Geschichte

Umbau des Fröslevlagers: „Kein Vergnügungspark“

Umbau des Fröslevlagers: „Kein Vergnügungspark“

Umbau des Fröslevlagers: „Kein Vergnügungspark“

Fröslee/Frøslev
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Idyllische Anlage mit Geschichte: Das Fröslevlager (Frøslevlejren) bei Pattburg Foto: DN

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Die Pläne zur Umwandlung des Fröslevlagers in ein „Erlebniscenter“ nehmen Form an. Der Leiter des Fröslev-Museums, Erling Mario Madsen, hofft auf steigende Besucherzahlen und lobt das Vorhaben, das Lager noch attraktiver für Interessierte zu gestalten. Gleichzeitig mahnt er jedoch, dass es gelingen müsse, das Lager als Gedenkstätte und Ort des Respekts zu bewahren, weshalb ihm der Begriff „Erlebniscenter“ missfällt.

Das Fröslevlager bei Pattburg (Padborg) ist eines der am besten erhaltenen Gefangenenlager Europas. Die dort heute zu findenden Museen, Ausstellungen und Baracken bieten einen Einblick in die Geschichte des Lagers, von der deutschen Besatzung Dänemarks während des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Nun soll das ehemalige Internierungslager umgebaut werden, um es „authentischer“ erscheinen zu lassen und mehr Besuchende anzulocken.

Wir hoffen, dass sich an die Spielregeln gehalten wird. Wir sprechen hier von einer Gedenkstätte, und mir ist wichtig, dass das respektiert wird. Das Lager ist kein Wikinger- oder Vergnügungspark.

Erling Mario Madsen

Grasflächen und Eichenbäume sollen entfernt und durch Schotter, Schlamm und Stacheldrahtzäune ersetzt werden. Zudem sollen alte Laternen aufgestellt werden, wie zur Zeit um 1944. Dies zumindest ist der Wunsch der Entwicklungskoordinatorin des Fröslevlagers, Ditte Dyrbo Hviid, die das 100 Millionen Kronen schwere Projekt unter anderem in Zusammenarbeit mit der Kommune Apenrade (Aabenraa) und dem dänischen Nationalmuseum (Nationalmuseet) in die Wege geleitet hat. Zu den geplanten Maßnahmen zählen auch die Errichtung eines Empfangszentrums für Besuchende sowie eines Gedenkhains innerhalb des Lagers.

Stacheldrahtzäune sollen die Authentizität des Ortes steigern. Foto: Carsten Andreasen/Ritzau Scanpix

Warten auf finanzielle Mittel

„Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Kommune Apenrade, die das Projekt finanziell unterstützt. Gleichzeitig hoffen wir auf finanzielle Unterstützung vom Staat, und wir müssen bei einigen der großen Stiftungen vorstellig werden“, sagt Hviid zu „TV Syd“. „Das Fröslevlager ist ein wichtiger Teil der dänischen Geschichte. Hier geht es um Menschen, die Außergewöhnliches geleistet haben und um erstaunliche Geschichten und Schicksale, die in noch besseren Rahmen dargestellt werden sollten“, meint Hviid.

 

Geschichte des Lagers

Das Internierungslager Fröslev (dänisch: Frøslevlejren) wurde 1944 kurz hinter der deutsch-dänischen Grenze errichtet und am 13. August 1944 in Betrieb genommen. Es war für etwa 1.500 Gefangene gedacht. Die Gesamtzahl der Inhaftierten beläuft sich auf etwa 12.000 Gefangene.

Das Lager wurde auf eine dänische Initiative hin gebaut, um die Deportation von dänischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern in deutsche Konzentrationslager zu vermeiden. Entgegen aller Vereinbarungen wurden dennoch ca. 1.600 Gefangene aus Fröslee in Konzentrationslager weitergeschickt.

Kurz nach dem Krieg wurde der Name des Lagers in „Fårhuslager“ geändert. Von Mai 1945 bis zum Herbst 1949 diente das Lager als Straflager für dänische Landesverräter. In den viereinhalb Jahren waren für kürzere oder längere Zeit mehr als 5.000 Personen inhaftiert. Auch etwa 3.500 Mitglieder der deutschen Minderheit wurden nach dem Kriegsende aufgrund verschiedener Tatbestände hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht verhaftet und gemeinsam mit dänischen Kollaborateuren im Faarhus-Lager interniert.

1983 beschlossen das damalige Amt Nordschleswig („Sønderjyllands Amt“) und die Gemeinde Bov (Bau) die Gründung der freien Trägerschaft des Fröslevlagers. Sie wurde am 1. Januar 1984 realisiert. Das Lager liegt seit der Kommunalreform in der Kommune Apenrade (Aabenraa). Im Lager befinden sich eine Nachschule und Ausstellungen verschiedener Organisationen.

Der Betriebsleiter des Museums im Lager, Erling Mario Madsen, sagt im Interview mit dem „Nordschleswiger“ ebenfalls, dass im Lager noch ein erhebliches Entwicklungspotenzial stecke.

„Es gibt viele Menschen, die nicht viel über das Fröslevlager wissen. Der Plan ist, das Lager so lebendig wie möglich darzustellen, um das Interesse der Besuchenden zu wecken“, so Madsen, laut dem es deshalb unter anderem besondere Abendführungen entlang der nachgestellten Stacheldrahtzäune und Minenfelder geben soll.

 

Während Hviid laut „TV Syd“ hofft, dass es gelingt, für genügend finanzielle Mittel zu werben, um das Fröslevlager in ein „Erlebniscenter“ („oplevelsescenter“) zu verwandeln, hält Madsen diesen Begriff im Interview mit dem „Nordschleswiger“ für kritisch.

Madsen gegen den Begriff „Erlebniscenter“

„Das ist nicht unser Projekt, da wir hier nur das Museum leiten, aber dennoch haben wir dem Vorhaben zugestimmt, denn ein leeres Museum ist auch nicht wünschenswert. Museen sind dafür da, dass Menschen die Ausstellungen besuchen. Wir hoffen aber, dass sich an die Spielregeln gehalten wird. Wir sprechen hier von einer Gedenkstätte, und mir ist wichtig, dass das respektiert wird. Das Lager ist kein Wikinger- oder Vergnügungspark. Dies ist aber auch nicht das Ziel des Projekts, so wie ich es verstanden habe“, meint Madsen. 

Die Schulen der deutschen Minderheit nutzen zum Teil bereits die einzigartige Gelegenheit, sich mit der Geschichte hier vor Ort auseinanderzusetzen, doch die dänischen Schulen unserer Region sehen wir nicht so häufig. 

Erling Mario Madsen

Deutsche Minderheitenschulen besuchen das Museum

Der Museumsleiter hofft dennoch, dass die Zahl der Besuchenden durch die Umstrukturierungen steigt, und dass in Zukunft vor allem noch mehr interessierte deutsche Gäste vorbeischauen.

„Wir arbeiten daran, die Besucherzahlen zu erhöhen. Das ist ein klares Ziel. Zum Beispiel wollen wir auch auf deutscher Seite und vor allem in Flensburg noch mehr auf uns aufmerksam machen“, erzählt Madsen, laut dem mehrere Klassen der deutschen Minderheitenschulen das Museum in den vergangenen Jahren besuchten.

„Die Schulen der deutschen Minderheit nutzen zum Teil bereits die einzigartige Gelegenheit, sich mit der Geschichte hier vor Ort auseinanderzusetzen, doch die dänischen Volksschulen unserer Region sehen wir hier nicht so häufig. Da wünschen wir uns auch noch mehr Interesse“, so Madsen.

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