EU-Vorbehalt

BDN-Chef: „Das ist ein Sieg der Solidarität“

BDN-Chef: „Das ist ein Sieg der Solidarität“

BDN-Chef: „Das ist ein Sieg der Solidarität“

Apenrade/Aabenraa
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Hinrich Jürgensen
Hinrich Jürgensen ist kein Freund gewaltsamer politischer Lösungen. Über das Ja der Däninnen und Dänen zu voller militärischer Zusammenarbeit innerhalb der EU ist er jedoch froh (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

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Nordschleswig und Dänemark stimmen für ein Ende des Verteidigungsvorbehalts – ein „klarer Schritt für mehr Beteiligung in der EU“ sagt Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender der deutschen Minderheit.

Für Hinrich Jürgensen ist es „historisch“, was sich am Mittwoch in Dänemark ereignet hat.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Dänemark, sagt am Wahlabend, als das Ergebnis schon als gesichert gilt, er sei „froh über das so deutliche Ja. Ich bin eigentlich gegen Aufrüstung und Krieg, aber muss auch erkennen, dass die Zeiten sich geändert haben. Wenn man Frieden und Abrüstung haben will, braucht es dazu zwei Partner. Und wenn die andere Seite nicht will, dann muss man darauf reagieren“.

Jürgensen sieht insgesamt einen historischen Wandel in den Köpfen der Menschen in Dänemark in Bezug auf die EU-Politik: „Ich sehe es als einen Sieg der Solidarität. Bisher hat Dänemark immer die Rosinen herausgepickt, wo man Vorteile hat, und mochte sonst Verantwortung nicht übernehmen. Das hier aber ist jetzt ein Schritt hin zu mehr Beteiligung und Solidarität in der EU. Gerade in dieser Zeit ist das unwahrscheinlich wichtig, nach außen zu zeigen, dass man zusammensteht.“

Nordschleswig unter dem Landesdurchschnitt

Mehr als zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler haben der Prognose von „Danmarks Radio“ zufolge, die dem Interview mit Jürgensen zugrunde liegt, dafür gestimmt, dass Dänemark sich voll in der EU-Verteidigungszusammenarbeit engagiert und seinen Vorbehalt aufgibt.

Dafür, dass die Zustimmung in den vier nordschleswigschen Kommunen dabei insgesamt niedriger ist als landesweit, macht Jürgensen den inzwischen geschwächten, aber noch immer starken Zuspruch für die national orientierte Politik der Dänischen Volkspartei (DF) auf dem Lande verantwortlich: „Als DF auf ihrem höchsten Stand mit 21 Prozent landesweit war, hatten wir über 30 Prozent DF-Wähler in unserem Landesteil. Und das spiegelt sich auch in dieser Abstimmung wider.“

Neben der Neuen Bürgerlichen und der Einheitsliste war die DF eine von nur drei Folketingsparteien, die für ein Nein geworben hatten.

Die deutsche Minderheit selbst sei „immer pro-europäisch gewesen, aber das bedeutet nicht, dass alle zwangsverpflichtet sind. Und ich bin mir auch ganz sicher, dass in der Minderheit einige auch eher skeptisch waren. Aber dafür haben wir Demokratie, und darüber sind wir froh“, so Jürgensen.

Solidarität mit den EU-Ländern – und mit den USA

Froh sei er auch über das Ergebnis deshalb, weil es „die Solidarität mit den anderen EU-Ländern zeigt, und dass wir auch stark mit den nordischen Partnern vertreten sind, wo Norwegen ja sogar mitmacht, obwohl sie gar nicht in der EU sind. Und es zeigt auch Solidarität mit den Amerikanern, dass sie nicht immer den Hintern hinhalten müssen, sondern dass wir auch selber in der EU die Dinge lösen.“

Jürgensen sieht auch Vorteile für die Sicherheit im Bereich Cyberkriminalität. Dänemark könne seinen hohen technischen Standard einbringen und ökonomisch profitieren. „Und ich glaube, dass Corona auch gezeigt hat, wie wichtig es ist, dass man Dinge gemeinsam entwickeln kann“, so Jürgensen.

Die Nähe zwischen den deutschen und dänischen Militärs habe es auch bisher schon gegeben, sagt er. „Für die ist das nie ein Problem gewesen, es wurde über viele Jahre fantastisch zusammengearbeitet. Bestes Zeichen ist die gemeinsame Gedenkfeier auf Düppel. Das Problem war eher die Bevölkerung, die noch nicht so weit war in den Köpfen.“

 

 

 

 

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