“ schaffen, wo man die hohen Tiere aus nächster Nähe begutachten kann.
Sie ist als Veranstaltung des Dialogs zwischen Politik, Verbänden, NGOs und Bevölkerung gedacht. Die Veranstaltenden reichen von A wie „Aidsfondet“ über „Dyrenes Beskyttelse“, „Kvindelige Veteraner“ und die „Sydbank“ bis „Aarhus Universitet“.
Debatte über Umgang mit Demos
In diesem Jahr gab es in den Wochen vor dem Festival eine heftige Diskussion darüber, wie der Gedanke des Dialogs ausgelegt werden soll. Der Direktor des Folkemødes, Peter Christiansen, hatte vorgeschlagen, dass Veranstaltende eventuelle Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Bühne beten sollten.
Das führte zu heftiger Kritik von vielen Seiten. Seither stellte das Folkemøde klar, dass Personen, die Veranstaltungen bewusst stören wollen, nicht willkommen sind. Dem sozialdemokratischen Folketingsabgeordneten Benny Engelbrecht aus Atzbüll (Adsbøl) reichte diese Richtigstellung jedoch nicht aus. Er hat seine Teilnahme abgesagt.
Propalästinensische Aktivistinnen und Aktivisten haben Störaktionen angekündigt. Die kommenden Tage werden zeigen, ob sie sie durchführen und wie die Veranstaltenden gegebenenfalls damit umgehen.